Hüttenwirte hoffen auf Start im Mai
Wirte auf dem Berg trifft die Coronakrise hart, auch wenn die Pacht entfällt. Die Bergvereine verlieren Hunderttausende Euro.
SALZBURG. „Es wäre jetzt dahin gegangen mit mehr als 100 Leuten jeden Tag auf der Hütte“, sagt Siegfried Karl. Er ist seit heuer der Wirt der Kürsingerhütte im Obersulzbachtal, die zu dieser Jahreszeit beliebter Ausgangspunkt für Skitouren auf den Großvenediger ist. „Wir haben relativ viel in die Hütte investiert. Es wäre gemütlich und schön, wenn Leute kommen.“
Bis Ende April habe es rund 2500 fixe Buchungen gegeben. Den erwarteten Gästeansturm hat die Coronakrise abrupt beendet. „Das ist brutal, weil ein super Schnee wäre“, sagt Karl. Ende Februar wurden mit dem Hubschrauber Lebensmittel und Getränke auf den Berg gebracht, Anfang März aufgesperrt. Nach zehn Tagen musste der Wirt wieder schließen. Nun lagert allein Bier im Wert von rund 15.000 Euro auf der Hütte, das in den kommenden Wochen ablaufen dürfte. „Das trifft uns.“
Für Sabrina Müller und Andreas Wimmer ist es auf der Dr.Heinrich-Hackel-Hütte in Werfenweng auch die erste Saison als Pächter. „Wir haben zu arbeiten aufgehört, um Hüttenwirte zu werden“, sagt Müller. „Um uns einen Lebenstraum zu erfüllen, der derweil einmal in die Hose gegangen ist“, meint Wimmer. Auch die beiden mussten viel investieren, etwa in ein Kassasystem. Zum Start im März hätten sie sich mit Lebensmitteln und Getränken eingedeckt. „Wir haben einen guten Umsatz erwartet.“Ihre Zuversicht haben die Wirtsleute nicht verloren. „Wir hoffen das Beste, auf einen guten Sommer und die einheimischen Leute.“
Beide Hütten gehören der Sektion
Salzburg des Alpenvereins. „Es trifft uns. Aber mir tun vor allem die Hüttenwirte leid“, sagt der Vorsitzende Roland Kals. „Wir haben selbstverständlich sofort die Pacht eingefroren.“Für die Wirte bleibe die Situation angespannt. „Wir hoffen, dass sie uns bei der Stange bleiben.“
Auch für den Verein selbst sind die Folgen spürbar. „In guten Jahren haben wir interessante Einnahmen über die Übernachtungen“, sagt Kals. Allein seine Sektion nehme so im März, April und Mai gut 100.000 Euro ein. Geld, das auch in die Renovierung von Hütten und die Instandhaltung von Wegen fließt. Das Budget müsse nun umgeplant werden. Neben einem „Run auf die Hütten“nach einer Lockerung der Beschränkung setzt Kals auf die Regierung. „Es ist angekündigt
worden, dass auch Vereine die Verluste ersetzt bekommen können. Aber die Modalitäten sind mir nicht bekannt.“
Es sei noch schwierig, einen Überblick über die 32 Hütten zu erhalten, die allein den Salzburger Sektionen gehören. „Man weiß nicht, wie sich die Situation entwickelt.“Manche höher gelegene Häuser seien noch gar nicht erreichbar und würden erst im Juni öffnen. Man gehe davon aus, dass die Hütten mit der gesamten Gastwirtschaft Mitte Mai wieder in Betrieb gehen dürfen.
In der Zwischenzeit gebe es die Direktive, die Pacht zu reduzieren oder besser ganz auf die Einnahmen zu verzichten. Das wiederum treffe viele Sektionen, für die die Mittel „sicher ausschlaggebend“seien, „wie man an der Peter-Wiechenthaler-Hütte in Saalfelden sieht, wo eine Million Euro investiert werden soll“.
Bei den Naturfreunden, die im
Bundesland 16 Hütten besitzen, ist die Situation ähnlich, sagt die Vorsitzende Sophia Burtscher. Mit den Pächtern strebe man individuelle Regelungen an. Problematisch sei die Situation beim Anton-Proksch-Haus in Werfenweng. „Da einen Pächter zu finden ist schwierig. Das wäre die Cashcow für uns. Im Moment interessiert sich niemand, weil keiner weiß, wann man wieder aufsperren darf“, sagt Burtscher.
Als Pächterin der Rauchenbühelhütte auf dem Gaisberg ist sie selbst mit „größten Verlusten“von den Beschränkungen betroffen. „Wir schießen unser privates Geld ein.“Auch sie hofft, dass der Betrieb Mitte Mai langsam wieder anlaufen kann. „Ich gehe davon aus, dass wir mit dem Gastgarten Abstandsregeln einhalten können.“
„Wir haben natürlich sofort die Pacht eingefroren.“
Roland Kals, Alpenverein