„After Life“: Die Leiden des alten Misanthropen
Ricky Gervais ist wieder da! Und mit ihm die ebenso lustige wie deprimierende Serie „After Life“, in der das 58-jährige britische Multitalent wieder den vom Leben und vor allem durch den Tod seiner Frau gezeichneten Provinzjournalisten Tony Johnson spielt. In der zweiten Staffel (Netflix) pendelt Gervais wieder zwischen Comedy und Drama, der Humor ist schwarz und viele Gags zeichnen sich durch einen
Sarkasmus aus, der sich aus den Grundstimmungen Tristesse und Wut entlädt. Immerhin will
Tony diesmal sein Leben nicht beenden, sondern in den Griff bekommen.
„Ich muss Zen-artiger werden“, sagt er. Was nicht leichtfällt, wenn er etwa eine Hundertjährige interviewt, die nicht nur das Leben, sondern auch alle Menschen abgrundtief hasst. Und auch der angeratene Besuch eines Yogagurus bringt nicht den erwünschten Erfolg, sondern endet in einem Eklat. Der Misanthrop („Wer gesund ist, stirbt nur langsamer“) badet im Schmerz, wenn er alte Videos mit seiner Frau Lisa ansieht, und ertränkt die Wehmut sogleich mit Alkohol. Und die Annäherungsversuche Tonys bei der Pflegerin seines Vaters geraten ins Stocken. Herrlich gezeichnet ist das Lebensumfeld von Tony: der total überdrehte, sexbesessene Machopsychiater, der Postbote, der bisweilen die Badewanne des Journalisten nutzt, die Frau am Friedhof, die Fabeln erzählt, oder die Prostituierte, der Tonys Essen partout nicht schmecken will: „Es ist das Widerlichste, was ich heute im Mund hatte. Und ich hatte heute viel zu tun.“Ricky Gervais ist wieder da!