Männerwelten: Wenn selbst Spaßvögeln das Lachen vergeht
Ein Video schockiert die Internetgemeinde. Was gezeigt wird, ist für viele Frauen jedoch bitterer Alltag.
Es sieht aus wie in einer verlassenen Lagerhalle: dunkle Ecken, schwere Türen – der perfekte Ort für eine moderne Ausstellung. Sie trägt den Namen „Männerwelten“. Moderatorin Sophie Passmann führt die Zuseher von Raum zu Raum und enthüllt die schockierenden Exponate. Im ersten Raum sind Bilder von entblößten männlichen Genitalien zu sehen. Reihenweise hängen sie an der Wand. Es sind sogenannte „Dickpics“. Fast jede Frau hat so ein Bild schon einmal ungefragt in ihrem Postfach vorgefunden.
Der Rundgang durch die Ausstellung geht weiter. Bekannte Moderatorinnen lesen abartige Hasskommentare vor, die in den sozialen Netzwerken über sie geschrieben werden. Schauspielerinnen sprechen Chatverläufe nach, die vor sexueller Belästigung nur so strotzen. Am Ende des Videos sieht man Schaufensterpuppen, die in langen Hosen, Pyjamas oder Sportsachen gekleidet sind. Es handelt sich um die Kleidung, die Frauen trugen, als sie Opfer einer Vergewaltigung wurden.
Das Video von „Männerwelten“hat innerhalb von ein paar Stunden Millionen von Internetnutzern auf der ganzen Welt erreicht. Konzipiert wurde es von den beiden deutschen Comedy-Stars Joko und Klaas. Eigentlich sind die beiden als Spaßvögel bekannt, doch in diesem Video zeigen sie auf brutale Art und Weise, wie viele ihrer Geschlechtsgenossen mit Frauen umgehen. Ob Grapscher auf der Straße oder blöde Sprüche im Netz: Was im Video gezeigt wird, ist nichts Neues. Es wird aber normalerweise totgeschwiegen.
Das Video war in den vergangenen Tagen das Gesprächsthema Nummer eins unter jungen Frauen. Bei manchen hat „Männerwelten“alte Wunde aufgerissen. Vielen hat es aber die Augen geöffnet: „Es ist erschreckend, wie viel ich mir von Männern gefallen lasse. Und nicht Nein sage. Ich nehme es hin, weil es ja schon immer so war. Ich stelle es gar nicht infrage“, erzählt eine Frau. Und genau das ist der Punkt: Sexuelle Belästigung ist so sehr im Alltag verankert, dass sie oft nicht mehr auffällt. Das fängt bei vermeintlich „kleinen“Belästigungen an: Wer ungefragt ein Nackfoto bekommt, will das so schnell wie möglich wieder vergessen. Das Verdrängen macht aber leider auch vor den schwersten Delikten nicht halt: Nicht einmal jede zehnte Vergewaltigung wird zur Anzeige gebracht.
Viele Opfer machen sich selbst Vorwürfe. Das ist auch kein Wunder, denn der gesellschaftliche Umgang mit diesem Thema ist zum Heulen. Drei Viertel aller Österreicherinnen wurden schon in irgendeiner Form sexuell belästigt. Und immer noch lautet die am häufigsten gestellte Frage nach einer Vergewaltigung: „Welches Outfit hattest du an?“