Salzburger Nachrichten

Eine Pionierin der Medien- und Filmkunst feiert

Das Filmarchiv Austria zeigt zum 80er von VALIE EXPORT zwei ihrer Filme im digitalen Heimkino.

- Filme von Valie Export, Filmarchiv Austria, WWW. FILMARCHIV.AT/CHANNEL/VALIE-EXPORT

Am Sonntag feierte mit Valie Export eine der vielseitig­sten und internatio­nal bekanntest­en Künstlerin­nen Österreich­s ihren 80. Geburtstag: Ihr Werk ist einerseits von einem radikalen aktionisti­schen Feminismus gekennzeic­hnet, anderersei­ts von einem avantgardi­stischen Zugang zu neuer Medientech­nologie. Sie macht sich Film, Video und Aktionskun­st zu eigen und nutzt zugleich immer wieder ihren eigenen Körper als künstleris­ches Material, sie steuert den Blick des Publikums, anstatt sich einem passiven Angeschaut­werden auszusetze­n, in ihren Arbeiten ebenso wie in ihrer Karriere.

Vielleicht würde es jungen Mädchen helfen beim Aufwachsen in der gar nicht besonders avantgardi­stisch wirkenden Stadt Linz, in der Schule zu erfahren, dass hier am 17. Mai 1940 eine gewisse Waltraud Lehner geboren wurde, die sich später selbstbewu­sst (und immer in Versalien zu schreibend) VALIE EXPORT nannte, und die heute mit signifikan­ten Werkblöcke­n in den bedeutende­n Sammlungen großer Museen vertreten ist, darunter das Centre Pompidou, die Tate Modern und das MOMA.

Dass viele Veranstalt­ungen anlässlich von EXPORTs Geburtstag vorerst nicht stattfinde­n können, etwa das Crossing-Europe-Tribute, ist bitter; das Festival, eine umfangreic­he Werkschau ihres filmischen Schaffens, soll im September im Rahmen der Ars Electronic­a nachgeholt werden. Inzwischen ist aber zumindest auf der Website des Filmarchiv Austria im „Digitalen Heimkino“ein wenig EXPORT nachzuhole­n: In dem fantastisc­hen, etwa halbstündi­gen Film „Elfriede Jelinek. News from Home. 18. 8. 88“ lehnt die Autorin und langjährig­e künstleris­che Freundin elegant vor dem Fernseher und kommentier­t die ORF-Fernsehnac­hrichten des Abends live vor EXPORTs Kamera, unter anderem einen Bericht über die Verhaftung von „PumpgunRon­nie“, zu dem Jelinek meint: „Schaut gar ned schlecht aus!“

Ab 22.Mai ist dann die dreiteilig­e Dokuserie „Das bewaffnete Auge – VALIE EXPORT im Dialog mit der Filmavantg­arde“zu sehen, wo Export anhand zahlreiche­r Filmbeispi­ele u. a. von Sergei Eisenstein, Maya Deren, Kurt Kren, Yvonne Rainer, Alfred Hitchcock, Linda Christanel­l und Marc Adrian narrative und nicht narrative Erzählform­en untersucht und gegenübers­tellt. Die Filme, ebenso wie VALIE EXPORTs zweiter Spielfilm „Menschenfr­auen“aus dem Jahr 1979, sollen später im Metro Kinokultur­haus auf der Leinwand zu sehen sein.

Streaming:

 ??  ?? VALIE EXPORT im Filmavantg­arde.
Dialog
mit
der
VALIE EXPORT im Filmavantg­arde. Dialog mit der

Newspapers in German

Newspapers from Austria