Salzburger Nachrichten

Soldaten durften rot-weiß-rote Armbinden nicht mehr tragen

Eine Posse begleitet den ersten Milizeinsa­tz in der Zweiten Republik: Das beliebte Erkennungs­symbol durfte per Befehl nicht länger die Uniform schmücken. Die Ministerin korrigiert jetzt ihre Beamten.

- Markus Matschl, Milizverba­nd Sbg.

Sie sind seit Jahrzehnte­n das Erkennungs­zeichen des österreich­ischen Bundesheer­s im Assistenze­insatz: die rot-weiß-roten Schleifen, die die Soldaten am linken Arm tragen. Damit war es zumindest vorübergeh­end vorbei. Denn seit voriger Woche sorgt ein entspreche­nder Befehl des Streitkräf­tekommando­s heeresinte­rn für Aufregung. Darin hieß es, dass das Tragen des Erkennungs­symbols mit sofortiger Wirkung zu unterlasse­n sei. Bei den Soldaten im Dienste des Salzburger Militärkom­mandos war die Verwunderu­ng dem Vernehmen nach groß – einzelne Kommandant­en sollen sogar schriftlic­h dagegen protestier­t haben, heißt es.

Denn warum auf die rot-weißroten Armschleif­en nun zu verzichten ist, wurde den Soldaten nicht mitgeteilt. Und so kursieren unterschie­dliche Versionen über den Hintergrun­d des Befehls. Eine Version lautet, dass das Heer nicht genügend Armbinden besitze, um alle im Assistenze­insatz stehenden Soldaten damit auszustatt­en. Demnach sollte im Sinne eines einheitlic­hen Erscheinun­gsbilds auf die Schleifen verzichtet werden.

Im Bundesheer hat auch die Erzählung eines angebliche­n Vorfalls am Flughafen WienSchwec­hat die Runde gemacht, dem die umstritten­e Anweisung zugrunde liegen soll. So soll eine US-Amerikaner­in einen Soldaten unter Verweis auf die rot-weißrote Armschleif­e angesproch­en haben: „Are the Nazis back?“(„Sind die Nazis wieder da?“)

Michael Schaffer, Präsident der Bundesvere­inigung der Milizverbä­nde, hat eine dritte Theorie. Er vermutet einen „kleinen Sabotageak­t“der Anhänger eines reinen Berufsheer­s gegenüber der Miliz, „so wie wir es seit Jahrzehnte­n erleben“. Die Strategen im Verteidigu­ngsministe­rium würden der Miliz schlicht keine Erfolge gönnen, meint er. Denn erst am vorigen Montag waren erstmals in der Zweiten Republik Milizsolda­ten einberufen worden – in Salzburg rückten rund 130 ein. Sie sollen nach drei Wochen Ausbildung die verlängert­en Grundwehrd­iener ablösen.

Markus Matschl, Kommandant des Miliz-Jägerbatai­llons „Erzherzog Rainer“und Präsident des Milizverba­nds in Salzburg, meint, es sei „kurios, dass wir keine anderen Probleme haben“. Er will die Gerüchte zu dem Befehl nicht kommentier­en. Nur so viel: „Ich verstehe das nicht und kann es auch nicht nachvollzi­ehen. Daher lehne ich das ab. Vor allem, weil sich die Soldaten und die Zivilbevöl­kerung damit identifizi­eren.“Außerdem würden die Uniformier­ten mit den Armschleif­en weniger martialisc­h erscheinen, meint Matschl.

Salzburgs Militärkom­mandant Anton Waldner wollte sich zu der Causa nicht äußern. Das Militärkom­mando verwies auf den „laufenden Prozess“im Ministeriu­m. Bezogen auf Salzburg räumte ein Sprecher zumindest mit einem Gerücht auf: „Für die Kräfte, die wir im Assistenze­insatz haben, haben wir genug Armschleif­en.“

Michael Bauer, Sprecher des Verteidigu­ngsressort­s, bestätigte die „Weisung der zuständige­n Sektion“des Ministeriu­ms. Die Gründe seien ihm nicht bekannt und schon vorige Woche nicht zu klären gewesen. Verteidigu­ngsministe­rin Klaudia Tanner (ÖVP) ließ die Vorgabe am Mittwoch zurücknehm­en. „Die Frau Bundesmini­sterin hat eine Entscheidu­ng getroffen und angeordnet, dass die Schleifen im sicherheit­spolizeili­chen Assistenze­insatz wieder zu tragen sind.“

„Ich lehne das ab. Die Soldaten haben sich damit identifizi­ert.“

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BILD: SN/BH/HELMUT STEGER Tragen nicht länger erlaubt: Den Soldaten, die sich wie hier an der Grenze zwischen Oberndorf und Laufen im Assistenze­insatz befinden, wurden per Befehl die rot-weiß-roten Armbinden verboten. Am Mittwoch hob Ministerin Tanner den umstritten­en Befehl wieder auf.
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