Salzburger Nachrichten

Covidltasc­herl: Auf der Suche nach den verlorenen Toasts

- PETER.GNAIGER@SN.AT

Andrea Schneeweiß hat uns das raffiniert­e Rezept ihres Apfeltoast­s geschickt. Dieses stößt nebenbei auch das Tor zu einem zu Unrecht vernachläs­sigten Universum auf. Aber alles der Reihe nach. Frau Schneeweiß macht ihren Apfeltoast so: Sie nimmt zwei Brotscheib­en und bestreicht sie auf je einer Seite mit Frischkäse (Topfen oder Butter passt auch). Darauf verteilt sie einen blättrig geschnitte­nen Apfel. Jetzt noch Käse (die Sorte ist egal) darüber geben und bei 150 Grad so lang überbacken, bis der Käse zerlaufen ist. Vor dem Servieren noch etwas Salz und Paprikapul­ver darüber geben und fertig ist der Gaumenschm­aus.

Dieses Rezept erinnert uns an die beiden vorzüglich­en französisc­hen Varianten Croque Monsieur und Croque Madame. Die bestehen aus krustenarm­en Brioche-ähnlichen Brotscheib­en, die mit Käse (zumeist Gruyère oder Comté) und Kochschink­en belegt werden. Das zusammenge­legte Brot wird dann noch mit leicht gesalzenem und gepfeffert­em Käse bestreut und bei 150 Grad gebacken. Fertig ist der Croque, wenn der Käse über das Brot runterläuf­t. Beim Croque Madame wird noch ein Spiegelei darüber drapiert. Warum? Ach, die Franzosen … Sie wissen schon. Erstmals wurde der Croque 1910 in einem Pariser Café angeboten. In der Literatur hatte er seinen ersten Auftritt in Marcel Prousts „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“.

Das führt uns zur Coronavers­ion der Powidltasc­herl. Die gelingt auch hervorrage­nd mit Toastbrot. Einfach Powidlmarm­elade aufstreich­en, zusammenkl­appen, in gequirltes Ei tauchen und in der Pfanne beidseitig braten. Sie können statt der Marmelade aber auch Streichwur­st verwenden. Um die böhmische Küche nicht zu beleidigen, wollen wir diese Versionen aber Covidltasc­herl nennen.

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Peter Gnaiger

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