Museen öffnen in doppelter Stille
Museen dürfen bald öffnen, weil sie gut Viren abschrecken können. Und doch gibt es Stolpersteine.
Die Freude, dass Museen ab Mitte Mai wieder aufsperren, schreit nach Festakten und Fanfaren. Aber Zusammenkünfte vieler stehender Menschen und musizierender Bläser bleiben untersagt oder widersprechen dem Hausverstand der Virenbekämpfung. Daher müssen die Museen das, was viele innig erwarten, still und leise erledigen, also einfach morgens aufsperren.
Zudem wird es in den Museen noch ruhiger als bisher: Besucherzahlen werden limitiert. Alle müssen Masken tragen, was von jeglicher Plauderei abhält. Auf Plakaten und Schildern wird zu „Abstand halten!“ermahnt, wobei nicht die meist schon per Bewegungsmelder gesicherten Exponate gemeint sind.
Dass es sogar in hypeverdächtigen Sälen – wie in der BeethovenSchau im Prunksaal der Nationalbibliothek oder der funkelnagelneuen Albertina modern im Wiener Künstlerhaus – kühler als sonst zugehen wird, vermittelt eine für Museumsbesucher neuartige, vermutlich an Eingängen verabreichte Flüssigkeit: Desinfektionsmittel.
Nicht einmal die Suada einer Führung oder das Gekiekse einer Kindergruppe werden zu hören sein. Stattdessen werden wir desinfizierte Audioguides oder Ausstellungs-Podcasts am Handy abhören, neue Museums-Apps anwenden oder vor einem Echt-Besuch das tun, was das Bank-Austria-Kunstforum für seine Schau „The Cindy Sherman Effect“bietet: „Am 30. April und am 28. Mai finden, jeweils um 15 Uhr, auf unserer FacebookSeite geführte Rundgänge durch die Ausstellung statt, bei der Sie direkt mit Ihrer Kunstvermittlerin und anderen Teilnehmern und Teilnehmerinnen interagieren können.“
Sogar das stille Öffnen wird zur Gratwanderung. Zum einen müssen Museen mit in der Coronakrise zerzausten Budgets weitertun; sie müssen Kosten verantworten, ohne Besucherzahlen abzusehen. Je wichtiger Touristen gewesen sind, desto riskanter wird die Öffnung unter gelockerten Coronabeschränkungen – etwa für Belvedere, Albertina oder Kunsthistorisches Museum.
Zum anderen ist einiges, was genau Museen wegen SARS-CoV-2 müssen oder dürfen, noch unklar. Anhaltspunkte bieten Pressekonferenzen. Eine ab 1. Mai gültige Verordnung für vieles, was die drei Minister Nehammer, Anschober und Köstinger am Dienstag angekündigt haben, wird noch ausgetüftelt. Dieselbe Verordnung werde bis Mitte Mai um Details für Gastronomie, Kirchen und Museen erweitert, teilte Heike Warmuth, Sprecherin der Kulturstaatssekretärin, den SN mit. Ein Museum, das also tut, was die Regierung explizit erlaubt, nämlich am 15. Mai aufzusperren, wird erst kurz davor Details erfahren.
Trotzdem gibt es mutige Engagierte, die frühestmöglich öffnen – wie Salzburg Museum, Domquartier oder Unteres Belvedere. Viele allerdings teilen auf die Frage nach einem Datum der Eröffnung dasselbe mit wie das Oberösterreichische Landesmuseum: „Leider kann ich Ihnen noch keine näheren Informationen dazu geben. Wir warten auf den Erlass der Bundesregierung.“
Welch delikate Probleme sich auftun, zeigen zwei Beispiele aus Salzburg. Viele Regionalmuseen würden gern Mitte Mai öffnen, doch die bisher gültige 20-Quadratmeter-Regelung (10 Quadratmeter sind vorerst nur für Kirchen genannt) ist für viele Häuser mit oft kleinen Räumen unpraktikabel; zudem gehören viele ehrenamtliche Mitarbeiter zur Risikogruppe. Trotzdem wagen vier Regionalmuseen frühes Öffnen: das Keltendorf Stoanabichl Uttendorf beginnt am 18. Mai, das Bergbau- und Gotikmuseum Leogang startet am 19. Mai, das Museum zum Pulvermacher in Elsbethen sperrt ab 20. Mai auf. Und das immer sonntags geöffnete Sigl-Haus in St. Georgen wird am 24. Mai so geöffnet, dass „nur vier bis fünf Personen gleichzeitig eingelassen werden mit der Auflage, sich in verschiedenen Räumen aufzuhalten“.
Das zweite Problem betrifft die Burgen und Schlösser. Werden die Festung sowie die Burgen Werfen und Mauterndorf ab 15. Mai geöffnet? Seit Dienstag wisse er das nicht mehr, erwidert Geschäftsführer Max Brunner. Laut dieser Pressekonferenz dürfen „touristische Betriebe und Sehenswürdigkeiten“erst am 29. Mai aufsperren. Ist die Festung also eher Sehenswürdigkeit oder Museum? Denn für ein Museum gilt, was Staatssekretärin Ulrike Lunacek am 17. April angekündigt hat und was auch auf der Website des Kulturministeriums steht: „Museen und andere Orte der Präsentation im künstlerisch-kulturellen Bereich“dürften „Mitte Mai“öffnen.
Schloss Schönbrunn ficht das nicht an. Den SN wird bestätigt: Es bleibe bei der angekündigten Öffnung ab 15. Mai, da „der Schauraum-Betrieb sehr ähnlich dem Museumsbetrieb ist“.
Konkrete Details gibt es erst kurz vor 15. Mai