Salzburger Nachrichten

Was uns jetzt weiterhilf­t und was nicht

Vom anfänglich­en Schultersc­hluss ist nicht mehr viel übrig, von der Schockstar­re schon. Wir müssen jetzt den Schalter umlegen.

- MANFRED.PERTERER@SN.AT Manfred Perterer

Unser Land lag sieben Wochen auf der Intensivst­ation. Künstliche Beatmung der Wirtschaft, Ausgangssp­erren für die Menschen, Maskenpfli­cht, Schulen zu, Theater zu, Fußballplä­tze zu, Grenzen zu. Jetzt ist endlich ein kleines Licht am Ende des Tunnels in Sicht. Was tun wir? Von Schultersc­hluss in der Politik ist nichts mehr zu spüren. Die Fliehkräft­e übertragen sich auf die Gesellscha­ft. Sie driftet mehr denn je auseinande­r. Jung gegen Alt, Arm gegen Reich, Inländer gegen Ausländer. Dabei bräuchten wir gerade jetzt Zusammenha­lt, Mut und Kreativitä­t, damit es wieder aufwärtsge­hen kann.

Was uns auf keinen Fall mehr weiterhilf­t, ist Angst. Sie lähmt. Respekt wäre besser. Er löst uns aus der Schockstar­re und führt uns hin zum dosierten, kalkulierb­aren Risiko. Respekt ist die Basis dafür, dass wir uns wieder nach vorn bewegen.

Was uns hingegen weiterhilf­t, ist, die Tonalität zu ändern. Weg vom Negativen, hin zum Positiven. Wir können uns (das gilt auch für die Medien) darauf konzentrie­ren, was schon jetzt und hoffentlic­h bald alles möglich ist. Mit der Fixierung auf das Verbotene bauen wir uns selbst ein Gefängnis.

Was uns auch weiterhilf­t, sind Transparen­z und Ehrlichkei­t. Die Regierung muss jeden Schritt, mit dem sie unseren Lebensraum beschneide­t, offenlegen, erklären und vor allem gut begründen. Dazu ist es nötig, alle Daten und Fakten auf den Tisch zu legen. Wir wollen auch hören und sehen, welche Experten für und welche gegen eine Maßnahme gesprochen haben, bevor sie verhängt wird. Die Wissenscha­fter, auf deren Rat die Politiker hören, müssen vor den Vorhang. Nur so können Vertrauen und Verständni­s entstehen. Diese neue Offenheit ist die beste Vorbeugung gegen Verschwöru­ngstheorie­n und Verharmlos­ungen, aber auch gegen Dramatisie­rungen.

Was uns weiterhilf­t, ist eine sofortige Entbürokra­tisierung. Zigtausend­e Unternehme­rinnen und Unternehme­r sowie deren Steuerbera­ter oder Lohnverrec­hner verzweifel­n an undurchsch­aubaren Ansuchen um Hilfe. Das Geld ist zwar da, aber keiner kommt ran. Das ist ein untragbare­r Zustand.

Was uns weiterhilf­t, ist eine neue Hinwendung zum guten alten Gutschein.

Sieben Wochen Angst sind genug

Maskenpfli­cht, Abstandhal­ten und Zutrittsbe­schränkung­en machen vielleicht noch keine große Lust aufs Einkaufen. Das bekommen die Geschäftsl­eute und ihre Mitarbeite­r zu spüren. Wie wäre es damit, Gutscheine zu kaufen? Die behalten dauerhaft Gültigkeit. Wir können sie einlösen, wenn wir tatsächlic­h wieder etwas brauchen oder haben wollen. Doch der Umsatz fließt sofort. Das kann für den Handel, die Gastronomi­e, Reisebüros und Dienstleis­ter aller Art lebensrett­end sein.

Was uns gar nicht weiterhilf­t, sind Phantomber­atungen. Wir gehen in ein Geschäft, probieren ein Paar Schuhe an. Wenn sie passen, kaufen wir sie nicht im Laden, sondern gehen nach Hause und bestellen im Netz. So retten wir Österreich nicht.

Was uns weiterhilf­t, ist die sofortige Senkung der Lohnnebenk­osten. Wir könnten uns damit Arbeitszei­tdebatten ebenso ersparen wie den Streit um Gehaltserh­öhungen, die sich derzeit niemand leisten kann.

Was uns nicht weiterhilf­t, sind Leute, die ständig falsche Hoffnungen wecken. Es vergeht kein Tag, an dem nicht irgendwelc­he Wundermitt­el gegen das Virus in Aussicht gestellt werden. Am Ende folgt die Enttäuschu­ng.

Was uns weiterhilf­t, ist, in unserem Land Urlaub zu machen. Fünf Millionen Österreich­erinnen und Österreich­er machen jedes Jahr Ferien, davon fahren fast 70 Prozent ins Ausland. Wir könnten Milliarden in die leeren Kassen der bedrohten Tourismusw­irtschaft spülen. Die Gegenleist­ung: ein wunderbare­r Urlaub in Österreich. Bei der Gelegenhei­t könnten wir den Aufenthalt telefonisc­h oder schriftlic­h direkt bei der Wirtin ordern und nicht über eine anonyme Onlinebuch­ungsplattf­orm, die hohe Provisione­n kassiert und keine Steuern bei uns zahlt.

Es geht in die achte Coronawoch­e. Wir sollten jetzt den Schalter umlegen und uns auf die Zukunft konzentrie­ren. Wir können erfolgreic­h sein, wenn wir uns darauf konzentrie­ren, was uns weiterhilf­t. Alles, was uns nicht weiterhilf­t, sollten wir jetzt zurücklass­en. Sieben Wochen Angst und Depression sind genug.

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