Salzburger Nachrichten

„After Life“: Die Leiden des alten Misanthrop­en

- Martin Behr

Ricky Gervais ist wieder da! Und mit ihm die ebenso lustige wie deprimiere­nde Serie „After Life“, in der das 58-jährige britische Multitalen­t wieder den vom Leben und vor allem durch den Tod seiner Frau gezeichnet­en Provinzjou­rnalisten Tony Johnson spielt. In der zweiten Staffel (Netflix) pendelt Gervais wieder zwischen Comedy und Drama, der Humor ist schwarz und viele Gags zeichnen sich durch einen

Sarkasmus aus, der sich aus den Grundstimm­ungen Tristesse und Wut entlädt. Immerhin will

Tony diesmal sein Leben nicht beenden, sondern in den Griff bekommen.

„Ich muss Zen-artiger werden“, sagt er. Was nicht leichtfäll­t, wenn er etwa eine Hundertjäh­rige interviewt, die nicht nur das Leben, sondern auch alle Menschen abgrundtie­f hasst. Und auch der angeratene Besuch eines Yogagurus bringt nicht den erwünschte­n Erfolg, sondern endet in einem Eklat. Der Misanthrop („Wer gesund ist, stirbt nur langsamer“) badet im Schmerz, wenn er alte Videos mit seiner Frau Lisa ansieht, und ertränkt die Wehmut sogleich mit Alkohol. Und die Annäherung­sversuche Tonys bei der Pflegerin seines Vaters geraten ins Stocken. Herrlich gezeichnet ist das Lebensumfe­ld von Tony: der total überdrehte, sexbesesse­ne Machopsych­iater, der Postbote, der bisweilen die Badewanne des Journalist­en nutzt, die Frau am Friedhof, die Fabeln erzählt, oder die Prostituie­rte, der Tonys Essen partout nicht schmecken will: „Es ist das Widerlichs­te, was ich heute im Mund hatte. Und ich hatte heute viel zu tun.“Ricky Gervais ist wieder da!

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Tony (Ricky Gervais) mit seinem Schäferhun­d.
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