Ein Besuch vermittelt Luxusgefühl
So still, sauber und angenehm wie an diesem Wochenende war es in Salzburger Museen lange nicht.
„Willkommen zurück!“und „Wir haben geöffnet!“steht auf eigens für dieses Wochenende angefertigten Plakaten an den Eingängen des Salzburg Museums. Am ersten Öffnungstag nach zweimonatiger Schließung fällt auf, dass auf Tafeln und mit Signets auf den Böden behutsam ans Covid-19-Einmaleins erinnert wird: Abstand halten, Masken tragen, Hände waschen, gruppenähnliche Ansammlungen vermeiden, nicht herumhusten und bei Verkühlungssymptomen zu Hause bleiben.
Unter jedem Türstock kleben gelbe Rufzeichen auf dem Boden, daneben steht die für den jeweiligen Raum zulässige Zahl von Personen. Nur sechs Leute dürfen also in den ersten Saal des Rundgangs im zweiten Stock. Aber kein Problem: So weit das Auge reicht, ist niemand in Sicht. Irgendwo hinten huscht jemand vom Aufsichtspersonal vorbei. In der Musikausstellung und kurz darauf im Raum mit Tourismusund Festspielgeschichte betätigt sich – gut zwei Stunden nach dem Aufsperren – eine Reinigungsfrau mit Mundschutz und Desinfektionsmittelflasche: Sie wischt offensichtlich über alle Stellen, die ein Vorbeigehender mit Händen berührt haben könnte.
So fühlt sich dieser Museumsbesuch unerhört sauber an. Nach gut 20 Minuten – davon die meiste Zeit bei den ergötzlichen, in den Vorjahren selten betrachteten SalzburgGemälden sowie bei Helmut Qualtingers witziger Stimmakrobatik als russischer, amerikanischer, deutscher und italienischer Salzburger Festspielbesucher – tauchen erstmals andere Besucher auf: ein Mann mit Kind, beide mit Maske. Da einem an diesem frühen Samstagnachmittag im gesamten zweiten Stock – in den anderen Stockwerken wird die Landesausstellung aufgebaut – nur fünf Besucher begegnen, ist der Rundgang durch die Geschichte Salzburgs angenehm ruhig. Nie muss man sich sorgen, dass die Besucherzahllimits an den Türschwellen Stau bewirkten.
So kann man hier bummeln – zu prachtvoll Berühmtem, wie dem famosen Porträt von Matthäus Lang und der immer wieder faszinierenden Millefiori-Tapisserie, oder zu neu zu Erkundendem, wie den Porträts des Salzburger Handschuhmachers Eduard Sperl oder der hübschen, spitzgesichtigen Hebamme Ziehrer – Zeugnisse des Salzburger Bürgerstolzes des 19. Jahrhunderts.
Die Personenlimits sind im Salzburg Museum großzügig bemessen, also offensichtlich noch nach der 20-Quadratmeter-Regel, obgleich laut neuer, seit Freitag geltender Verordnung auch zehn Quadratmeter genügen. Nirgends allerdings, nicht einmal im Panorama-Museum mit der am ersten Tag zugänglichen neuen Hubert-Sattler-Schau, wird es eng. Hier halten sich um Viertel nach eins zwei weitere Besucher auf; und die Dame an der Kassa versichert, das Limit von 14 Personen sei an diesem Samstag noch nie erreicht worden.
In jenem Saal des Dommuseums, wo Rupertuskreuz und Hostientaube aus Limoges warten, sind – samt Aufsicht – sechs Leute zugleich! Im Vergleich zu anderen Räumen, Gängen und Sälen im Domquartier fühlt sich das wie Gedränge an. Sonst ist das Flanieren durch Prunkräume, St.-Peter-Museum und Residenzgalerie angenehm beschaulich, fast zeitlos. Da lässt sich etwa gemütlich der Frühling studieren, wie er in den Wandteppich des fürsterzbischöflichen Schlafzimmers gewoben ist – Tiere und Menschen in Natur und Gärten ergeben ein feinsinniges Abbild von Lebendigkeit, Geschäftigkeit und Lebenslust.
Dieser Besuch des Domquartiers wird wie anfangs im Audioguide versprochen: „Sie werden durch die ehemalige Residenz schreiten wie einst die barocken Fürsten und ihre Gäste.“All diese „mannigfaltige
Kostbarkeit“so beschaulich genießen zu dürfen vermittelt das erhebende Gefühl von üppigem Luxus. Darunter mischt sich auch Traurigkeit: Über das viele hier Aufbereitete, das brachliegt und dessen faszinierender Geschichtenreichtum an diesem Samstag kaum wahrgenommen worden ist.
Auch das Keltenmuseum Hallein zeigt seit dem Wochenende wieder seine Schätze. Am Samstag habe man insgesamt 17 Besucher gezählt, am Sonntag habe die Maximalanzahl von neun Personen die Möglichkeit einer Führung genutzt, berichtet Direktor Florian Knopp: „Wir sehen, dass bei Individualbesuchern noch Zurückhaltung herrscht.“Die Kulturvermittler des Hauses starteten bereits am Donnerstag mit Stadtführungen, aufgrund des großen Andrangs wurde sogar ein Zusatztermin angeboten. Vor allem in den wiedereröffneten
Gastgärten Halleins sei das Bedürfnis, sich über die Coronazeit auszutauschen, spürbar gewesen. „Das möchten wir mit einem eigenen Format ,Museum im Garten‘ aufgreifen. Dort können wir in gemütlicher Atmosphäre draußen über die kollektive Erfahrung und individuelle Wahrnehmungen der vergangenen Wochen diskutieren“, kündigt Florian Knopp an. Die ersten Termine sind am 27., 30. und 31. Mai.
Das Programm zum 50-Jahr-Jubiläum des Keltenmuseums werde auf 2021 verschoben, darunter „Highland Games“, eine archäologische Tagung und ein Aktionswochenende rund um Körperbemalung. Auch die Ausstellung „Kelten für Kinder“– die Eröffnung wäre bereits Ende März geplant gewesen – müsse warten, bis weitere Öffnungsschritte in Kraft träten: „Wir wollen, dass die interaktive Ausstellung optimal genutzt werden kann.“