Kinder haben eine ähnliche Viruslast
Es ist derzeit noch unklar, ob sie jeden damit infizieren können.
SALZBURG. Eine Analyse löste in Medien Unruhe aus. Das Team um den Virologen Christian Drosten von der Charité Berlin bestimmte in Proben von 3712 mit dem Coronavirus Infizierten, die zwischen Jänner und 26. April untersucht wurden, die Menge an Sars-CoV-2-Viren. Die Forscher zeigten, dass die Viruslast – die Anzahl der Viren in den oberen Luftwegen – bei Kindern und Erwachsenen ähnlich war.
Heinz Burgmann leitet die klinische Abteilung für Infektiologie und Tropenmedizin der Universitätsklinik für Innere Medizin I der Medizinischen Universität Wien. Er erklärt die Untersuchung näher: „Die Publikation hat zwar gezeigt, dass die Viruslast ähnlich groß ist. Doch das sind Ergebnisse von PCRTests. Mithilfe dieser Tests wird genetisches Material des Virus nachgewiesen. Die Tests weisen nicht nach, ob jemand infektiös ist. Mit dem PCR-Test finden wir also Teile des genetischen Materials. Ob das ein funktionierendes Virus ist oder nicht, das kann man mit dem Test nicht nachweisen. Wenn wir Menschen
testen, die Symptome haben und bei denen wir genetisches Material des Virus finden, dann kann man mit einer Wahrscheinlichkeit von 99,9 Prozent davon ausgehen, dass sie erkrankt sind. Kinder scheiden Viren aus, aber wir wissen derzeit nicht, ob sie damit jeden infizieren können.“Es gebe weltweit keine Hinweise, dass Schulen und Kindergärten Hotspots im Infektionsgeschehen seien.
Für Richard Greil, den leitenden Coronamediziner am Uniklinikum Salzburg, ist das Ergebnis nicht überraschend: „Wir wissen, dass kranke Kinder und Erwachsene die gleiche Viruslast haben. Nach dem grundsätzlichen Prinzip würde das bedeuten, dass sie genauso infektiös sind. Gesehen haben wir, dass Kinder weniger häufig erkranken. Das bleibt in der Einschätzung so. Eine neue Publikation zeigt, dass die Ansteckungszahl bei Kindern nur ein Drittel so hoch ist wie bei Erwachsenen.“In europäischen Ländern sind bei Kindern zudem ungewöhnlich schwere Erkrankungen festgestellt worden mit Symptomen, die dem Kawasaki-Syndrom ähneln. Dazu zählen entzündete Blutgefäße und Fieber. „Man kann nicht sagen, ob es einen kausalen Zusammenhang mit Covid-19 gibt. Das Kawasaki-Syndrom kommt selten vor, aus unbekannten Gründen mehr im Frühjahr und im Herbst. Im Moment kann man nicht sagen, ob es mit Covid-19 zusammenhängt oder Zufall war oder ob nur die Aufmerksamkeit erhöht ist. Wir müssen das beobachten. Das ist kein Grund, sich zu beunruhigen. Eltern sollten aber in jedem Fall, wenn das Kind Zeichen einer schweren Erkrankung zeigt, ins Spital kommen“, sagt Richard Greil.