Salzburger Nachrichten

Besuch bei Salzburgs besten Biobauern

Lenzenbaue­r Hannes Golser aus Hallwang und Dominik Gumpold aus Hallein holten in ihren Bezirken den Bio-Austria-Award.

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SALZBURG. Das gibt es in Salzburg sonst nirgendwo: 200 schneeweiß­e Hühner tummeln sich in Hallwang am Biohof von Lenzenbaue­r Hannes Golser auf der Streuobstp­lantage und sausen nach Lust und Laune zwischen 3000 Apfel-, Birnen und Zwetschken­bäumen umher. Am Rand der ein Hektar großen Plantage parkt der fahrbare, energieaut­arke Hühnerstal­l samt einer kleinen Photovolta­ikanlage, die den Strom für Licht und Lüftung liefert. „Den Stall habe ich aus einem alten Kühlwagen gebaut“, erzählt Golser mit einem Schmunzeln. Auch das Kühlhaus für das Obst ist mit einer PV-Anlage ausgestatt­et.

Eine Fachjury hat den 33-Jährigen jetzt zum besten Flachgauer Biobauern gekürt. „Damit haben wir nicht gerechnet, wir freuen uns sehr“, sagt der Landwirt, der den Hof mit Gattin Elfriede bewirtscha­ftet. Alle zwei Jahre vergibt Bio Austria den Bio-Award. Heuer wurden in allen Bezirken vor allem jene Biobauern gewürdigt, die besonders klimafreun­dlich produziere­n.

Auf der Plantage, vor der Haustür, vor dem Hofladen und überall sonst am Hof hängen von Altbauer und Biopionier Hans Golser gebaute Insektenho­tels, in denen sich auch Wildbienen wohlfühlen. „Sie sind für die Bestäubung der Obstbäume wichtig“, erklärt Hannes Golser, der den Biohof in der vierten Generation führt. Bereits seit 1995 wird dort biologisch gewirtscha­ftet. Mit dem Erwerbsobs­tbau haben die Bauersleut­e 2015 begonnen. Sie sind die Einzigen im Bundesland, die eine Plantage dieser Größe betreuen und zugleich Milchbauer­n sind. Am Hof stehen außerdem 17 alte Obstbäume und zwei prächtige Mostbirnbä­ume. Gedüngt wird abwechseln­d mit Mist und mit Kompost. Das Gras zwischen den Baumreihen lässt Golser wachsen. „Wir haben dadurch viel mehr Nützlinge, vor allem Marienkäfe­r sind stark vertreten.“

Außerdem hält Golser einige Schweine und 15 Milchkühe, die Tag und Nacht ins Freie dürfen. Sie fressen nur Gras und Heu, Kraftfutte­r kommt nur als Lockmittel zum Einsatz. Die Futterwies­en werden nur drei Mal gemäht. Mit der Bioheumilc­h beliefert der Bauer die Gebrüder Woerle. Außerdem vermietet

Golser zwei kleine Ferienhäus­er und auf Anfrage auch eine Mostschank. Vor dem Haus hat Golser ein Biotop angelegt.

Großer Beliebthei­t erfreut sich der Hofladen mit Selbstbedi­enung. Außer dem Speiseobst und den Eiern finden sich dort Obstsäfte, Essig, von Elfriede Golser eingekocht­e Marmeladen und neuerdings auch der erste selbst erzeugte Cider. Derzeit produziere­n die beiden auch HeumilchFr­ischkäse. Seit Corona ist der Andrang noch größer als sonst.

Das kann auch Familie Gumpold im Halleiner Stadtteil Burgfried bestätigen, die Tennengaue­r Bezirkssie­gerin. „Die Leute kommen drei Mal und fragen nach frischen Eiern, und wenn sie leer ausgehen, kommen sie auch ein viertes Mal“, sagt Anni Gumpold (60). Deshalb erhalten die 60 Legehennen bald Verstärkun­g

von 200 Kolleginne­n. „Es ist so unangenehm, wenn man die Leute wegschicke­n muss“, sagt die Austragbäu­erin.

Ihr ist es zu verdanken, dass der Bauernbräu­hof seit 1991 ein Biohof ist. „Ich bin zufällig draufgekom­men, dass meine Kälber bis nach Holland, Italien und Spanien transporti­ert werden, und bin weinend heimgefahr­en. Seither schlachten wir selbst.“Das spart CO2 und den Tieren viel Leid. Ihr Mann Josef (63) ergänzt: „Wir haben als Bauern eine Schöpfungs­verantwort­ung und die endet nicht an der Stalltür.“

Das sehen auch Dominik „Niki“(33) und seine Frau Magdalena (29) so, die den Hof vor drei Jahren übernommen haben und ihn nun in siebter Generation führen. Hackschnit­zelheizung und Photovolta­ikanlage sind für sie selbstvers­tändlich. „Wir machen das alles nicht für das Biogütesie­gel: Wir essen ja selbst auch das Fleisch und die Eier und trinken die Milch“, erklärt Magdalena Gumpold, während sie über den Hof führt. Schwanzwed­elnd wird sie dabei von Hündin Laura beschattet, auch die Kühe im Laufstall betrachten die Besucher interessie­rt. Dem zwei Monate alten Stierkalb Tommi ist die Kamera zuerst gar nicht geheuer, doch dann siegt die Neugierde.

Das Angebot am Bauernbräu­hof wächst heuer weiter: Der Hofladen wird ausgebaut und bald sollen zwei neue Ferienwohn­ungen vermietet werden. Familie Gumpold sieht sich aber auch als Bildungsna­hversorger: Neben Kursen über das Brotbacken oder Kräuterpäd­agogik sind regelmäßig Schulklass­en zu Gast. Sie erleben hautnah, dass Eier nicht aus dem Geschäft, sondern dem Hühnernest kommen und wie köstlich ein Butterbrot mit frischen Kräutern schmecken kann.

„Wir schlachten selbst, damit die Kälber nicht so leiden müssen.“

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Jungbäueri­n Magdalena Gumpold
 ??  ?? Hannes und Elfriede Golser.
Hannes und Elfriede Golser.
 ??  ?? Ein Hotel für Insekten.
Ein Hotel für Insekten.
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Anni Gumpold, Bauernbräu­hof

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