Kindergärten öffnen auch im Sommer
Die Stadt sperrt die Kindergärten im Sommer nur zwei statt sechs Wochen zu. Das Personal im ganzen Land drängt auf klare Ansagen des Bundes.
Für Eltern wird die Kinderbetreuung in den Sommermonaten zur Herausforderung. „Viele haben wegen der Coronapandemie ihren Urlaub und Zeitausgleich bereits konsumieren müssen“, sagt Salzburgs Vizebürgermeister Bernhard Auinger (SPÖ). Es sei unklar, ob Großeltern die Enkerl betreuen dürften. Um Eltern zu entlasten, werde die Stadt die Zahl der Schließtage in den Kindergärten, Horten und Krabbelgruppen reduzieren. Alle 50 Einrichtungen, die knapp 2900 Kinder betreuen, würden im Sommer gestaffelt nur für zwei Wochen schließen, kündigt Auinger an. „Wir dürfen in dieser
Ausnahmesituation keine Familie zurücklassen.“
Normalerweise sperren die 36 städtischen Kindergärten und Horte im Sommer sechs Wochen lang zu, die Krabbelgruppen drei Wochen. Ein Drittel der Kindergärten war bisher je drei Wochen geöffnet, um den ganzen Sommer hindurch Betreuung zu gewährleisten.
Heuer könnten Kinder, die Betreuung bräuchten, in ihrem gewohnten Kindergarten und in ihrer Gruppe bleiben, erklärt Amtsleiterin Jutta Kodat. „So vermeiden wir auch eine zu starke Durchmischung der Kinder.“Die zwei Wochen Schließzeit seien nötig, um Urlaub zu konsumieren und Instandhaltungsarbeiten durchzuführen. Wegen Umbauarbeiten bleiben die Kindergärten Abfalter und Schallmoos geschlossen. Die Betreuung wird an andere Standorte ausgelagert.
„Die Personalvertretung war in die Entscheidung eingebunden“, betont Auinger. Die Pädagoginnen sollen keine Urlaubstage verlieren. Praktikantinnen werden das Personal unterstützen. Im Vorjahr waren während der neun Ferienwochen knapp 950 Kinder angemeldet.
Derzeit sind rund 200 Kinder täglich in Betreuung. Tendenz steigend. „Für mich zählen die Elementarpädagoginnen auch zu den Heldinnen der Krise“, sagt Auinger. Das Personal habe mit hoher Flexibilität und Einsatzbereitschaft geholfen, die vergangenen Wochen zu meistern.
Sie hoffe, dass auch viele Gemeindekindergärten
auf dem Land im Sommer mehr Betreuung anbieten würden, sagt Landesrätin Andrea Klambauer (Neos). „Wir haben schon viele Anfragen von Eltern und Trägern.“Am Mittwoch finde eine Besprechung mit dem Gemeindeverband statt. Das Land habe die Frist für die Ansuchen um Förderung der Ferienbetreuung jedenfalls bis 22. Juni verlängert.
Die Gemeinde Eugendorf hat bereits angekündigt, heuer die ganzen Sommerferien hindurch Kinderbetreuung anzubieten. Im Kindergarten in Seekirchen sei bis auf eine Woche Schließzeit eine durchgehende Betreuung ohnehin Usus, sagt Bürgermeister Konrad Pieringer (ÖVP). „Wir haben aber die Anmeldefrist bis 20. Mai verlängert.“Auch in Kuchl werden Krabbel- und Kindergartenkinder bei Bedarf schon seit Jahren durchgehend betreut. Rund 70 Kinder sind bisher angemeldet. „Ich gehe davon aus, dass wir im Sommer mehr Gruppen öffnen werden“, sagt Leiterin Sigrid Gsenger.
So klar der Fahrplan für das Hochfahren des Schulbetriebs sei, so unkonkret seien die Aussagen des Bundes zu den Kindergärten, kritisiert Ilona Schwaiger,
„Wir dürfen in dieser Situation keine Familie zurücklassen.“
Bernhard Auinger, Vize-Bgm.
Obfrau der Berufsgruppe der Pädagoginnen in Kinderbildungseinrichtungen. In einem Gespräch mit Klambauer drängte Schwaiger am Mittwoch auf die rasche Vorlage einer Verordnung, damit die Pädagoginnen wüssten, wie vorzugehen sei, wenn der Betrieb in den Kindergärten wieder richtig starte. Für andere systemrelevante Berufsgruppen sei der Dienstnehmerschutz geregelt, nicht so für die Pädagoginnen. „Viele Kolleginnen sind verunsichert, niemand weiß, wie wir uns schützen können.“Es sei unmöglich, bei der Betreuung von Kindern einen Meter Abstand zu halten. Das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes sei empfohlen, „aber im Umgang mit Kindern ist die Mimik sehr wichtig“. Vor allem für die Krabbelkinder beginne nach der langen Pause eine Phase der neuen Eingewöhnung. „Es kann nicht sein, dass Eltern ihre kleinen Kinder vor der Tür an eine Person übergeben, die eine Maske trägt.“
Sie warte dringend auf eine wissenschaftlich fundierte Information aus dem Gesundheitsministerium über die Ansteckungsund Übertragungsrisiken bei Kindern, sagt Klambauer. „Ich fühle mich vom Bund im Stich gelassen.“
Die Vorfreude der Kinder auf den Besuch im Kindergarten sei groß, sagt Sabine Kohoutek, Leiterin des städtischen Kindergartens Kleingmain. „Wir bekommen immer mehr Anfragen von Eltern, die nicht berufstätig sind oder wo die Mutter in Karenz ist.“