Der heimische Sport legt wieder los
Ab 1. Mai startet der Breitensport in Österreich – holprig, aber doch. Über allen Vereinen schweben aber große finanzielle Sorgen.
Viele haben auf diesen Tag gewartet: Ab Freitag, 1. Mai, ist in Österreich die Ausübung vieler Sportarten wieder regulär möglich. Nachdem seit 20. April schon 800 Spitzensportler unter gewissen Auflagen ihr Training absolvieren durften, geht es nun also auch für den Breitensport los.
Den Anfang machen gleich vier große Sportarten: Golf, Tennis, Reiten, Leichtathletik. Allein im Österreichischen Golfverband sind 105.000 Mitglieder registriert. So einen Run auf die Plätze wie momentan
„Wir müssen jetzt schnell helfen.“
Hans Niessl, Präsident Sport Austria hat man selten gesehen, die ersten Golfplätze vermeldeten schon zwei Stunden nach Beginn der Anmeldefrist am Montag, dass für Freitag – trotz Schlechtwetters – alle Abschlagzeiten ausgebucht seien. Im Golf beginnt man mit einigen Sonderregeln (kein Berühren der Fahne, Besserlegen im Bunker) und teils geschlossenen Garderoben – dennoch akzeptierten die Golfer derzeit alle Auflagen, so glücklich seien sie über die Rückkehr auf die Fairways, wurde den SN in einem Rundruf bestätigt.
Auch auf den Tennisplätzen wird wieder aufgeschlagen – auch das mit Breitenwirkung: 175.000 Mitglieder zählt der nach eigenen Angaben zweitgrößte Fachverband (nach Fußball), über 200.000 Österreicher spielen regelmäßig. Aus einer heiklen Grauzone kommen ab Freitag die Reiter: 48.000 Mitglieder zählen die Reitclubs, immerhin rund 100.000 Österreicher leisten sich ein eigenes Pferd. Doch das lässt sich bekanntlich nicht so leicht abstellen wie ein Motorrad oder Golfbag, daher wurde auch in Zeiten der Coronakrise geritten, longiert und gesprungen. Auch für die Leichtathleten geht es los, wenn auch mit größeren Abständen auf den Laufbahnen.
Für Kontaktsportarten geht es erst später weiter. Aktuell dürfen nur die Fußball-Proficlubs in Kleingruppen trainieren. Ab 15. Mai können auch die Amateure, unter Auflagen, wieder auf den Fußballplatz zurückkehren. Ganz am Ende werden Kontaktsportarten in der Halle drankommen – also Eishockey, Judo oder Boxen.
Dazwischen gibt es aber auch viele Unklarheiten: Segelregatten sind auf dem Neusiedler See wie auch auf dem Bodensee abgesagt, Yachtclubs bleiben geschlossen, aber wer ein eigenes Boot hat, kann dies zu Wasser lassen.
Den Start in die neue Sportwelt nutzte am gestrigen Mittwoch auch der heimische Sport zu einem in dieser Art selten zu sehenden Schulterschluss: Hans Niessl, Präsident von Sport Austria (vormals BSO), forderte zusammen mit den Präsidenten der drei Dachverbänden ASKÖ, Union und ASVÖ dringend das 100-Millionen-Sporthilfspaket von der Bundesregierung ein. Das sei zwar schon versprochen worden, aber noch nicht umgesetzt. „Ich weiß nicht, woran es liegt, aber es hätte bis 30. April stehen sollen. Es geht darum, dass wir jetzt schnell helfen können.“Darin sei er sich inhaltlich auch mit Vizekanzler und Sportminister Werner Kogler einig, erklärte Niessl.
Die Gelder sollen auch vom Sport (via Bundes-Sport GmbH) und nicht vom Wirtschaftsservice oder dem AMS zu verteilen sein. „Die BundesSport GmbH wird ja ihrerseits vom Rechnungshof geprüft, transparenter und schneller geht es nicht.“Für viele der 15.000 Vereine und deren persönlich haftende Funktionäre gehe es jetzt ums Überleben. Auch werde man sich ab Mitte Mai in einer Imagekampagne an die 2,1 Millionen Mitglieder der Sportvereine wenden, um die Arbeit und gesellschaftliche Bedeutung der Vereine klarzumachen. Niessl: „Wir wollen keinen einzigen Sportler und keinen einzigen Verein verlieren.“Sein Vizepräsident Michael Eschlböck, zugleich Präsident der American Footballer, fand drastische Worte aus seinem Sport. „Wir stehen 15 Sekunden vor dem Schlusspfiff und es gibt keine Auszeit mehr. Jetzt muss jeder seinen Job sofort erledigen, sonst überstehen das viele Vereine nicht.“
Mit großem Unverständnis reagierten die Spitzen des heimischen Sports auch auf das Aussetzen der Turnstunden bei Wiederaufnahme des Schulbetriebs. Man rede von der Bedeutung der täglichen Turnstunde, warne vor Übergewicht und setze dann den Bewegungsunterricht aus, das sei nicht nachvollziehbar.