China ist nicht an diesem Virus schuld
US-Präsident Donald Trump und seine Hausmedien haben in China einen trefflichen Sündenbock gefunden. Nicht ihr wochenlanges Verschleppen sämtlicher Schutzmaßnahmen hat den katastrophalen Coronaausbruch in den USA beschleunigt, sondern Peking. Es habe die ersten Infektionen in
Wuhan vertuscht. Und überhaupt stamme SARS-CoV-2 aus einem Labor dort. Beweise für diese Behauptung gibt es nicht.
Hört sich aber gut an, und China tut alles, um jedes Misstrauen zu schüren. Es versteckt sich hinter einer Propagandakampagne, erklärt Corona zur Verschlusssache und reagiert höchst aggressiv gegen jeden, der nach einer unabhängigen Untersuchung ruft.
Kurz gesagt: Die Pandemie wird politisiert. Unabhängig davon liegen längst ausreichend Fakten vor, um eine globale Antwort auf den Weg zu bringen. Bis zu drei Viertel aller neuen Infektionskrankheiten haben ihren Ursprung in Tieren. Die gefährlichsten Viren wie SARS, MERS, Ebola und nun Corona kommen von Fledermäusen. Das Risiko einer Übertragung und Ausbreitung wird umso größer, je tiefer die Menschen in die Lebensräume der Wildtiere eindringen.
Möglichst viele dieser potenziell tödlichen Viren müssen entdeckt und beschrieben werden. Dann könnte man Infektionen gezielt suchen, sei es bei Haustieren, gefangenen Wildtieren oder Menschen, die mit ihnen zu tun haben. Das nennt man gemeinhin Prävention. Empfehlenswert wäre auch, die Vernichtung der Lebensräume der Wildtiere zu stoppen.
Dazu braucht es weder „Amerika zuerst“noch Chinas Machtanspruch. Menschenverstand würde reichen.