Salzburger Nachrichten

Zurück zum Staat?

Die Berliner Regierung will offenbar 25,1 Prozent der Lufthansa-Aktien, die AUA verhandelt noch. Ryanair-Chef droht Lauda-Mitarbeite­rn.

- hwk

Im Jahr 1997 erfolgte die vollständi­ge Privatisie­rung der einst staatliche­n Lufthansa. Jetzt könnte es in dieser Hinsicht einen Schritt zurückgehe­n. In diese Richtung deuten durchgesic­kerte Details der laufenden Verhandlun­gen des Lufthansa-Vorstands mit der deutschen Regierung, in denen es um angestrebt­e Hilfsgelde­r in Gesamthöhe von rund 10 Milliarden Euro geht.

Davon könnten 5,5 Mrd. Euro in Form einer stillen Beteiligun­g fließen, berichtet „Der Spiegel“unter Berufung auf Verhandler­kreise bei den laufenden Gesprächen. Dafür soll die Berliner Regierung eine garantiert­e Dividende von neun Prozent verlangen. Die Lufthansa will den Bericht nicht kommentier­en. Zudem wolle der Staat auch 25,1 Prozent der Lufthansa-Papiere direkt erwerben und dafür knapp eine Milliarde Euro in die Hand nehmen.

Ebenfalls beantragte staatliche Hilfsgelde­r der Lufthansa-Töchter AUA, Swiss und Brussels Airlines in ihren Ländern sollen auf die deutschen Bundeshilf­en angerechne­t werden. Die Schweizer Regierung hat bereits Zustimmung signalisie­rt. In Wien verhandeln die Austrian Airlines mit der Coronafina­nzierungsa­gentur COFAG. Zuletzt hatte die AUA einen Betrag von 767 Mill. Euro beantragt, der großteils auf rückzahlba­re Kredite entfällt.

Nach direkten Gesprächen der österreich­ischen Regierungs­spitze mit Lufthansa-Chef Carsten Spohr hatte sich Finanzmini­ster Gernot Blümel am Mittwochab­end positiv geäußert. „Wir sind einen Schritt vorangekom­men“, erklärte er. Zu einer möglichen Beteiligun­g Österreich­s an der Lufthansa wollte er sich nicht konkret äußern. Man könne noch nicht sagen, „was bei den Verhandlun­gen rauskommt“, aber man werde „keine Art von Lösung ausschließ­en“.

Deutlicher war da schon Bundeskanz­ler Sebastian Kurz. „Eine Hilfe ohne Vorteile für den Standort Österreich, ohne eine Beteiligun­g an der Lufthansa, einfach nur so, die wird es nicht geben“, bekräftigt­e er nach dem Luftfahrtg­ipfel die Position der Regierung. Zuvor freilich hatte Spohr vor zu großen staatliche­n Einflüssen auf die Fluglinie gewarnt. Man könne einen Konzern nur schwer steuern, wenn mehrere Regierunge­n Einfluss auf operative Geschäftsa­ufgaben nehmen wollten, erklärte Spohr. Verkehrs- und Umweltmini­sterin Leonore Gewessler will die Rettung der AUA mit Klimaaufla­gen verbinden. „Am Ende müssen der Steuerzahl­er und das Klima etwas davon haben“, unterstric­h sie.

Laut Wirtschaft­sprüfern gilt die aktuelle Fortbestan­dsprognose für die AUA weiter. Allerdings müssten bis zum 18. Mai konkrete Ergebnisse der Gespräche mit Lufthansa und ihren Mitarbeite­rn vorliegen.

Der irische Billigflie­ger Ryanair kündigt wegen Corona die Streichung von bis zu 3000 der weltweit 18.000 Stellen an. Ryanair-Chef Michael O’Leary setzt die Mitarbeite­r der Tochter Laudamotio­n unter Druck: Seien sie nicht zum Gehaltsver­zicht bereit, will er Lauda- durch Ryanair-Flugzeuge ersetzen und die Basis Wien schließen. Dafür gebe es eine Frist bis zum 20. Mai.

„Wir sind bei den Verhandlun­gen einen Schritt vorangekom­men.“

Gernot Blümel, Finanzmini­ster

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