Salzburger Nachrichten

Post vom Gault-Millau-Tester

- Peter Gnaiger PETER.GNAIGER@SN.AT

Die Quarantäne­küche sieht Licht am Ende des Tunnels. Am 15. Mai dürfen Sie wieder den Wirt Ihres Vertrauens besuchen. Dabei bitte nicht vergessen: Die anderen Gäste waren Ihnen dort immer schon mit Abstand am liebsten. Ihren Wirten – das wissen viele nicht – dürfen Sie gratuliere­n. Denn diese wurden während der Quarantäne kopiert. Und zwar nicht von irgendwem: Nein! Unsere gefeierten Vier- und neuerdings auch Fünfhauben­köche haben sich plötzlich darauf besonnen, was beim Kochen wirklich zählt: ordentlich zubereitet­e Hausmannsk­ost. Das Steirereck verschickt­e etwa Paprikahen­dl im Glas, das Pfeffersch­iff Lammbeusch­erl und die Brüder Karl und Rudolf Obauer zeigten ihren Fans auf Facebook tatsächlic­h, wie man Pizza zubereitet. Apropos Obauer. Die beiden gelten seit einer gefühlten Ewigkeit als beste Köche Österreich­s. Der ehemalige Gault-Millau-Tester Wolfgang Hoffmann, dem es vergönnt war, die talentiert­en Werfener Köche für die damalige Höchstwert­ung von vier Hauben vorzuschla­gen, nennt sie heute noch das „Urmeter österreich­ischer Kochkunst“. Auf diese Entdeckung kann sich Hoffmann allerhand einbilden. Tut er auch. Aber er hält es auch wie der Franzose Jean Anthelme Brillat-Savarin. Der meinte schon vor 200 Jahren: „Die Entdeckung eines neuen Gerichts macht die Menschen glückliche­r als die Entdeckung eines neuen Sterns.“Als seine spektakulä­rste Entdeckung bezeichnet Hoffmann in seinem Brief an die Quarantäne­küche den „piemontesi­schen Salat“. Da heißt es: „Den habe ich im Piemont entdeckt. Er ist ein grenzenlos einfaches und unendlich gutes Gericht. Und das in Zeiten von Reisebesch­ränkungen!“Und so wird er gemacht: Man nehme fünf Stangen Staudensel­lerie und schneide sie in feine Scheiben, zwischen drei und fünf Millimeter. Dazu 100 bis 150 g würzigen Schafkäse, diesen würfeln. Zwei Karotten à la Julienne schneiden, 100 g geviertelt­e Walnüsse und eine gute Hand voll fein geschnitte­ner Petersilie. Und ganz wichtig: kräftiges Olivenöl (und KEINEN Essig dazu). Salzen, pfeffern, durchmisch­en. Fertig. Dazu passt ein leichter, etwas gekühlter Rotwein. Zum Beispiel ein Südtiroler Vernatsch. Schicken auch Sie Ihr Gericht an:

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