Neuer Charme im Haushalt
Was ich bei Pensionsantritt bewusst vermeiden wollte, hat nun das Corona-Ungetüm geschafft: Ich erlebe (erleide) die erste Entschleunigungsphase meines Lebens – mit spannenden Erfahrungen. Etwa, dass mein Anteil an der Hausarbeit drastisch ansteigt. Zum Wohlgefallen meiner Frau, die meint, dass ich mich schon der 50Prozent-Marke nähere. Kochen ist zwar weiterhin ein No-Go, aber Handlanger-Dienste können auch Spaß machen. Selbst meine Aversion gegen Kartoffelschälen verfliegt zusehends, sie war übrigens ein Relikt aus der Bundesheerzeit im Jahr 1968. Damals war Küchendienst immer mit Strafe verbunden, wenn mich mein Vorgesetzter anbrüllte: „Schütze Adrowitzer, Samson!“„Samson“hatte freilich nichts mit der Lungauer Kultfigur zu tun, sondern bedeutete schlicht und ergreifend: Dienst in der Kaserne am Wochenende! Sam(stag) und Son(ntag) eben! Statt für meinen SV Kuchl in der Fußballmeisterschaft zu spielen, war Kartoffelschälen in der Heeresküche angesagt! Den Geruch habe ich noch heute in der Nase!
Aber, wir erleben es im Moment: Alles im Leben ist vergänglich, selbst die Freiheit! Und Corona verleiht dem Kartoffelschälen einen gewissen Charme. Habe ich womöglich etwas überhört, oder ist 50/50 im Haushalt von der türkis-grünen Coronakrisenregierung schon gesetzlich verordnet worden? Gibt es schon eine Hausarbeit-Überwachungs-App? Wird noch megaspannend, unser neues Leben! Hans Adrowitzer