Das Virus verlangt mehr als eine Blaupause
Allen Unkenrufen zum Trotz: Das „Experiment“Fußballbundesliga ist gelungen. Der Teufel steckt aber weiter im Detail.
Es war ein Risiko, in Coronazeiten unter den strengen Auflagen der Regierung die deutsche Fußballbundesliga fortzusetzen. Und ja, es ist noch immer ein Mittel zum Zweck, dass unter diesen Voraussetzungen und vor allem in dieser kritischen Zeit eine Liga zu Ende gespielt werden kann. Genossen haben es dennoch viele, die Rückkehr zum Fußball an einem – wie früher – sportverwöhnten Wochenende. Allein sechs Millionen Deutsche verfolgten die Wiederaufnahme auf einem Bezahlsender, der die Pforten geöffnet und die Spiele frei empfangbar gemacht hatte. Viele waren auch in Österreich dabei. Die Lust auf Fußball scheint im TV höher denn je, solange die Stadien noch gesperrt sind und der Sportalltag sehr lang ohne Fans vor Ort auskommen muss.
„Fußball könnte eine Signalwirkung für andere Bereiche der Gesellschaft haben“, meinte etwa Bayerns Ministerpräsident Markus Söder auf einem deutschen Sportsender, „beim bestandenen ersten Härtetest haben alle gut mitgemacht“, so der CSU-Politiker zum „Experiment“Fußballbundesliga.
Doch Vorsicht ist geboten: Es bleibt eine Gratwanderung. Nach einer aktuellen Umfrage war nur ein Drittel der Deutschen für eine Fortsetzung der Liga als Geisterspiele. Nur ein kleiner Funke bei der Missachtung
von bestehenden strengen Coronavorgaben, wie am Samstag schon vereinzelt registriert, könnte in der Bevölkerung zu einem Flächenbrand führen. Nur wenn es alle ernst nehmen und nicht die Vorgaben im wahrsten Sinne des Wortes mit Füßen treten – wie es der LASK mit verbotenen Trainingsaktivitäten praktiziert hat –, dann kann es funktionieren. Denn die Gesellschaft ist nach wie vor zwiegespalten, das gilt es zu akzeptieren: Auf der einen Seite sind jene, die mit Fußball Hoffnung auf ein wenig Alltag zurückgewinnen wollen, und auf der anderen Seite diejenigen, die hier eine Bevorzugung und politischen Lobbyismus als Basis für das Öffnen einer Sportart vermuten. Daher gilt es die Entwicklung in den nächsten Wochen genau zu beobachten und die Coronaparameter im Sport nach den jüngsten Erfahrungen weiter sinnvoll anzupassen.
Die ganze Sportwelt hat jedenfalls an diesem Wochenende genau hingesehen. Die Suche nach sinnvollen Konzepten für alle Sportarten hat fieberhaft begonnen. Der Teufel steckt weiter im Detail und wird im Kampf gegen das gefährliche Virus entscheidend sein. Der Sport hat eine Blaupause, nicht mehr.