Auch die innere Pressefreiheit ist in Gefahr
Am 3. Mai ist der Internationale Tag der Pressefreiheit. Ihre Bedrohung von außen ist offensichtlich. Nur drei Beispiele: 1. Gefahr der inhaltlichen Ausdünnung durch wirtschaftliche Bedrängnis. 2. Angriff auf die Glaubwürdigkeit durch technologiegetriebene Kanäle. 3. Konkurrenz durch eine PRMaschinerie mit mehr materiellen Ressourcen.
Wer nach der Quarantäne in Ischgl war, konnte aber auch erleben, wie Pressefreiheit eine innere Bedrohung erlebt. Dort geben Einwohner keine Interviews mehr, die früher offen gesprochen haben. Nicht nur wegen der üblichen Verdächtigen vom Boulevard. Mehr noch infolge eines fehlgeleiteten Thesenjournalismus. Er sucht Bestätigung des Vorurteils und blendet Widerspruch aus: lieber Schuldige und Fehler herzeigen statt komplizierte Systeme hinterfragen. So agieren nur wenige schwarze Schafe. Doch ihr Tun prägt im Krisenfall die Branche. Vor allem, wenn ihre Selbstreinigungsreflexe versagen. Es genügt nicht, eine Politik zu verdammen, die Auflage fördert statt Relevanz unterstützt. Auch das gemeinsame Hinzeigen auf ein Schmuddelkind ersetzt keine gegenseitige Kontrolle. Wie unglaubwürdig das ist, haben Parteien gegenüber der FPÖ vorexerziert. Weil alle vieles übernehmen, was bei ihr funktioniert.
Bei Kopie dieser Taktik droht den Medien ein ähnlicher Vertrauensverlust wie der Politik. Quote vor Qualität, Masse statt Klasse: Jeder Journalist spürt diesen Druck. Am 3. Mai, dem Geburtstag von Machttheoretiker Niccolò Machiavelli (551) und Privat-TV-Pionier Helmut Thoma (81), gibt es auch viel Anlass, sich der inneren Pressefreiheit zu besinnen – und wie sie zu erreichen oder zu bewahren ist.