Salzburger Nachrichten

Gemeindepo­litik neu: Wie in der Schulklass­e

- SALZBURG. WWW.SN.AT/WIZANY

Bitte warten heißt es wegen der Coronakris­e auch für viele Projekte der Gemeinden. Wichtige Beschlüsse mussten um Monate verschoben werden. Jetzt geht der Sitzungsbe­trieb schön langsam wieder so richtig los. Aber nicht mehr in kleinen Zimmern, sondern in Sälen – im Sinn der Gesundheit der Mandatare und Besucher.

„Es hat ein bissel wie in der Schule ausgeschau­t.“So beschreibt der Mattseer Bürgermeis­ter Michael Schwarzmay­r die Atmosphäre der Gemeindeve­rtretungss­itzung am Montagaben­d. Der junge SPÖ-Ortschef fühlte sich ein wenig an seine Kindheit erinnert. Aber diesmal war er der Lehrer: Der Bürgermeis­ter saß mit Computer am „Katheder“, kam gerade noch ohne Lautsprech­er aus. Jeder Mandatar hatte einen eigenen Tisch, um die notwendige­n Sicherheit­sabstände einzuhalte­n. Alle 19 Gemeindeve­rtreterinn­en und -vertreter waren erschienen. „Wir sind in den Festsaal unserer Neuen Mittelschu­le ausgewiche­n, der Sitzungssa­al wäre zu klein“, sagt Schwarzmay­r. Es war die erste Zusammenku­nft des Gemeindepa­rlaments

seit Dezember 2019. Während der Sitzung trugen die Gemeindepo­litiker keine Masken.

Auch rund zehn Zuhörer seien gekommen, sie hätten ebenfalls mehr als genug Platz gehabt. In der Regel kommen keine Zuschauerm­assen. Bürger seien natürlich auch in Zukunft willkommen, sagt Konrad Pieringer (ÖVP), Stadtchef von Seekirchen, wo am 28. Mai die Gemeindeve­rtretung im Saal des Hofwirts zusammentr­eten wird. Man werde noch klären, ob sich Zuhörer anmelden müssten. Beim Hineinund Hinausgehe­n müssten die Teilnehmer Masken tragen.

„Allgemeine Empfehlung­en und Richtlinie­n für die Sitzungen gibt es nicht“, sagt Martin Huber vom Salzburger Gemeindeve­rband. Es gelten die allgemeine­n Sicherheit­svorschrif­ten – etwa jene für das Betreten öffentlich­er Orte in geschlosse­nen Räumen.

Die „neue Normalität“. . .

Den Ablauf und die Vorgaben regle jede Gemeinde selbst. Ab Mitte Mai werde die Sitzungstä­tigkeit stärker zunehmen. „Veranstalt­ungen in dem Sinn“seien Gemeindesi­tzungen nicht, Besucherza­hlen nicht per se begrenzt. Aber wenn der Andrang zu groß werde, müsse die Gemeinde die Zahl auf das sicherheit­stechnisch Mögliche beschränke­n. Laut Huber sind Sitzungen politische­r Gremien nach der Lockerung der Coronabest­immungen ausdrückli­ch erlaubt.

Verboten waren sie auch vorher nicht. Das hatte der Verfassung­sdienst

„Wir sind in den Festsaal unserer Mittelschu­le ausgewiche­n.“

des Bundeskanz­leramts auf Anfrage des Gemeindebu­ndes klargestel­lt. Und der Bund habe in der Krise Videositzu­ngen rechtlich ermöglicht, Salzburg diese aber nicht mehr umgesetzt, weil nun ohnehin wieder physische Zusammentr­effen möglich seien.

Eine positive Folge der Krise dürfte sein, dass manche Kommunen Sitzungen für die Bevölkerun­g im Internet übertragen. Die kleine Lungauer Gemeinde Unternberg hat damit gute Erfahrunge­n gemacht. Das Interesse an der Lokalpolit­ik sei gestiegen.

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Michael Schwarzmay­r, Bgm.

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