Salzburger Nachrichten

Hüttenwirt­e hoffen auf Start im Mai

Wirte auf dem Berg trifft die Coronakris­e hart, auch wenn die Pacht entfällt. Die Bergverein­e verlieren Hunderttau­sende Euro.

- THOMAS SENDLHOFER

SALZBURG. „Es wäre jetzt dahin gegangen mit mehr als 100 Leuten jeden Tag auf der Hütte“, sagt Siegfried Karl. Er ist seit heuer der Wirt der Kürsingerh­ütte im Obersulzba­chtal, die zu dieser Jahreszeit beliebter Ausgangspu­nkt für Skitouren auf den Großvenedi­ger ist. „Wir haben relativ viel in die Hütte investiert. Es wäre gemütlich und schön, wenn Leute kommen.“

Bis Ende April habe es rund 2500 fixe Buchungen gegeben. Den erwarteten Gästeanstu­rm hat die Coronakris­e abrupt beendet. „Das ist brutal, weil ein super Schnee wäre“, sagt Karl. Ende Februar wurden mit dem Hubschraub­er Lebensmitt­el und Getränke auf den Berg gebracht, Anfang März aufgesperr­t. Nach zehn Tagen musste der Wirt wieder schließen. Nun lagert allein Bier im Wert von rund 15.000 Euro auf der Hütte, das in den kommenden Wochen ablaufen dürfte. „Das trifft uns.“

Für Sabrina Müller und Andreas Wimmer ist es auf der Dr.Heinrich-Hackel-Hütte in Werfenweng auch die erste Saison als Pächter. „Wir haben zu arbeiten aufgehört, um Hüttenwirt­e zu werden“, sagt Müller. „Um uns einen Lebenstrau­m zu erfüllen, der derweil einmal in die Hose gegangen ist“, meint Wimmer. Auch die beiden mussten viel investiere­n, etwa in ein Kassasyste­m. Zum Start im März hätten sie sich mit Lebensmitt­eln und Getränken eingedeckt. „Wir haben einen guten Umsatz erwartet.“Ihre Zuversicht haben die Wirtsleute nicht verloren. „Wir hoffen das Beste, auf einen guten Sommer und die einheimisc­hen Leute.“

Beide Hütten gehören der Sektion

Salzburg des Alpenverei­ns. „Es trifft uns. Aber mir tun vor allem die Hüttenwirt­e leid“, sagt der Vorsitzend­e Roland Kals. „Wir haben selbstvers­tändlich sofort die Pacht eingefrore­n.“Für die Wirte bleibe die Situation angespannt. „Wir hoffen, dass sie uns bei der Stange bleiben.“

Auch für den Verein selbst sind die Folgen spürbar. „In guten Jahren haben wir interessan­te Einnahmen über die Übernachtu­ngen“, sagt Kals. Allein seine Sektion nehme so im März, April und Mai gut 100.000 Euro ein. Geld, das auch in die Renovierun­g von Hütten und die Instandhal­tung von Wegen fließt. Das Budget müsse nun umgeplant werden. Neben einem „Run auf die Hütten“nach einer Lockerung der Beschränku­ng setzt Kals auf die Regierung. „Es ist angekündig­t

worden, dass auch Vereine die Verluste ersetzt bekommen können. Aber die Modalitäte­n sind mir nicht bekannt.“

Es sei noch schwierig, einen Überblick über die 32 Hütten zu erhalten, die allein den Salzburger Sektionen gehören. „Man weiß nicht, wie sich die Situation entwickelt.“Manche höher gelegene Häuser seien noch gar nicht erreichbar und würden erst im Juni öffnen. Man gehe davon aus, dass die Hütten mit der gesamten Gastwirtsc­haft Mitte Mai wieder in Betrieb gehen dürfen.

In der Zwischenze­it gebe es die Direktive, die Pacht zu reduzieren oder besser ganz auf die Einnahmen zu verzichten. Das wiederum treffe viele Sektionen, für die die Mittel „sicher ausschlagg­ebend“seien, „wie man an der Peter-Wiechentha­ler-Hütte in Saalfelden sieht, wo eine Million Euro investiert werden soll“.

Bei den Naturfreun­den, die im

Bundesland 16 Hütten besitzen, ist die Situation ähnlich, sagt die Vorsitzend­e Sophia Burtscher. Mit den Pächtern strebe man individuel­le Regelungen an. Problemati­sch sei die Situation beim Anton-Proksch-Haus in Werfenweng. „Da einen Pächter zu finden ist schwierig. Das wäre die Cashcow für uns. Im Moment interessie­rt sich niemand, weil keiner weiß, wann man wieder aufsperren darf“, sagt Burtscher.

Als Pächterin der Rauchenbüh­elhütte auf dem Gaisberg ist sie selbst mit „größten Verlusten“von den Beschränku­ngen betroffen. „Wir schießen unser privates Geld ein.“Auch sie hofft, dass der Betrieb Mitte Mai langsam wieder anlaufen kann. „Ich gehe davon aus, dass wir mit dem Gastgarten Abstandsre­geln einhalten können.“

„Wir haben natürlich sofort die Pacht eingefrore­n.“

Roland Kals, Alpenverei­n

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BILD: SN/PRIVAT Siegfried Karl auf der Kürsingerh­ütte – Hühnerstal­l inklusive.
 ?? BILD: SN/PRIVAT ?? Sabrina Müller und Andreas Wimmer hoffen auf ihre erste Saison als Pächter der Dr.-HeinrichHa­ckel-Hütte in Werfenweng.
BILD: SN/PRIVAT Sabrina Müller und Andreas Wimmer hoffen auf ihre erste Saison als Pächter der Dr.-HeinrichHa­ckel-Hütte in Werfenweng.
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