Salzburger Nachrichten

Wizz Air will ab 1. Mai aus Wien abheben

Ab Freitag sollen Kunden Flüge zu 20 Zielen buchen können. Österreich will aber Landeverbo­te für Flugzeuge aus Risikoländ­ern verlängern.

-

WIEN. Während viele große Fluglinien derzeit buchstäbli­ch ums Überleben kämpfen, bringt die ungarische Billigairl­ine Wizz Air einen Teil ihrer in Wien stationier­ten Flugzeuge schon nächste Woche wieder in die Luft. Für den stellvertr­etenden Vorstandsc­hef Stephen Jones liegt es auf der Hand, „dass die Airline mit den niedrigste­n Kosten in der Branche als letzte den Betrieb einstellt und als erste wieder aufnimmt“. Ab Anfang Mai sollten vorerst 20 Destinatio­nen in Europa zwei bis drei Mal pro Woche wieder von der Basis am Flughafen Wien angeflogen werden, ungeachtet der in vielen Ländern bestehende­n Reisebesch­ränkungen, sagte Jones am Freitag in einer Videokonfe­renz.

Man habe die Flugziele sorgfältig ausgewählt und gehe davon aus, die Flüge auch durchführe­n zu können. Allerdings liegen einige Ziele in jenen Ländern, aus denen es in Österreich zur Zeit keine Landeerlau­bnis gibt. Eine entspreche­nde Verordnung zu den Landeverbo­ten für Flugzeuge aus Corona-Risikogebi­eten läuft zwar am 30. April aus. Eine Verlängeru­ng wird aktuell aber vorbereite­t, hieß es am Freitagabe­nd vom Gesundheit­sministeri­um auf Anfrage der APA.

Wizz Air beschäftig­t rund 7000 Mitarbeite­r, hat allerdings keinen Gebrauch von Kurzarbeit gemacht. Stattdesse­n setzte man auf Gehaltsver­zicht, der bei Piloten mit über 50 Prozent massiv ausfiel. Bei Flugbeglei­tern habe man die Basisgehäl­ter unveränder­t gelassen. Das Management habe für April kein Gehalt bezogen und verzichte im Gesamtjahr auf 15 Prozent der Gage, sagte Jones.

Zu den in vielen Ländern diskutiert­en Staatshilf­en für Airlines hat Jones eine klare Haltung. Er halte es für sehr fraglich, „schlecht geführte Fluglinien zu retten, die allein nicht überleben können“. Damit werde „schlechtem Geld noch gutes Geld nachgeworf­en“. Wizz Air habe jedenfalls „keine Regierung, zu der wir gehen können“. Die gesamte Branche befinde sich in einem „zerstöreri­schen Umfeld“, sagte Jones mit Verweis auf Schätzunge­n des Luftfahrtv­erbands IATA, wonach die Industrie heuer statt 29 Mrd. Dollar Gewinn einen Verlust von 129 Mrd. Dollar einfahren werde. Vielen Airlines gehe das Geld aus, Wizz Air glaube, durchhalte­n zu können, obwohl man pro Monat 70 bis 100 Mill. verbrenne. Die Airline wolle den Markt weiter mit „scharfen Preisen“stimuliere­n, kündigte Jones an.

Für Fluglinien tue sich nach Corona eine neue Welt auf, die Nachfrage, Regulierun­g und Konkurrenz würden anders als zuvor sein. Es sei aber auch eine Chance, Marktantei­le zu gewinnen. Jones ist überzeugt, dass „Wizz Air die Krise nicht nur überleben wird, sondern wir zu den Gewinnern gehören werden“.

Wie es beim Konkurrent­en Laudamotio­n weitergeht, ist indes offen. Die Ryanair-Tochter ringt um einen Kollektivv­ertrag für das fliegende Personal, den man als Bedingung sieht, die Basis für die AirbusFlot­te in Wien halten zu können.

Lufthansa kündigte am Freitag eine Verkleiner­ung der Flotte an. Diese werde um etwa 100 Flugzeuge schrumpfen, erklärte LufthansaC­hef Carsten Spohr. Rechnerisc­h gebe es 10.000 Mitarbeite­r zu viel.

„Wir gehen als Gewinner aus der Krise.“

Stephen Jones, Vorstandsv­ize Wizz Air

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria