Sind wir wirklich so klug?
Nur in einer intakten Natur werden Lebewesen, so auch die Spezies Mensch, überleben können. So schrieb treffend der Dichter und Naturforscher Johann Wolfgang von Goethe: „In der lebendigen Natur geschieht nichts, was nicht in Verbindung mit dem Ganzen steht.“
Die industrialisierte Menschheit, insbesondere die kapitalistische Wohlfahrtsgesellschaft, hat schon lange aufgehört, im Einklang mit der Natur zu leben. Unsere sogenannte Wissensgesellschaft lebt in der Annahme, die Natur zu beherrschen und sie sich untertan zu machen.
Artensterben, Waldsterben, Eschensterben, Bienensterben, Gletschersterben, Fischsterben, Korallensterben, Insektensterben usw. interessieren in Zeiten, wo Brot und Spiele in Hülle und Fülle vorhanden sind, nicht wirklich.
Und plötzlich taucht ein kleines Virus auf und schon verfallen wir in Panik. Manche Staatenlenker vergleichen die doch meist mild verlaufende Krankheit schon mit Krieg. Seien wir ehrlich: Würde dieses Virus nur auf ärmere Länder beschränkt bleiben, würden wir davon groß Notiz nehmen? Wie vielen Lebewesen dieser Erde haben wir aufgrund unserer massiven Umweltzerstörung, Ausbeutung und Globalisierung schon den Garaus gemacht. Doch wir, die angeblich so zivilisierte Wertegemeinschaft, hegten und hegen den Irrglauben, gegen unser zerstörerisches Wirken immun zu sein. Katastrophen und Krisen finden doch nur unter der unzivilisierten Menschheit, bei den Armen und Bedauernswerten, bei jenen, die seit der Kolonialisierung den Schwarzen Peter zugeschoben bekamen, statt.
Möglicherweise bin ich ein Skeptiker und habe zu wenig Vertrauen in die Intelligenz der Menschheit, dass es ihr gelingen möge, die Natur zu beherrschen und sie sich untertan zu machen. Möglicherweise hat aber Charles Darwin recht, der sagte: „Alles, was gegen die Natur ist, hat auf Dauer keinen Bestand.“
Jeder kann sich seinen eigenen Reim daraus machen. Sicher ist nur, die Zukunft wird weisen, wer recht hat.
Josef Rehrl
5324 Faistenau