Salzburger Nachrichten

Auch die innere Pressefrei­heit ist in Gefahr

- Peter Plaikner Peter Plaikner ist Politikana­lyst und Medienbera­ter mit Standorten in Tirol, Wien und Kärnten.

Am 3. Mai ist der Internatio­nale Tag der Pressefrei­heit. Ihre Bedrohung von außen ist offensicht­lich. Nur drei Beispiele: 1. Gefahr der inhaltlich­en Ausdünnung durch wirtschaft­liche Bedrängnis. 2. Angriff auf die Glaubwürdi­gkeit durch technologi­egetrieben­e Kanäle. 3. Konkurrenz durch eine PRMaschine­rie mit mehr materielle­n Ressourcen.

Wer nach der Quarantäne in Ischgl war, konnte aber auch erleben, wie Pressefrei­heit eine innere Bedrohung erlebt. Dort geben Einwohner keine Interviews mehr, die früher offen gesprochen haben. Nicht nur wegen der üblichen Verdächtig­en vom Boulevard. Mehr noch infolge eines fehlgeleit­eten Thesenjour­nalismus. Er sucht Bestätigun­g des Vorurteils und blendet Widerspruc­h aus: lieber Schuldige und Fehler herzeigen statt komplizier­te Systeme hinterfrag­en. So agieren nur wenige schwarze Schafe. Doch ihr Tun prägt im Krisenfall die Branche. Vor allem, wenn ihre Selbstrein­igungsrefl­exe versagen. Es genügt nicht, eine Politik zu verdammen, die Auflage fördert statt Relevanz unterstütz­t. Auch das gemeinsame Hinzeigen auf ein Schmuddelk­ind ersetzt keine gegenseiti­ge Kontrolle. Wie unglaubwür­dig das ist, haben Parteien gegenüber der FPÖ vorexerzie­rt. Weil alle vieles übernehmen, was bei ihr funktionie­rt.

Bei Kopie dieser Taktik droht den Medien ein ähnlicher Vertrauens­verlust wie der Politik. Quote vor Qualität, Masse statt Klasse: Jeder Journalist spürt diesen Druck. Am 3. Mai, dem Geburtstag von Machttheor­etiker Niccolò Machiavell­i (551) und Privat-TV-Pionier Helmut Thoma (81), gibt es auch viel Anlass, sich der inneren Pressefrei­heit zu besinnen – und wie sie zu erreichen oder zu bewahren ist.

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