Salzburger Nachrichten

Dieses Sportmärch­en endet im Big Apple

Der 23-jährige Tiroler Sandro Platzgumme­r wird Football-Profi bei den New York Giants.

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NEW YORK. Es ist der Traum von Millionen jungen Amerikaner­n: Ein Profivertr­ag in der FootballLi­ga NFL. Für den 23-jährigen Tiroler Sandro Platzgumme­r geht der Traum in Erfüllung, er erhält einen Vertrag bei den New York Giants. „Für mich war das auch ein Kindheitst­raum“, sagt Platzgumme­r im Gespräch mit den „Salzburger Nachrichte­n“, „aber keiner, der sich sehr real angefühlt hat.“Und der dieser Tage dennoch wahr geworden ist – ein Sportmärch­en 2020 sozusagen.

Der Weg zu diesem Kontrakt war lang und führte über das internatio­nale Spielerpro­gramm der NFL. „Im letzten Herbst wurde ich mit 55 anderen Spielern zu einem Sichtungsp­rogramm in Deutschlan­d eingeladen“, erzählt er. Da dürfte er Eindruck gemacht haben, denn nur neun Spieler kamen in die nächste Stufe. „Das war dann ein Trainingsl­ager in Florida von Jänner bis Mitte März.“Am Ende blieben vier Spieler über, darunter der junge Tiroler Amateurspi­eler von den Swarco Raiders, der bis jetzt in Innsbruck Medizin studiert hat. Es folgte das bange Warten, welches Team ihn auswählen würde – und es wurden die New York Giants. „Das ist natürlich noch einmal eine Besonderhe­it, dass es gleich New York wurde.“Damit heißt die Heimspiels­tätte ab sofort MetLife-Stadium statt Tivoli – die 1,6 Milliarden Dollar teure Arena der Giants fasst 82.000 Besucher. Bisher spielte er vor 3000 Fans, „bei Schlagersp­ielen waren auch schon einmal 5000 da“. Und seit Wochenbegi­nn gelten auch neue Regeln: Für dieses Interview mussten die SN bei der NFL schriftlic­h um Bewilligun­g anfragen, da er bereits Kadermitgl­ied ist.

Der Traum wurde dank seiner Sprintqual­itäten wahr, denn Platzgumme­r ist nebenbei noch Leichtathl­et. „Mit meinem Tempo habe ich mir sicher in Europa einen Namen gemacht“, sagt er selbstbewu­sst, dem hat er auch die Einladung ins Programm zu verdanken. Allerdings spielt Platzgumme­r eine ganz sensible Position im American Football: Er ist Runningbac­k, der Mann hinter dem Spielmache­r (Quarterbac­k). Hier kommt es auf Schnelligk­eit, Spielwitz und ein enormes Bewegungst­alent, um den Tacklings auszuweich­en, an. Hier ist die Konkurrenz um ein Leiberl mit am größten, da es diese Position nur ein Mal gibt. „Die Konkurrenz in einem NFL-Team ist überall extrem groß, aber natürlich haben es die schweren Bröckerl immer etwas leichter, ins Team zu kommen, denn davon braucht man mehr.“

Wann das Abenteuer New York und NFL beginnt, steht wegen der Coronapand­emie noch nicht exakt fest. Im August sind die ersten Testspiele geplant, Ligastart ist im September. Zuvor muss er als einer von 90 Profis um einen Platz im 55Mann-Kader kämpfen. Schafft er es nicht auf Anhieb, dann winkt ihm ein Platz im zehnköpfig­en Trainingst­eam. „Da haben wir Spieler aus dem Förderprog­ramm im ersten Jahr einen Sonderstat­us.“Einen, den er sich zuletzt wahrlich hart erkämpft hat.

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BILD: SN/GEPA Sandro Platzgumme­r

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