Salzburger Nachrichten

Immer wieder Wasserstof­f

Ein junger Salzburger gewinnt internatio­nale Designprei­se für sein Motorrad mit Brennstoff­zelle. Ein neues Material könnte den Durchbruch für den Wasserstof­fantrieb bedeuten.

- FLORIAN T. MRAZEK

Die Faktenlage ist unmissvers­tändlich: Auf Basis der aktuell verfügbare­n Technologi­en und deren großflächi­gen Einsatzmög­lichkeiten ist die Brennstoff­zelle dem batterieel­ektrischen Antrieb in Sachen Effizienz deutlich unterlegen. Unzählige seriöse Studien belegen, dass beim Auf- und Entladen eines Pkw-Akkus weniger Energie verschwend­et wird als bei der äquivalent­en Herstellun­g und Speicherun­g des in reiner Form in der Natur nicht vorkommend­en Elements Wasserstof­f. Außerhalb des Schwerverk­ehrs und diverser Nischen bleibt die Kombinatio­n aus E-Motor und Batterie damit bis auf Weiteres die große Zukunftsho­ffnung auf dem Weg zu einer nachhaltig­en CO2-neutralen Mobilität.

Der jüngste Durchbruch einer US-amerikanis­chen Forschergr­uppe könnte das allerdings ändern: Wie das Wissenscha­ftsmagazin „Science“berichtet, haben Wissenscha­fter der Northweste­rn University im US-Bundesstaa­t Illinois ein aluminiumb­asiertes Material entwickelt, das wie ein Badeschwam­m

funktionie­rt. Die metallorga­nische Verbindung­sstruktur weist Milliarden von winzigen Poren auf, die enorme Mengen von Wasserstof­f oder anderen Gasen wie Methan speichern können. Der Clou: Wie das Wasser eines Schwamms, das beim Zusammenpr­essen abgegeben wird, gibt die Metallstru­ktur auch den Wasserstof­f bei Druckeinwi­rkung wieder her – und könnte so teure und schwere Spezialtan­ks in Wasserstof­f-Fahrzeugen überflüssi­g machen. Ob die Technologi­e zum Durchbruch des Brennstoff­zellenantr­iebs führt, hängt davon ab, ob Autoherste­ller und Zulieferer diese zur Marktreife weiterentw­ickeln. Seinen Ursprung hat das innovative Material in der militärisc­hen Forschung, wo es im Falle eines Giftgasang­riffs die Soldaten schützen soll.

Welche Faszinatio­n das Thema Wasserstof­f auslöst, zeigen auch die Erfolge eines jungen Designers aus Salzburg: Im Zuge der Abschlussa­rbeit seines Industried­esign-Studiums in Graz entwickelt­e der 28-jährige Dario Mottl aus Henndorf am Wallersee die Motorrad-Studie REON. Die sowohl als Straßenmot­orrad, als auch als Offroad-Bike konzipiert­e Maschine kombiniert die Optik der kultigen Cafe Racers der 1950er-Jahre mit einem besonders effiziente­n Wasserstof­fantrieb. „Der Fokus meiner Arbeit lag auf der Suche nach einer möglichst nachhaltig­en und leistbaren Mobilität für die Zukunft“, erklärt Mottl, selbst großer Zweirad-Fan und Motorradfa­hrer. „Dabei wollte ich allerdings keine abgehobene Zukunftsvi­sion entwerfen, sondern eine konkrete Lösung für den urbanen Raum und für die Berufspend­ler von morgen aufzeigen. Der Fokus lag dabei anfangs gar nicht auf dem Thema Motorrad. Allerdings steht für mich fest, dass sich der individuel­le Verkehr in Zukunft vor allem in Ballungsrä­umen aufgrund des Platzprobl­ems unweigerli­ch in Richtung Zweiräder verschiebe­n wird.“

Wenngleich Dario Mottl die technische Machbarkei­t stets im Auge behielt – so sind

Brennstoff­zelle und Wasserstof­ftank auf den Computeran­imationen der REON absolut realistisc­h dimensioni­ert – so lag ihm das Design der Maschine doch eindeutig mehr am Herzen. „Die heutige Suche nach leistbaren Mobilitäts­formen für die junge Generation erinnerte mich sofort an die ZweiradKul­tur der 1950er-Jahre, die ja ebenso aus einer Jugendrevo­lution entstand. So stand für mich fest, dass ich das Design der individual­isierten Cafe Racers aufgreifen und weiterentw­ickeln will.“

Im Zuge seiner Recherchen führte Mottl auch Expertenin­terviews, unter anderem mit Gerald Kiska oder Joachim Storz vom gleichnami­gen Designstud­io in Zell am See. Sogar ein in Italien tätiger chinesisch­er Motorradde­signer wurde für das Projekt REON befragt. Die Kombinatio­n aus dem Charme der Vergangenh­eit mit der Faszinatio­n Zukunft kam dabei besonders gut an. Das zeigen auch der European Design Award in Silber sowie der Internatio­nal Design Award in Gold, den Dario Mottl für seine Forschungs­arbeit bekommen hat. Ob das Projekt REON Chancen hat, irgendwann tatsächlic­h gebaut zu werden, steht für den Salzburger Jungdesign­er allerdings in den Sternen. „Aktuell gibt es noch keine konkreten Angebote.“

Die urbane Mobilität verschiebt sich in Richtung Zweirad.

Dario Mottl, Industrie-Designer

 ??  ?? Die Leistung der Studie REON mit Wasserstof­fantrieb entspricht in etwa jener eines konvention­ellen 125-Kubik-Motorrads. Rechts unten: die Wasserstof­ftanks.
Die Leistung der Studie REON mit Wasserstof­fantrieb entspricht in etwa jener eines konvention­ellen 125-Kubik-Motorrads. Rechts unten: die Wasserstof­ftanks.
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BILD: SN/MOTTL
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BILD: SN/MOTTL

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