Digitalisierung – jetzt erst recht!
Die Digitalisierung sichert unseren Wohlstand. Erste Gedanken für unser digitales Leben mit und nach Corona.
Die Coronakrise wird zeigen, dass digitalisierte Unternehmen und Organisationen gewinnen. Wir können uns von dieser Entwicklung nicht abschotten, sondern sollten sie aktiv im Sinne unserer europäischen Werte mitgestalten und nicht den USA und China überlassen. Es geht um eine verantwortungsvolle Anwendung von Software und vernetzten Technologien in allen Lebensund Geschäftsbereichen. Österreich wird wohl besser aus der Krise herauskommen, aber langfristig nur erfolgreich sein, wenn jetzt die Digitalisierung in allen Bereichen rasch beschleunigt wird. Und wir haben die Talente dafür! Was könnte sich also ändern?
Wir werden unsere Haltung zu Hygiene-, Gesundheits- und Sicherheitsstandards ändern, strengere Standards für den öffentlichen Personenverkehr, das Fliegen oder für
Grenzübergänge einführen und vor allem deren Einhaltung einfordern. Fälschungssichere Gesundheitsausweise und Impfungen werden verbindlich. Zugangskontrollen für Gebäude, Veranstaltungen und Transportmittel werden zur neuen Norm. Neue Technologien für Authentifizierungen werden eingesetzt werden.
Wir werden Videokonferenzen als wichtigen Kommunikationsweg in der täglichen Arbeit nutzen, denn es funktioniert, und sogar mit höherer Produktivität, wenn richtig gemacht.
Wir werden in Homeoffice-Technologien investieren und voraussichtlich weniger Bürofläche brauchen. Ein fester Arbeitsplatz wird vielleicht Luxus, „shared desk“Konzepte werden kommen. Bessere IT-Sicherheitsanwendungen werden notwendiger, denn Internetpiraten sind aktiver denn je.
Der Tourismus wird sein Leistungsversprechen ändern und muss digitaler werden. Der reine Massentourismus wird vielleicht als „gefährlich“wahrgenommen, für die Gesundheit der Mitarbeiter und Einheimischen. Die Nachfrage nach individuelleren Reisen wird steigen. Qualität und nicht Quantität wird entscheiden. Gleichzeitig werden Sicherheit und Hygiene wichtiger. Ein modernes Datenmanagement ist überfällig, um nicht noch mehr Daten an internationale Giganten zu verlieren. Airlines und Hotels werden neue Geschäftsmodelle für Stammkunden entwickeln müssen, um so diese Treuen zu halten.
Sobald Veranstaltungen wieder erlaubt sind, werden Kulturinstitutionen und Sportevents verstärkt Onlinevertriebskanäle nutzen. Auch traditionelle Institutionen werden ein digitales Begleitprogramm zu ihrem „analogen Angebot“anbieten. Zum Beispiel werden Onlinebesuchern mehrere Kameraperspektiven während der Aufführung oder eines Spiels angeboten, zwischen denen sie frei und voll synchronisiert wechseln können. Somit entsteht ein höchst individuelles Erlebnis, das es im Saal oder im Stadium so nicht gibt. Hier entstehen große Chancen für europäische Medientechnologie- und Produktionsunternehmen. Virtual Reality wird durch den Fokus auf Unterhaltung und Kultur, etwa Museen, ein Comeback erleben. Ein Einstieg in diesen digitalen Culture-TechMarkt muss schnell erfolgen. Salzburg hat hier beste Voraussetzung, ein Global Player zu werden.
Onlinebildung an Schulen, Unis, in Firmen etc. und Onlinetraining (Sport, Sprachen, etc.) wird Teil unseres Tagesablaufs und schnell wachsen, eine stetig zunehmende Nutzerakzeptanz erleben und dadurch sehr interessant für neue Serviceanbieter werden. Technologieunternehmen werden hier punkten. Das Land Salzburg mit dem neuen Fokus auf Edu-Tech sollte hier mit einem eigenen Programm rasch Start-up-Gründungen unterstützen.
Damit soziale Medien auch in Zukunft als Kommunikationsplattform relevant bleiben, müssen sie striktere Regeln einführen, um die Verbreitung von Fake News zu unterbinden. Ohne Selbstregulierung werden die Plattformen Millionen Nutzer verlieren, die Qualitätsjournalismus schätzen und ein tieferes Verständnis für aktuelle Themen bekommen wollen. Nutzer werden bewusster mit der Zeit umgehen, die sie auf sozialen Medien verbringen.
Wer soll also diese Digitalisierung antreiben? Alle! Unternehmen und öffentliche Hände. Und alle sollten verstärkt mit den vielen jungen Talenten, Forschern, Erfindern, Technologieunternehmen und Start-ups zusammenarbeiten und den Jungen endlich eine echte Chance geben, denn ohne Unterstützung werden viele von ihnen diese Krise nicht überleben.
Andreas Spechtler ist Gründer von Silicon Castles, einem von Salzburg aus weltweit agierenden Technologie-Akzelerator, zuvor war er Präsident von Dolby International und über 25 Jahre im internationalen Hightechgeschäft, u. a. Sony und Real Networks, tätig. Silicon Castles ist u. a. auch Partner der Salzburger Festspiele und des Karajan-Instituts beim Culture Tech Lab, das auf Herbst 2020 verschoben wurde.