Mit der Maske verbunden
Das Tragen des Schutzes fühlt sich fremd an. Es braucht Geduld und eine etwas veränderte Kommunikation. Und die Einsicht, dass damit andere Einschränkungen gelockert werden können.
SALZBURG. Ein textiler Schutz vor Nase und Mund ermöglicht derzeit, dass Einschränkungen gelockert und Ansteckungsrisiken vermindert werden können. Wer nicht gerade als Bankräuber einen Coup vorbereitet, wird das Tragen der Maske als nicht besonders angenehm empfinden. Es fühlt sich in der westlichen Kultur fremd an, behindert in der Kommunikation und macht bei längerem Gebrauch manchmal das Atmen schwerer.
Eva Bänninger-Huber ist emeritierte Professorin für klinische Psychologie an der Universität Innsbruck. Ein Schwerpunkt ihrer Forschungsarbeit sind nonverbale Signale und Mimik. „Wir können jetzt einen Teil des Gesichts nicht sehen. Das verändert die Kommunikation. Die subtilen mimischen Signale, die im Alltag im Umgang mit anderen Menschen für uns wichtig sind, fallen weg. Vor allem das Lächeln, das gerade in angespannten Situationen ein wichtiges Signal für Entschärfung ist, ist davon betroffen“, sagt sie.
Die Mimik ist ein wesentlicher Teil der Körpersprache und hat die Funktion eines sozialen Signals. „Wenn ich die Lippen zusammenpresse und die Mundwinkel nach unten ziehe, nimmt das mein Gegenüber sogar unbewusst wahr und das kann dazu führen, dass es ein bestimmtes Verhalten ändert. Wenn solche Signale verloren gehen, kann ich mich nicht so schnell anpassen. Mit den Augen allein kann man das nicht wettmachen. Der subtile Kommunikationsaustausch fällt damit weg. Das sind wir nicht gewohnt“, stellt Eva Bänninger-Huber fest.
In asiatischen Gesellschaften habe man damit wahrscheinlich weniger ein Problem, weil es beim mimischen Ausdruck kulturelle Unterschiede gebe, auch wenn er in seiner grundsätzlichen Funktion angeboren sei. „Die Kultur legt fest, welchen Ausdruck ich zeigen darf und welchen nicht. Wenn man in der Öffentlichkeit Emotionen nur sehr reduziert zeigen darf, hat eine Maske wohl weniger Einfluss auf die Kommunikation“, sagt sie.
Als „Ersatz “müsse jetzt die Stimme benutzt werden, die ebenfalls Teil des nonverbalen Verhaltens sei. Auch auf den Tonfall könne man mehr achten und ihn gezielt einsetzen. „Ich habe die Erfahrung gemacht, dass derzeit viele Leute angespannt sind. Ich denke, es ist wichtig, ein wenig toleranter zu sein und ganz gezielt höflich zu bleiben. Auch ein kleiner Scherz kann die Lage entspannen. Wir sollten uns bewusst sein, dass wir in einer Ausnahmesituation stecken und dass es dem Gegenüber vermutlich auch nicht so gut damit geht. Angst und Stress lösen Aggressionen aus. Wir sollten das nicht immer sofort übel nehmen und auch mit uns selbst freundlicher umgehen, wenn wir nicht ausgeglichen sind“, rät Eva BänningerHuber.
Geduld müssen auch jene haben, die im Verkauf oder im Service der Gastronomie nun gezwungen sind, Masken den ganzen Tag über zu tragen. Fachleute des deutschen Robert-Koch-Instituts raten dazu, Masken nicht länger als nötig zu tragen und feuchte Masken zu wechseln. Selbstgenähte Stoffmasken können jeden Tag bei 60 Grad gewaschen werden. Heißes Bügeln hilft laut dem deutschen Virologen Christian Drosten von der Charité Berlin zusätzlich, um Erregern den Garaus zu machen. Laut Weltgesundheitsorganisation sollte man sich vor dem Anlegen der Maske die Hände waschen oder desinfizieren. Die Maske sollte man dann nicht berühren, außer mit gereinigten Händen. Die Maske setzt man auf und nimmt sie wieder ab, indem man sie an den Bändern anfasst, nicht an der Vorderseite.
Wer den ganzen Tag eine Maske tragen müsse, sollte öfter einmal eine Pause einlegen. Das werde auch im medizinischen Bereich so gehandhabt, sagt Hans-Peter Hutter, Facharzt für Hygiene und Mikrobiologie mit Schwerpunkt Umweltmedizin an der Medizinischen Universität Wien. Beim Joggen und Spazierengehen in der Natur sei es besser, sich an die Abstandsregel zu halten und die Maske wegzulassen.
Brillenträger klagen über beschlagene Gläser und wenig Sicht. In dem Fall kann man überprüfen, ob die Maske richtig sitzt. Wenn sie auf der Nase und den Wangen anliegt, kann dort keine Atemluft entweichen. Unangenehm fest sitzen darf der Schutz aber auch nicht. Um empfindliche Haut zu schützen, die möglicherweise unter der Maske leidet, empfiehlt Hans-Peter Hutter, gute Pflegeprodukte aufzutragen, etwa Cremes, die mit Vitamin B angereichert sind.
Und für Brillenträger hat er separaten Trost: „Wenn es jetzt wärmer wird, beschlagen sich die Gläser kaum noch.“