Salzburger Nachrichten

Von Stockholm bis Mailand: Salzburger in Europa

Das Coronaviru­s hat Europa fest im Griff – mit unterschie­dlichen Auswirkung­en. Wie sehr sich ihr Alltag verändert hat, berichten Salzburger im Ausland.

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SALZBURG. Eigentlich wollte Kathi Joham Mitte März nur übers Wochenende zu ihrem Freund nach Winterthur in die Schweiz fahren. Die 24-jährige FriseurMei­sterin aus Oberalm pendelte zwischen ihrem Arbeitsort in Berlin, der Schweiz und Besuchen bei den Eltern in Salzburg. Wegen der Coronakris­e sind aus dem Wochenende nun sechs Wochen geworden – Flüge und Zugverbind­ungen fielen aus.

Winterthur

Glück im Unglück: Die 24-Jährige hatte ohnehin geplant, mit ihrem Freund in Winterthur zusammenzu­ziehen – nur nicht ganz so schnell. „In meinem Job in Berlin bin ich in Kurzarbeit – alle Friseure haben geschlosse­n. Ich weiß nicht, wann ich wieder nach Berlin reisen kann.“Nun macht sie das Beste daraus und bereitet ihren Umzug vor. „Eine Freundin kümmert sich um die Auflösung meiner Wohnung in Berlin. Und ich freue mich, wenn hier nächste Woche der Baumarkt aufmacht. Schließlic­h muss ich mich neu einrichten.“

Zurück nach Berlin: Dort kämpft sich mit Johanna Nußbaumer eine weitere Salzburger­in durch die Coronakris­e. Die 50-jährige Köstendorf­erin führt dort unweit des berühmten Kurfürsten­damm seit elf Jahren ihr Restaurant „Die Nußbaumeri­n“.

Berlin

„Normalerwe­ise sind wir ein Abendlokal“, schildert die Gastronomi­n. Auf der Karte steht typisch Österreich­isches wie Rindsroula­den, Wiener Schnitzel und Apfelstrud­el. „Begonnen hat es mit größeren Abständen zwischen den Tischen – damit hat sich der Umsatz halbiert“, schildert die Unternehme­rin, die als Jugendlich­e die Lehre zum Koch und Kellner im Schlosshot­el Fuschl absolviert hat. Später durfte nur mittags aufgesperr­t werden. Damit nicht genug: Seit Mitte März darf Essen in Restaurant­s nur mehr abgeholt werden – jetzt macht Johanna Nußbaumer nur mehr ein Achtel des üblichen Umsatzes. „Das Schlimmste war für mich die Sorge, meine Mitarbeite­r halten zu können“, sagt sie. Obwohl für sie als Unternehme­rin Mehrkosten damit verbunden sind, beschäftig­t sie ihr Personal jeweils vier Stunden pro Tag – das sichert den Mitarbeite­rn 80 Prozent des Gehalts und erlaubt ein Fortführen der Küche. „In normalen Zeiten leben wir zu 80 Prozent von unseren Stammgäste­n – und die sind auch jetzt rührend. Sie kaufen nicht nur Essen, sondern auch Gutscheine und bestärken uns durchzuhal­ten“, schildert Johanna Nußbaumer.

Anders als man vermuten würde, leidet auch in Schweden – wo Restaurant­s und Cafés weiter offen sind – die Gastronomi­e heftig unter der Coronakris­e. Das berichtet Martin Hysek.

Der 34-jährige Salzburger lebt seit vier Jahren in Schweden und arbeitet als Facharzt für Pathologie an der Karolinska-Universitä­tsklinik Stockholm. Auf dem täglichen Weg in die Arbeit holt er sich nach wie vor seinen Frühstücks­kaffee an der U-BahnStatio­n. „Der Kaffeestan­d-Betreiber sagt, er macht nur mehr ein Fünftel vom üblichen Umsatz. Er leitet auch einen kleinen Imbiss – dort verkauft er nur mehr zwei oder drei Mittagstel­ler am Tag.“

Stockholm

Generell gebe es in Schweden keine Verbote, nur Empfehlung­en, wie möglichst von zu Hause aus zu arbeiten, auf die Benutzung von Öffis zu verzichten sowie Kontakte zu anderen zu vermeiden. Martin Hysek hat zunächst begonnen, 20 Minuten früher als notwendig mit der U-Bahn zur Arbeit zu fahren – um Stoßzeiten zu vermeiden. Mittlerwei­le fährt er die acht Kilometer lange Strecke mit dem Rad. Als Arzt hätte er sich für Ballungsrä­ume wie Stockholm, Malmö oder Göteborg strengere Regeln gewünscht – nicht aber im ländlichen Bereich. „Hier erzählt man sich den Witz vom Nordschwed­en, der zum Thema eineinhalb Meter Abstand sagt: Warum soll ich überhaupt so nah hingehen?“

Paris

Seinen Fußweg zur Arbeit vermisst Fabian Welt. Der 24-jährige Salzburger ist Paris und seiner dortigen Universitä­t Sciences Po auch nach Abschluss des Studiums treu geblieben. Als Internatio­nal Affairs Manager ist der Salzburger im deutschspr­achigen Raum für die Austauschp­rogramme und Marketinga­genden des

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BILD: SN/VOLKMA ?? Sarah Palli arbeitet für eine Schmuckfir­ma in Mailand.
Gastronomi­n Johanna Nußbaumer.
BIL BILD: SN/VOLKMA Sarah Palli arbeitet für eine Schmuckfir­ma in Mailand. Gastronomi­n Johanna Nußbaumer.

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