Niedergingen
auf unser Haus rechnen: Das Zeugamt war angeblich nach dem Bahnhof das zweitwichtigste Ziel für Bombenangriffe in der Stadt.“
Den Splitterbombenangriff auf die Autobahn am Nachmittag kann Gerold Müller mit seiner Familie vom Garten aus beobachten. Damals gab es noch kein Taxham, auf die Autobahn hatte man freie Sicht. „Die Bomben selbst hat man nicht gesehen, aber die tief fliegenden Flugzeuge. Und es hat gerumpelt und gestaubt. Die Leute suchten damals Zuflucht in den Autobahnunterführungen. Acht Personen schafften das an diesem Tag nicht mehr rechtzeitig und wurden von den Bomben getötet.“Insgesamt sterben an diesem Tag 69 Salzburger. Einige Schicksale bekam Gerold Müller auch direkt mit. „Die Schwester von meinem Freund war damals als Küchengehilfin in einer Heereseinrichtung in der heutigen Innsbrucker Bundesstraße tätig. Man vermutet, dass sie nicht in den Bunker ging, weil immer wieder Lebensmittel gestohlen wurden. Sie wurde von einem Bombeneinschlag getötet.“
Als am Abend wieder der Fliegeralarm losging, fliehen die Müllers in Richtung eines Bunkers unter Schloss Kleßheim. Sie schaffen es allerdings nicht mehr rechtzeitig dorthin und werfen sich unter den Bäumen in der Kleßheimer Allee zu Boden. „Wir lagen in der Dunkelheit und haben in der Entfernung die Lichtblitze und die vielen Brände gesehen. Die Stimmung war beängstigend“, sagt Gerold Müller.
Am 1. Mai gab es dann noch einen Bombenangriff auf Salzburg. Gerold Müller erinnert sich auch noch an einen Artillerieangriff am Tag vor Kriegsende. „Mein Vater und mein Onkel – der war Schlosser – hatten in unserem Garten einen kleinen Bunker gebaut. Während des Angriffs klopfte es plötzlich an das Metall des Bunkers. Es war ein deutscher Soldat mittleren Alters. Er war wohl desertiert. Er fragte, ob er in den Schutz des Bunkers kommen dürfe – ich glaube, er hatte mehr Angst als ich.“
Mit der Übergabe der Stadt Salzburg durch Oberst Hans Lepperdinger am 4. Mai endeten die Kriegshandlungen in Salzburg. Wirklich verstanden habe er damals nicht, was da alles vor sich gegangen war. „Ich war ja erst elf Jahre alt. Für uns war das alles irgendwie ein Abenteuer. Damals hat ja jeder Krieg gespielt und in der Schule haben sie bis zuletzt noch von der Wunderwaffe und vom Endsieg gesprochen. Aber für meine Eltern war es eine riesige Erleichterung, als der Krieg endlich vorbei war.“