Post vom Gault-Millau-Tester
Die Quarantäneküche sieht Licht am Ende des Tunnels. Am 15. Mai dürfen Sie wieder den Wirt Ihres Vertrauens besuchen. Dabei bitte nicht vergessen: Die anderen Gäste waren Ihnen dort immer schon mit Abstand am liebsten. Ihren Wirten – das wissen viele nicht – dürfen Sie gratulieren. Denn diese wurden während der Quarantäne kopiert. Und zwar nicht von irgendwem: Nein! Unsere gefeierten Vier- und neuerdings auch Fünfhaubenköche haben sich plötzlich darauf besonnen, was beim Kochen wirklich zählt: ordentlich zubereitete Hausmannskost. Das Steirereck verschickte etwa Paprikahendl im Glas, das Pfefferschiff Lammbeuscherl und die Brüder Karl und Rudolf Obauer zeigten ihren Fans auf Facebook tatsächlich, wie man Pizza zubereitet. Apropos Obauer. Die beiden gelten seit einer gefühlten Ewigkeit als beste Köche Österreichs. Der ehemalige Gault-Millau-Tester Wolfgang Hoffmann, dem es vergönnt war, die talentierten Werfener Köche für die damalige Höchstwertung von vier Hauben vorzuschlagen, nennt sie heute noch das „Urmeter österreichischer Kochkunst“. Auf diese Entdeckung kann sich Hoffmann allerhand einbilden. Tut er auch. Aber er hält es auch wie der Franzose Jean Anthelme Brillat-Savarin. Der meinte schon vor 200 Jahren: „Die Entdeckung eines neuen Gerichts macht die Menschen glücklicher als die Entdeckung eines neuen Sterns.“Als seine spektakulärste Entdeckung bezeichnet Hoffmann in seinem Brief an die Quarantäneküche den „piemontesischen Salat“. Da heißt es: „Den habe ich im Piemont entdeckt. Er ist ein grenzenlos einfaches und unendlich gutes Gericht. Und das in Zeiten von Reisebeschränkungen!“Und so wird er gemacht: Man nehme fünf Stangen Staudensellerie und schneide sie in feine Scheiben, zwischen drei und fünf Millimeter. Dazu 100 bis 150 g würzigen Schafkäse, diesen würfeln. Zwei Karotten à la Julienne schneiden, 100 g geviertelte Walnüsse und eine gute Hand voll fein geschnittener Petersilie. Und ganz wichtig: kräftiges Olivenöl (und KEINEN Essig dazu). Salzen, pfeffern, durchmischen. Fertig. Dazu passt ein leichter, etwas gekühlter Rotwein. Zum Beispiel ein Südtiroler Vernatsch. Schicken auch Sie Ihr Gericht an: