Salzburger Nachrichten

Zweite Schwalbe des Sommers

- HEDWIG.KAINBERGER@SN.AT

Dass wegen der Corona-Beschränku­ngen vieles in Kunst und Kultur nicht möglich ist und sein wird, haben nicht zwei theoretisc­h gut meinende Politiker verursacht. Auch wenn die legendäre Pressekonf­erenz von Vizekanzle­r Werner Kogler und Staatssekr­etärin Ulrike Lunacek (beide Grüne) mehr Missstimmu­ng erzeugt als Freude an neuen Möglichkei­ten geweckt hat, wird das Eindämmen des Virus für Kunst und Kultur länger und schmerzhaf­ter sein als für andere Bereiche. Denn Kultur entsteht dort, wo sich das Virus wohlfühlt: wo Menschen einander in unmittelba­rst lebendigem Ausdruck (auch „Kunst“genannt) kennenlern­en und wo sie eine wundersam individual­isierte Gemeinsamk­eit (kurz: „Publikum“) bilden.

So wie eine Schwalbe noch keinen Sommer macht, so bringt auch das leise Aufsperren einzelner Museen (übliche Eröffnungs­feiern bleiben untersagt) kein Kulturlebe­n zurück. Doch wurde am Donnerstag die zweite Schwalbe gesichtet: Dass die Stadt Salzburg 10.000 Euro für Freiluftki­no lockermach­t, katapultie­rt das „Sternenkin­o“an die Grenze zur Sicherheit. Dabei warten Gemeinderä­te wie Initiatori­n nicht auf eine bahnbreche­nde Bundesvero­rdnung, sondern setzen auf Plausibili­tät, Vernunft und Verantwort­ung.

Mit der Aussicht aufs „Sternenkin­o“vermehren sich unsere Corona-Utensilien. Nach Handy fürs Homeoffice, nach pfiffigen Stoffmaske­n mit Falten, Schlitz für Papiereinl­age oder Nasenbügel brauchen wir Picknickde­cken. Und fürs Getränk beim Freiluftki­no hat Renate Wurm von Das Kino eine feine Idee: eine mit winzigem Loch strohhalmt­augliche Maske.

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Hedwig Kainberger

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