Hotels im Blindflug zur Wiedereröffnung
Schön langsam wird es knapp: Am 29. Mai sollen die ersten Hotels aufsperren. Mit welchen Regeln, ist nach wie vor unklar.
SALZBURG. Die gute Nachricht, dass am 15. Juni die Grenzen zwischen Österreich und Deutschland wieder zur Gänze geöffnet werden, hat am Mittwoch in der Hotel- und Tourismusbranche zum ersten Mal seit Wochen für Aufatmen gesorgt. Immerhin fast jedes zweite Hotel will einer Umfrage der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV) zufolge am 29. Mai, dem ehestmöglichen Zeitpunkt, wieder aufsperren. Knapp 18 Prozent wollen Mitte Juni folgen, 19 Prozent bis Anfang Juli. So weit der Plan.
Die Realität bis zur Wiederöffnung ist nach wie vor eine andere. Denn unter welchen Bedingungen und Regeln Hotels in Coronazeiten betrieben und Gäste beherbergt werden können, ist nach wie vor unklar. Seit Anfang Mai wartet die Branche auf eine entsprechende Verordnung. „Wir brauchen sie jetzt rasch“, betonte am Mittwoch der Kärntner Tourismuslandesrat Sebastian Schuschnig. Denn die Vorbereitungsarbeiten in der Hotellerie seien komplexer als in anderen Branchen.
Brauche ich in jedem Zimmer einen Desinfektionsständer? Wie lange dürfen die Mitarbeiter ihre Masken verwenden und wie viele muss ich dann bestellen? Wie wird der Ein-Meter-Abstand gemessen – von der Tischkante oder der Nase des Gastes? Darf ich jedes Zimmer belegen? Wo müssen Plexiglaswände montiert werden? In der ÖHV stellt man sich diese und noch viel mehr Fragen. „Es klingt mitunter absurd, aber die Angelegenheit ist extrem komplex“, sagt Sprecher Martin Stanits. Nichtsdestotrotz brauche es dringend Klarheit. „Sonst bestellen 3000 Hotels gleichzeitig ihre Produkte, das wird nicht funktionieren.“Monteure von Plexiglaswänden seien jetzt schon ausgebucht, weil sie überall gebraucht würden.
Seit Tagen auf Nadeln sitzt auch Susanne Kraus-Winkler, die Fachverbandsobfrau der Hotellerie in der Wirtschaftskammer. Sie erwartet, dass die Vorschriften für die Branche „stark in Richtung Empfehlung gehen werden“. Wesentliche Punkte wie Hygienemaßnahmen müssten freilich geregelt werden. Geöffnete Spas und Behandlungen sollte es aber geben, „jede Fußpflege darf ja seit 1. Mai bereits auch stattfinden“.
Einen klaren Leitfaden brauche es für den Fall einer Coronaerkrankung, betont Kraus-Winkler, sei es bei einem Gast oder Mitarbeiter. „Zusperren und 14 Tage Quarantäne für alle wird nicht gehen“, betont sie. Kontakte in den Hotels müssten deshalb wohl vermehrt dokumentiert, Personen im engeren Kreis eines Erkrankten getestet anstatt weggesperrt werden. Bleibt die Frage offen: Wer macht die Covid-Tests und wer bezahlt sie? Laut MedUni Wien kostet ein PCR-Test zwischen 80 und 120 Euro, im Labor am Flughafen Wien mit 190 Euro auch deutlich mehr. Spannend wird auch die Mitarbeiterrekrutierung. Gut jeder zweite Beschäftigte in Österreichs Tourismus stammt aus dem Ausland. Und nachdem die Deutschen bald wieder kommen dürften, brauche es auch sicher mehr Personal, heißt es bei der ÖHV.
„Müssen Kontakte in den Hotels wohl vermehrt auch dokumentieren.“