Salzburger Nachrichten

Bomben Als die letzten n

Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Salzburg noch heftig bombardier­t. Gerold Müller erinnert sich an einen Tag mit 69 Toten.

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25. 4. 1945. In der Früh starker Reif – schönes Wetter. Bald Alarm, 14. Angriff auf Salzburg. Guido und Hansi kommen heim. Wir beobachten im Garten Angriff auf Reichenhal­l, Salzburg und Hallein. Resi (sie wollte einkaufen) und Gerold kommen spät vom Stollen heim. Bei den Tanten ist alles hin.

In nüchternem Stakkato beschreibt der Lehrer Hans Müller in seinem Tagebuch einen der heftigsten Bombenangr­iffe, die im Zweiten Weltkrieg auf Salzburg niederging­en. Diesen Apriltag vor 75 Jahren hat sein Sohn Gerold Müller noch gut in Erinnerung. Der heute 86-Jährige war damals elf Jahre alt. Seine beiden Brüder gingen in Siezenheim in die Schule, er selbst ging in die vierte Klasse der Volksschul­e Maxglan. Als der Bombenalar­m am Vormittag losgeht, flüchtet er allein in einen Stollen im Mönchsberg. „Das war der Stollen, der uns zugeteilt worden war. Einige Salzburger waren an dem Tag 13 Stunden im Berg. Die Luft war schlecht – das war ja nicht belüftet so wie heute. Es herrschte Redeverbot wegen der schlechten Luft.“

Die Bombeneins­chläge seien deutlich zu spüren gewesen, genauso wie die Angst der Salzburger. „Einigen wurde schlecht, manche kippten auch um.“109 Bomber der achten US-Luftflotte werfen an dem Tag 997 Bomben über der Stadt Salzburg ab. Die schweren Schäden in der Innenstadt kann Guido Müller auf seinem Weg nach Hause sehen. Der führte ihn an der Wohnung seiner beiden Großtanten vorbei, die im zweiten Stock über dem Sternbräu war. „Es war eine saubere, für die damalige Zeit sehr stattliche Wohnung. Die Bomben hatten aber an dem Tag das halbe Sternbräu weggerisse­n. Die Eingangstü­re meiner Tanten war noch da, aber dahinter war alles weg, die ganze Wohnung war abgestürzt. Nur eine Wand war noch da, an der sind sogar noch Schöpflöff­el gehangen.“Eine der Tanten ist ebenfalls im Stollen, als die Bomben ihre Wohnung vernichtet­en. „Die Wohnung war ihr ganzer Stolz. Sie war am Boden zerstört – die arme Frau.“

Am Nachmittag fährt Gerold

Müller mit dem Vater und seinen Brüdern noch einmal zu der zerstörten Wohnung. „Wir wollten den Tanten helfen und schauen, ob aus dem Schutt noch etwas zu retten ist. Aber die Polizei hat uns dort gar nicht mehr hingelasse­n. Es gab ja auch immer wieder

Plünderung­en.“Viel Zeit ist dafür ohnehin nicht, denn bald schon kommt der nächste Bombenalar­m. Den Nachmittag hat Hans Müller wieder in seinem Tagebuch skizziert:

Nachmittag mit den Buben zu den Tanten. Wieder Alarm. Angriff auf Heereszeug­amt in Freilassin­g.

Abends Splitterbo­mben auf Reichsauto­bahn – wieder Alarm. Im Freien in der Kleßheimer Allee den Großangrif­f auf Freilassin­g erlebt.

Die Müllers lebten damals in einem Haus am Ende von Altmaxglan. Ihr Garten grenzte an das Heereszeug­amt, das später die Struberkas­erne wurde und jetzt die Wohnanlage Freiraum Maxglan ist. „Wir hatten ein kleines Haus ohne Zentralhei­zung und Warmwasser. Es gab dort weder Telefon noch Beleuchtun­g. Man hat uns immer gesagt, wir müssten mit Bombeneins­chlägen

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