„Das Virus hat mir sieben Jahre zusammengehauen“
Der Finanz- und Gesundheitslandesrat über das Ende seiner Sparpolitik, Fehler im Krisenmanagement und den Investitionsstau bei den Öffis.
SALZBURG. Christian Stöckl (62) ist derzeit doppelt gefordert – als Finanz- und Gesundheitsreferent der Landesregierung. Ab 1. Juli hat er auch den Vorsitz der Finanzund Gesundheitsreferenten in Österreich inne. Von seinen ersehnten Zielen in Salzburg muss er sich aber verabschieden.
SN: Sind Sie je auf Corona getestet worden oder haben Sie schon einen Antikörpertest gemacht?
Christian Stöckl: Nein, nie. Wenn man medizinisch nicht irgendwelche Symptome hat, bringt so ein Test auch nichts. Ich bin fit und pumperlgesund. Ich war viel in Spitälern unterwegs in den letzten Wochen und bin da jedes Mal gecheckt und gefragt worden, ob ich Symptome hatte. Und es wurde sicher jeden zweiten Tag bei mir Fieber gemessen. Ich war immer unter 37 Grad, teilweise sogar unter 36.
SN: Welche Fehler hat das
Land in der Krise gemacht?
Ein wirklicher Fehler fällt mir jetzt nicht ein. Wir hatten ein wenig das Glück, dass wir die Situation aus anderen Ländern wie Italien oder Tirol schon kannten. Da konnten wir sehr rasch reagieren. Ich bin überzeugt, dass wir die richtigen Handlungen gesetzt haben. Denn die ersten Berechnungen
gingen ja von 6000 Infizierten bei uns aus. Wir haben alle Spitälern trotz verschiedener Rechtsträger miteinander vernetzt und einen Krisenstab drübergelegt. Selbst bei den Dingen, wo ich manchmal gezweifelt habe, sind wir gut durch die Krise gekommen. Etwa bei unserer Einkaufspolitik mit Schutzmaterial. Das war zwar manchmal ein bisschen knapp, aber wir haben die richtige Vorgangsweise gewählt und uns nicht beirren lassen. Wir haben auch nie im Voraus bezahlt. Alles, was wir eingekauft haben, entsprach der Qualität.
SN: Die Opposition übt aber heftige Kritik. Etwa, weil zu wenig Schutzmaterial vorhanden war. Oder wie die SPÖ sagt, gar keine Teststrategie vorhanden ist.
Das ist, weil sie sich nicht informieren. Natürlich gibt es eine Teststrategie des Bundes, die wir übernommen haben als Land. Und was die Kritik beim Schutzmaterial betrifft, so ist das subjektiv. Ich habe mich immer auf die Virologen und Mediziner verlassen, die klar gesagt haben, wir müssen mit dem Material haushalten und das Schutzmaterial nicht dort einsetzen, wo es keinen Sinn ergibt. Was dann aufgekommen ist, war die Sache mit den Mund-Nasen-Schutzmasken bei den Handelsbetrieben. Da hat es dann geheißen: Warum gibt es das für den Handel, aber nicht fürs Spital? Da ist der Eindruck entstanden, wir würden jenen, die das Schutzmaterial unbedingt brauchen, zu wenig in die Hand geben. Doch das stimmte nicht. Es hat jeder immer den Schutz gehabt, den Virologen für richtig angesehen haben.
SN: Warum wurde nicht viel früher bestellt?
Natürlich ist es beruhigender, wenn die Lager voll sind. Aber es ist mit dem Einkauf im Dezember schon schwierig geworden, weil China den Markt dichtgemacht hat mit Masken, die es selbst gebraucht hat. Wir sind schon manchmal auf Nadeln gesessen und haben gehofft, dass wir die Lieferung übermorgen wirklich bekommen, denn sonst wird’s eng. Aber Professor Richard Greil hat da zu Recht eine klare Linie gefahren und Schutzmaterial nur gegen Ausweis und Unterschrift ausgeben lassen. Es sind davor ja auch Schutzmaterialien verschwunden in Krankenhäusern. Oder sagen wir so: Plötzlich sind diese Materialien im Vergleich zu anderen Zeiten sehr rasch geschwunden.
SN: Als Finanzreferent wollten Sie immer Schulden senken. Jetzt ist Ihre Bilanz mit einem Schlag zunichtegemacht.
Ja, das Virus hat mir jetzt sieben Jahre solide Finanzpolitik zusammengehauen. Andererseits muss ich sagen, dass es doch eine Beruhigung ist, dass wir die Finanzen in Ordnung gebracht haben. Mein Ziel ist aber immer gewesen, dass wir mit Ende der Legislaturperiode 2023 die Hälfte der zu Beginn 2,2 Milliarden Schulden abgebaut haben. Also nur noch 1,1 Milliarden Euro haben. Das wäre sich ausgegangen, aber jetzt muss ich dieses Ziel in weite Ferne rücken, weil diese Pandemie dahergekommen ist. Und die kann man nur überwinden, wenn man nicht alles herunterfährt.
SN: Der Landeshauptmann meinte, es sei gar nicht so
Hört Christian Stöckl 2023 auf? „Das lasse ich auf mich zukommen.“