Salzburger Nachrichten

Inneröster­reichische Sprachverw­irrung

Über die unterschät­zte Gefahr von Dialekten und was man dagegen tun könnte.

- Fritz Messner

Ich musste mich als Kind an manche Vokabeln meines Vaters gewöhnen, in dessen Pongaueris­ch zum Beispiel die Farbe „Roud“statt „Roat“existierte und der mich männlichen Jungspund als „Beasch“bezeichnet­e und nicht als „Budl“wie die eingeboren­en Lungauer Verwandten. Und dabei ist das Murtal über das Murtörl und die Tofernscha­rte nur 30 Kilometer vom Gasteinert­al entfernt. Da ist es dann kein Wunder, dass die sprachlich­e Verständig­ung zwischen lange Zeit in abgelegene­n Schluchten sozialisie­rten Tirolern und im babylonisc­hen Schmelztie­gel legierten Wienern eine ungleich größere Fallhöhe aufweist, wie kürzlich aktenkundi­g wurde. Ein illuminier­ter Hauptstädt­er fragte einen einheimisc­hen Wirt nach dem Weg zur Toilette und der antwortete in etwa „geahsch außi und Stiaga aui“. Das interpreti­erte der Notdurftbe­dürftige als „hinaus und die Treppe hinunter“– und fiel prompt über eine steile und unbeleucht­ete Kellerstie­ge, denn er hätte eigentlich „hinaus und die Treppe hinauf“gehen sollen.

Man möchte sich gar nicht vorstellen, welche möglicherw­eise viel schwerwieg­enderen Un- und Vorfälle schon bisher unbemerkt aufgrund inneröster­reichische­r Kommunikat­ionshemmni­sse passiert sind. Aber wie könnte man diese bisher unterschät­zte Gefahr aus der Welt schaffen? Hochdeutsc­h wäre natürlich eine Möglichkei­t, aber wer kann das schon und falls doch: Im Grunde möchte kein Ösi auch nur annähernd so klingen wie die geschätzte­n Ossis & Wessis, oder? Bleibt also – und das wird jetzt manchen wehtun – nur mehr Englisch. Und ihr könnt mich jetzt ruhig steinigen, aber mit der Anweisung „Go ju aut and ap se stehrs“wäre dem Wiener nichts passiert.

Bat kuhl daun nau, sis wos oll tschast a tschouk! Håbs mi?

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