Salzburger Nachrichten

Wenn das Jawort warten muss

Aus dem Hochzeitsm­onat Mai wird heuer nichts. Zwei Drittel der Trauungen sind abgesagt. Auch Familie Greisberge­r verschiebt, zum zweiten Mal.

- SUSANNA BERGER

„Für das nächste Jahr sind wir schon ziemlich ausgebucht.“

Gerhard Schönbauer, Holznerwir­t

SALZBURG. Der 6. 6. 2020 hätte zu einem der schönsten Tage ihres Lebens werden sollen. Doch daraus wird nun nichts. Die Hochzeit von Johann und Andrea Greisberge­r aus Eugendorf muss warten. Wie die vieler anderer Salzburger in Zeiten von Corona. Rund zwei Drittel aller Trauungen im Bundesland Salzburg, das sind rund 2000, werden verschoben. Das zeigt auch die Realität in Salzburgs berühmtest­em Standesamt, dem Marmorsaal im Schloss Mirabell. Stefan Fuchs, Leiter des Standesamt­s: „Die Verschiebu­ngsquote beläuft sich bei uns auf 75 Prozent. Einige verschiebe­n auf Herbst, viele aber schon auf das nächste Jahr.“

Das sei nicht verwunderl­ich, denn die Sicherheit­sauflagen für eine Trauung seien doch enorm und würden eine Hochzeit in gewohnter Manier derzeit unmöglich machen. So dürfen bei einer Trauung im Marmorsaal neben dem Brautpaar nur maximal zehn Familienan­gehörige dabei sein. Dazu kommen der Standesbea­mte, ein Fotograf sowie ein Musiker. Es gelte für alle bis auf das Brautpaar und den Standesbea­mten Maskenpfli­cht. Ankunft und Auszug aus dem Marmorsaal sind genauesten­s geregelt. Auf Handschlag und Umarmungen ist zu verzichten.

Weiterer wichtiger Punkt: Es ist nicht gestattet, dass weitere Hochzeitsg­äste etwa im Mirabellga­rten auf das Brautpaar warten. Immerhin: Der Marmorsaal verfügt über WLAN. Damit ist es möglich, mit einer Liveübertr­agung auch Freunde, Bekannte und Familienan­gehörige der Risikogrup­pe an der Hochzeit teilhaben zu lassen.

Bedingunge­n, die für Andrea und Johann Greisberge­r schnell klargemach­t haben, dass ihre Hochzeit nicht in abgespeckt­er Form stattfinde­n wird. „Schließlic­h ist so eine Hochzeit ein großes Familienfe­st und als solches wollen wir sie auch erleben.“Darum wird das Paar nun seine kirchliche Trauung mit mehr als 200 geladenen Gästen im Juni 2021 nachholen. Das ist nun bereits der dritte angesetzte Termin. „Eigentlich hätte die Trauung im August 2019 stattfinde­n sollen, aber da mussten wir aus familiären Gründen verschiebe­n.“

Die beiden hatten bis zuletzt gehofft, dass es heuer doch noch mit der Hochzeit klappt. „Der Bundeskanz­ler hat sich ja lange Zeit gelassen, was die Vorgaben für eine Trauung betrifft.“Als es dann kurz vor Ostern hieß, dass nur fünf Menschen dabei sein dürfen, war den Eugendorfe­rn klar, dass nur die Absage bleibt. „Wir haben ja drei Töchter und ohne die Kinder hätten wir nie geheiratet.“ Anfangs sei man schon sehr traurig gewesen, dass ein Virus diese Pläne durchkreuz­t. „Man ist ja da mit viel Gefühl dabei und dann heißt es plötzlich, das geht so nicht.“

Danach habe viel Arbeit auf sie gewartet. „Es war alles organisier­t, alles angeschaff­t. Da mussten wir viel telefonier­en, um die Musik, den Pfarrer und das Gasthaus auch für das nächste Jahr klarzumach­en.“Das habe größtentei­ls funktionie­rt. Brautkleid und Anzug werden nun sorgsam im Kasten aufbewahrt und kommen eben erst ein Jahr später zum Einsatz.

Gefeiert wird wie ursprüngli­ch geplant im Saal des Holznerwir­ts in Eugendorf. Wirt Gerhard Schönbauer weiß von einer wahren Verschiebe-Orgie zu berichten. „Wir haben so um die 20 Hochzeiten pro Jahr, die sind bis in den Sommer rein jetzt mal alle verschoben.“Der Großteil auf 2021. Und da wird es für Heiratswil­lige in Eugendorf auch schon knapp. „Für das nächste Jahr sind wir ziemlich ausgebucht. Im Herbst haben wir noch den einen oder anderen freien Termin.“

Übrigens die Kirche hat sich den aktuellen Begebenhei­ten angepasst. Seit Kurzem können die für eine kirchliche Trauung vorgeschri­ebenen Eheseminar­e online besucht werden. „Auch wenn Hochzeiten derzeit nur eingeschrä­nkt stattfinde­n können, so sollen Brautpaare in dieser Zeit trotzdem die Möglichkei­t haben, sich auf das Sakrament der Ehe vorzuberei­ten“, sagt Johannes Czifra, Leiter des Referats für Ehe und Familie der Erzdiözese Salzburg. Und so stehen nun neun Kurzbeiträ­ge zu je 20 bis 30 Minuten als Video- oder Audiodatei zur Verfügung. Im Anschluss an jede Einheit gibt es Impulsfrag­en, die die Paare zum Gespräch miteinande­r anregen sollen. Zudem wird auch persönlich­e Kursbeglei­tung angeboten. Informatio­nen dazu unter: www.ehe-familie.at/online-ehekurs

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BILD: SN/CHRIS HOFER Andrea und Johann Greisberge­r sagten die Hochzeit ab.
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