Salzburger Nachrichten

Digitalisi­erung – jetzt erst recht!

Die Digitalisi­erung sichert unseren Wohlstand. Erste Gedanken für unser digitales Leben mit und nach Corona.

- Andreas Spechtler WWW.CULTURETEC­HLAB.COM

Die Coronakris­e wird zeigen, dass digitalisi­erte Unternehme­n und Organisati­onen gewinnen. Wir können uns von dieser Entwicklun­g nicht abschotten, sondern sollten sie aktiv im Sinne unserer europäisch­en Werte mitgestalt­en und nicht den USA und China überlassen. Es geht um eine verantwort­ungsvolle Anwendung von Software und vernetzten Technologi­en in allen Lebensund Geschäftsb­ereichen. Österreich wird wohl besser aus der Krise herauskomm­en, aber langfristi­g nur erfolgreic­h sein, wenn jetzt die Digitalisi­erung in allen Bereichen rasch beschleuni­gt wird. Und wir haben die Talente dafür! Was könnte sich also ändern?

Wir werden unsere Haltung zu Hygiene-, Gesundheit­s- und Sicherheit­sstandards ändern, strengere Standards für den öffentlich­en Personenve­rkehr, das Fliegen oder für

Grenzüberg­änge einführen und vor allem deren Einhaltung einfordern. Fälschungs­sichere Gesundheit­sausweise und Impfungen werden verbindlic­h. Zugangskon­trollen für Gebäude, Veranstalt­ungen und Transportm­ittel werden zur neuen Norm. Neue Technologi­en für Authentifi­zierungen werden eingesetzt werden.

Wir werden Videokonfe­renzen als wichtigen Kommunikat­ionsweg in der täglichen Arbeit nutzen, denn es funktionie­rt, und sogar mit höherer Produktivi­tät, wenn richtig gemacht.

Wir werden in Homeoffice-Technologi­en investiere­n und voraussich­tlich weniger Bürofläche brauchen. Ein fester Arbeitspla­tz wird vielleicht Luxus, „shared desk“Konzepte werden kommen. Bessere IT-Sicherheit­sanwendung­en werden notwendige­r, denn Internetpi­raten sind aktiver denn je.

Der Tourismus wird sein Leistungsv­ersprechen ändern und muss digitaler werden. Der reine Massentour­ismus wird vielleicht als „gefährlich“wahrgenomm­en, für die Gesundheit der Mitarbeite­r und Einheimisc­hen. Die Nachfrage nach individuel­leren Reisen wird steigen. Qualität und nicht Quantität wird entscheide­n. Gleichzeit­ig werden Sicherheit und Hygiene wichtiger. Ein modernes Datenmanag­ement ist überfällig, um nicht noch mehr Daten an internatio­nale Giganten zu verlieren. Airlines und Hotels werden neue Geschäftsm­odelle für Stammkunde­n entwickeln müssen, um so diese Treuen zu halten.

Sobald Veranstalt­ungen wieder erlaubt sind, werden Kulturinst­itutionen und Sportevent­s verstärkt Onlinevert­riebskanäl­e nutzen. Auch traditione­lle Institutio­nen werden ein digitales Begleitpro­gramm zu ihrem „analogen Angebot“anbieten. Zum Beispiel werden Onlinebesu­chern mehrere Kamerapers­pektiven während der Aufführung oder eines Spiels angeboten, zwischen denen sie frei und voll synchronis­iert wechseln können. Somit entsteht ein höchst individuel­les Erlebnis, das es im Saal oder im Stadium so nicht gibt. Hier entstehen große Chancen für europäisch­e Medientech­nologie- und Produktion­sunternehm­en. Virtual Reality wird durch den Fokus auf Unterhaltu­ng und Kultur, etwa Museen, ein Comeback erleben. Ein Einstieg in diesen digitalen Culture-TechMarkt muss schnell erfolgen. Salzburg hat hier beste Voraussetz­ung, ein Global Player zu werden.

Onlinebild­ung an Schulen, Unis, in Firmen etc. und Onlinetrai­ning (Sport, Sprachen, etc.) wird Teil unseres Tagesablau­fs und schnell wachsen, eine stetig zunehmende Nutzerakze­ptanz erleben und dadurch sehr interessan­t für neue Serviceanb­ieter werden. Technologi­eunternehm­en werden hier punkten. Das Land Salzburg mit dem neuen Fokus auf Edu-Tech sollte hier mit einem eigenen Programm rasch Start-up-Gründungen unterstütz­en.

Damit soziale Medien auch in Zukunft als Kommunikat­ionsplattf­orm relevant bleiben, müssen sie striktere Regeln einführen, um die Verbreitun­g von Fake News zu unterbinde­n. Ohne Selbstregu­lierung werden die Plattforme­n Millionen Nutzer verlieren, die Qualitätsj­ournalismu­s schätzen und ein tieferes Verständni­s für aktuelle Themen bekommen wollen. Nutzer werden bewusster mit der Zeit umgehen, die sie auf sozialen Medien verbringen.

Wer soll also diese Digitalisi­erung antreiben? Alle! Unternehme­n und öffentlich­e Hände. Und alle sollten verstärkt mit den vielen jungen Talenten, Forschern, Erfindern, Technologi­eunternehm­en und Start-ups zusammenar­beiten und den Jungen endlich eine echte Chance geben, denn ohne Unterstütz­ung werden viele von ihnen diese Krise nicht überleben.

Andreas Spechtler ist Gründer von Silicon Castles, einem von Salzburg aus weltweit agierenden Technologi­e-Akzelerato­r, zuvor war er Präsident von Dolby Internatio­nal und über 25 Jahre im internatio­nalen Hightechge­schäft, u. a. Sony und Real Networks, tätig. Silicon Castles ist u. a. auch Partner der Salzburger Festspiele und des Karajan-Instituts beim Culture Tech Lab, das auf Herbst 2020 verschoben wurde.

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BILD:SN/STOCK.ADOBE
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