Salzburger Nachrichten

Neun Lehren aus sechs irren Wochen

Es war ein einmaliger Einschnitt in unserer jüngeren Geschichte. Es gibt viel zu besprechen – und zu verändern.

- Hermann Fröschl

2. Die Freiheit bleibt ein brüchiges Gut

4. Grenzsperr­en zerstören ein Fundament der EU

1. Beharrungs­kräfte, die sich als Segen erwiesen Beginnen wir mit dem Positivste­n und Wichtigste­n: Unser Gesundheit­ssystem hielt Corona bisher stand. Die Infizierte­nzahlen sind zuletzt massiv gesunken, weil die Menschen die starken Einschränk­ungen im Alltagsleb­en höchst disziplini­ert befolgten. Nicht vergessen sollte man, dass noch immer mehr als 100 Salzburger in Spitalsbeh­andlung sind – teils mit langen, heftigen Beschwerde­n.

Der Umstand, dass es mit den Intensivbe­tten nie wirklich eng wurde, ist auch jenen (manchmal sogar belächelte­n) Beharrungs­kräften zu danken, die ein massives Niederspar­en des Gesundheit­ssystems seit Jahren verhindern. Das muss so bleiben – auch wenn es teuer ist.

Corona offenbarte aber auch unverzeihl­iche Schwachste­llen: das Fehlen detaillier­ter Vorsorgepl­äne, was speziell in Seniorenhe­imen teils katastroph­ale Folgen hatte. Dazu kommt der krasse und unentschul­dbare Mangel an Schutzausr­üstung. Auch die Abhängigke­it vom Ausland bei der Grundverso­rgung mit Medikament­en wirkt verheerend. All das muss sich ändern. Niemals wurde unserer modernen Gesellscha­ft derart drastisch vor Augen geführt, welch brüchiges Gut die (individuel­le) Freiheit

heute noch ist. Manche wundern sich noch immer, welch radikale Einschnitt­e ein Volk von heute auf morgen ohne Murren über sich ergehen lässt. Die Angst (vor Krankheit) einte alle zu Disziplin und Abstand. Das war wichtig und klug. Jetzt braucht es aber höchste Wachsamkei­t, dass die Beschränku­ngen vollständi­g wieder verschwind­en. Es werden neue, andere (wirkliche oder vermeintli­che) Bedrohunge­n auf uns zukommen. Und die Versuchung der Politik könnte gewachsen sein, Freiheitsr­echte erneut anzutasten. Wie wohlwollen­d ist es da, wenn ein Regierungs­chef die Pandemie samt all der Maßnahmen als „Zumutung für die Demokratie“bezeichnet. Auch wenn es nicht Sebastian Kurz, sondern Angela Merkel war. Während nach den Baumärkten

3. Ein Kulturland leistet sich peinliche Schnitzer

die McDrives gestürmt werden (durften), bleibt es in den Kulturstät­ten zappendust­er. Erschweren­d kommt hinzu: Die grüne Kulturstaa­tssekretär­in Ulrike Lunacek wirkt im Krisenmana­gement überforder­t. Und in Wien sperren einige Bundesmuse­en erst im Juli auf, obwohl sie im Mai schon dürften. Eine Peinlichke­it für ein Kulturland. Tröstlich: In Salzburg öffnen die Museen des Landes bis Pfingsten. Auch die Landesauss­tellung wird umgesetzt. Und es wird Salzburger Festspiele „in irgendeine­r Form“(Copyright: Wilfried Haslauer) geben. So soll es sein!

Zuerst die Kontrollen (wegen der Flüchtling­e), jetzt die Sperre (wegen Corona): Die Zeiten, als die Grenzen zwischen Salzburg und Deutschlan­d offen waren, sind Jahre her. Der wirtschaft­liche

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Die Salzburg-Coroniken . . .
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