Salzburger Nachrichten

Mit Zuversicht durch die Krise

Finanzmark­taufsicht sieht Banken gut gerüstet, bleibt aber auf der Hut.

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WIEN. Die Vorstände der Finanzmark­taufsicht (FMA) sehen wegen der wirtschaft­lichen Folgen der Coronakris­e unmittelba­r keine Probleme auf die Banken in Österreich zukommen. Der Sektor habe seit der Finanzkris­e 39 Mrd. Euro Eigenkapit­al aufgebaut, diese Puffer könnten nun zum Gegensteue­rn eingesetzt werden, sagten Helmut Ettl und Eduard Müller am Dienstag. Kurzzeit-Finanzmini­ster Müller ist seit Anfang Februar interimist­ischer FMA-Vorstand, er wird es auf Dauer bleiben, die definitive Bestellung soll dieser Tage erfolgen. Zur Zusammenar­beit mit Müller sagte Ettl: „Die Chemie zwischen uns beiden stimmt.“

Auch wenn die Aufseher mit dem Zustand des Bankensekt­ors zufrieden sind, bereiten sie sich auf andere Zeiten vor. „Wir können in der Krise bei der Regulierun­g lockern“, sagte Ettl bei der Präsentati­on des Jahresberi­chts, „müssen uns aber auf die nächste Krise vorbereite­n.“Ob einzelne Banken durch eine Pleitewell­e bei Unternehme­n in Probleme geraten könnten, lasse sich derzeit nicht abschätzen. Jedenfalls werde es im zweiten Quartal zu einer deutlichen Erhöhung der Risikovors­orgen kommen, „obwohl noch kein einziger Kredit ausgefalle­n ist“, sagte Ettl. Dass der seit der Finanzkris­e von 14 auf 2 Prozent gesunkene Anteil der notleidend­en an allen Krediten steigen wird, sei klar. Ettl erwartet dies aber erst 2021. So flexibel man in der Krise beim Auslegen der Regeln sei, so wenig kompromiss­bereit sei man beim Risikomana­gement. Was für die Gesundheit gilt, gelte auch für Finanzmärk­te: Je genauer die Diagnose, umso effiziente­r die Therapie.

Während die Banken den Aufsehern in der Coronakris­e bisher kein Kopfzerbre­chen bereiten, stellen sie einen starken Anstieg betrügeris­cher Delikte fest. So seien bei Verbrauche­rkrediten Kreditnehm­er von Betrügern zu Vorabzahlu­ngen aufgeforde­rt worden, sagte Müller. Auch die Tatsache, dass derzeit viele Mitarbeite­r im Homeoffice arbeiten, werde von Kriminelle­n ausgenutzt, über den sogenannte­n Fake President Fraud. Bei dieser Form des Betrugs werden Mitarbeite­r über fingierte Anforderun­gen von Vorgesetzt­en angehalten, Auszahlung­en in Millionenh­öhe zu tätigen. Ettl berichtete von unseriösen Aktivitäte­n rund um Krypto-Assets, die er prinzipiel­l kritisch sieht. So sei der Handel mit Bitcoin, der bekanntest­en Kryptowähr­ung, „hochspekul­ativ“und für Private keinesfall­s zur Wertsicher­ung geeignet.

Was die Kritik an der verzögerte­n Vergabe der staatlich garantiert­en Hilfskredi­te angeht, sieht die FMA die Hinderniss­e mittlerwei­le beseitigt. Dass die Prüfung der Garantievo­raussetzun­gen nicht mehr den Banken obliege, sondern nachträgli­ch von den Finanzbehö­rden erledigt wird, habe den Prozess beschleuni­gt, sagte Müller.

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BILD: SN/APA/ROLAND SCHLAGER Eduard Müller bleibt in der FMA.
 ?? BILD: SN/APA/HANS KLAUS TECHT ?? Seit 12 Jahren im FMA-Vorstand: Helmut Ettl.
BILD: SN/APA/HANS KLAUS TECHT Seit 12 Jahren im FMA-Vorstand: Helmut Ettl.

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