Innerösterreichische Sprachverwirrung
Über die unterschätzte Gefahr von Dialekten und was man dagegen tun könnte.
Ich musste mich als Kind an manche Vokabeln meines Vaters gewöhnen, in dessen Pongauerisch zum Beispiel die Farbe „Roud“statt „Roat“existierte und der mich männlichen Jungspund als „Beasch“bezeichnete und nicht als „Budl“wie die eingeborenen Lungauer Verwandten. Und dabei ist das Murtal über das Murtörl und die Tofernscharte nur 30 Kilometer vom Gasteinertal entfernt. Da ist es dann kein Wunder, dass die sprachliche Verständigung zwischen lange Zeit in abgelegenen Schluchten sozialisierten Tirolern und im babylonischen Schmelztiegel legierten Wienern eine ungleich größere Fallhöhe aufweist, wie kürzlich aktenkundig wurde. Ein illuminierter Hauptstädter fragte einen einheimischen Wirt nach dem Weg zur Toilette und der antwortete in etwa „geahsch außi und Stiaga aui“. Das interpretierte der Notdurftbedürftige als „hinaus und die Treppe hinunter“– und fiel prompt über eine steile und unbeleuchtete Kellerstiege, denn er hätte eigentlich „hinaus und die Treppe hinauf“gehen sollen.
Man möchte sich gar nicht vorstellen, welche möglicherweise viel schwerwiegenderen Un- und Vorfälle schon bisher unbemerkt aufgrund innerösterreichischer Kommunikationshemmnisse passiert sind. Aber wie könnte man diese bisher unterschätzte Gefahr aus der Welt schaffen? Hochdeutsch wäre natürlich eine Möglichkeit, aber wer kann das schon und falls doch: Im Grunde möchte kein Ösi auch nur annähernd so klingen wie die geschätzten Ossis & Wessis, oder? Bleibt also – und das wird jetzt manchen wehtun – nur mehr Englisch. Und ihr könnt mich jetzt ruhig steinigen, aber mit der Anweisung „Go ju aut and ap se stehrs“wäre dem Wiener nichts passiert.
Bat kuhl daun nau, sis wos oll tschast a tschouk! Håbs mi?