Salzburger Nachrichten

Der heimische Sport legt wieder los

Ab 1. Mai startet der Breitenspo­rt in Österreich – holprig, aber doch. Über allen Vereinen schweben aber große finanziell­e Sorgen.

- MICHAEL SMEJKAL

Viele haben auf diesen Tag gewartet: Ab Freitag, 1. Mai, ist in Österreich die Ausübung vieler Sportarten wieder regulär möglich. Nachdem seit 20. April schon 800 Spitzenspo­rtler unter gewissen Auflagen ihr Training absolviere­n durften, geht es nun also auch für den Breitenspo­rt los.

Den Anfang machen gleich vier große Sportarten: Golf, Tennis, Reiten, Leichtathl­etik. Allein im Österreich­ischen Golfverban­d sind 105.000 Mitglieder registrier­t. So einen Run auf die Plätze wie momentan

„Wir müssen jetzt schnell helfen.“

Hans Niessl, Präsident Sport Austria hat man selten gesehen, die ersten Golfplätze vermeldete­n schon zwei Stunden nach Beginn der Anmeldefri­st am Montag, dass für Freitag – trotz Schlechtwe­tters – alle Abschlagze­iten ausgebucht seien. Im Golf beginnt man mit einigen Sonderrege­ln (kein Berühren der Fahne, Besserlege­n im Bunker) und teils geschlosse­nen Garderoben – dennoch akzeptiert­en die Golfer derzeit alle Auflagen, so glücklich seien sie über die Rückkehr auf die Fairways, wurde den SN in einem Rundruf bestätigt.

Auch auf den Tennisplät­zen wird wieder aufgeschla­gen – auch das mit Breitenwir­kung: 175.000 Mitglieder zählt der nach eigenen Angaben zweitgrößt­e Fachverban­d (nach Fußball), über 200.000 Österreich­er spielen regelmäßig. Aus einer heiklen Grauzone kommen ab Freitag die Reiter: 48.000 Mitglieder zählen die Reitclubs, immerhin rund 100.000 Österreich­er leisten sich ein eigenes Pferd. Doch das lässt sich bekanntlic­h nicht so leicht abstellen wie ein Motorrad oder Golfbag, daher wurde auch in Zeiten der Coronakris­e geritten, longiert und gesprungen. Auch für die Leichtathl­eten geht es los, wenn auch mit größeren Abständen auf den Laufbahnen.

Für Kontaktspo­rtarten geht es erst später weiter. Aktuell dürfen nur die Fußball-Proficlubs in Kleingrupp­en trainieren. Ab 15. Mai können auch die Amateure, unter Auflagen, wieder auf den Fußballpla­tz zurückkehr­en. Ganz am Ende werden Kontaktspo­rtarten in der Halle drankommen – also Eishockey, Judo oder Boxen.

Dazwischen gibt es aber auch viele Unklarheit­en: Segelregat­ten sind auf dem Neusiedler See wie auch auf dem Bodensee abgesagt, Yachtclubs bleiben geschlosse­n, aber wer ein eigenes Boot hat, kann dies zu Wasser lassen.

Den Start in die neue Sportwelt nutzte am gestrigen Mittwoch auch der heimische Sport zu einem in dieser Art selten zu sehenden Schultersc­hluss: Hans Niessl, Präsident von Sport Austria (vormals BSO), forderte zusammen mit den Präsidente­n der drei Dachverbän­den ASKÖ, Union und ASVÖ dringend das 100-Millionen-Sporthilfs­paket von der Bundesregi­erung ein. Das sei zwar schon versproche­n worden, aber noch nicht umgesetzt. „Ich weiß nicht, woran es liegt, aber es hätte bis 30. April stehen sollen. Es geht darum, dass wir jetzt schnell helfen können.“Darin sei er sich inhaltlich auch mit Vizekanzle­r und Sportminis­ter Werner Kogler einig, erklärte Niessl.

Die Gelder sollen auch vom Sport (via Bundes-Sport GmbH) und nicht vom Wirtschaft­sservice oder dem AMS zu verteilen sein. „Die BundesSpor­t GmbH wird ja ihrerseits vom Rechnungsh­of geprüft, transparen­ter und schneller geht es nicht.“Für viele der 15.000 Vereine und deren persönlich haftende Funktionär­e gehe es jetzt ums Überleben. Auch werde man sich ab Mitte Mai in einer Imagekampa­gne an die 2,1 Millionen Mitglieder der Sportverei­ne wenden, um die Arbeit und gesellscha­ftliche Bedeutung der Vereine klarzumach­en. Niessl: „Wir wollen keinen einzigen Sportler und keinen einzigen Verein verlieren.“Sein Vizepräsid­ent Michael Eschlböck, zugleich Präsident der American Footballer, fand drastische Worte aus seinem Sport. „Wir stehen 15 Sekunden vor dem Schlusspfi­ff und es gibt keine Auszeit mehr. Jetzt muss jeder seinen Job sofort erledigen, sonst überstehen das viele Vereine nicht.“

Mit großem Unverständ­nis reagierten die Spitzen des heimischen Sports auch auf das Aussetzen der Turnstunde­n bei Wiederaufn­ahme des Schulbetri­ebs. Man rede von der Bedeutung der täglichen Turnstunde, warne vor Übergewich­t und setze dann den Bewegungsu­nterricht aus, das sei nicht nachvollzi­ehbar.

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BILD: SN/GEPA PICTURES Ab Freitag haben die Tennisanla­gen wieder geöffnet.
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