Die Tennisszene tüftelt
Allein drei große Veranstalter in Österreich sind für sieben internationale Tennisturniere verantwortlich. Wie gehen sie mit dem Planen in Coronazeiten um?
SALZBURG. Es ist wie ein Stochern im Nebel, was auch die Zukunft des internationalen Tennis betrifft. Fix ist, dass die Coronakrise zur Folge hat, dass mindestens bis Ende Juli keine Turniere gespielt werden dürfen. Das gaben die Spielervereinigung der Damen (WTA) und Herren (ATP) sowie der Weltverband ITF vergangene Woche bekannt. Das hat Auswirkungen auf heimische Veranstalter, die insgesamt für sieben internationale Turniere mit hoher Bedeutung verantwortlich sind: Berlin, Linz (alle WTA) bzw. Wien, Mallorca, Stuttgart, Hamburg und Kitzbühel (alle ATP).
Die Gemütslage der drei heimischen Tennisveranstalter könnte deshalb unterschiedlicher nicht sein. Kitzbühels Turnierdirektor Alexander Antonitsch könnte sogar vor einer möglichen Verschiebung des ab 27. Juli geplanten Sandplatzevents ein Gewinner sein. „Ein Septembertermin könnte einen europäischen Sandplatzherbst einläuten“, meinte der frühere Tennisprofi dieser Tage. Das wichtigste Signal sei im Moment, dass das Turnier nicht abgesagt, sondern verschoben werde, meinte Antonitsch weiter. Die Kitzbüheler Veranstalter hoffen, dass zumindest eine begrenzte Zuschauerzahl zugelassen würde, und mit einem reduzierten Preisgeld „würde man mit einem blauen Auge davonkommen“.
Ein weiterer Vorteil für Turnierboss Antonitsch: Kitzbühel könnte auf dem Weg zu den auf den 20. September verschobenen French Open liegen. Das könnte zu einer Megabesetzung im Vorfeld des Sandplatzhöhepunkts der Saison in Paris führen.
Ein Wechselbad der Gefühle erlebt wohl die Oberösterreicherin Sandra Reichel, die die Turnierchefin in Hamburg und Linz ist. In der Hansestadt hofft Reichel noch, das
Herrenturnier verlegen zu können. Ursprünglich zwischen 11. und 19. Juli geplant, wird jetzt getüftelt. In Deutschland sind ja laut Verordnung gleich keine Veranstaltungen bis Ende August erlaubt.
„Die Entscheidung war alternativlos. Wir richten unseren vollen Fokus jetzt auf eine mögliche Verlegung. Dafür müssen wir den weiteren Verlauf der Pandemie und die nächsten Entscheidungen der ATP und der ITF vor allem in Bezug auf die Durchführung der Turniere in Nordamerika und speziell der US Open abwarten“, sagt Reichel. Eine nächste Entscheidungsphase stünde aber Ende Juni an.
Die Vorbereitungen für das Linzer Damen-Hallenturnier vom 11. bis 18. Oktober stehen für Reichel im 30. Jahr vor einer besonderen Herausforderung. Alles ist noch offen: „Wir führen derzeit viele Gespräche und prüfen alle Optionen. Es wird alles versucht, um das Turnier in Linz zu spielen. Wir haben ja auch noch fünf Monate Zeit, bis es losgehen soll,“so Reichel.
Gleich für vier Turniere zeichnet die Grazer Agentur Emotion verantwortlich. Drei Veranstaltungen sind dieses Jahr bereits dem Coronavirus zum Opfer gefallen: Das Rasenturnier der Damen in Berlin sowie die Herrenturniere in Mallorca und Stuttgart – beide ebenfalls auf Rasen – wurden bereits für 2021 terminisiert. Ob die Erste Bank Open ab 26. Oktober in Wien stattfinden können, ist noch unklar. Es bestehe aber noch berechtigte Hoffnung für das Hallenturnier, sagt EmotionManager Herwig Straka: „Viel wird davon abhängen, ob es bis dahin noch immer Reiseeinschränkungen gibt.“Aufgrund von Reserven würde man dieses Jahr sogar eine Absage mit einem tiefblauen Auge überstehen, sagt Straka. Dessen Emotion-Partner Edwin Weindorfer beschreibt die Arbeit seines Unternehmens in diesen Tagen so: „Die Verschiebungen war für uns ein herber Rückschlag, aber wir haben die spielfreie Zeit genützt, um mit unseren Sponsoren bereits über das nächste Jahr zu reden, und wir haben uns mit neuen und innovativen Konzepten beschäftigt“, verrät der Wahlsalzburger. Ein Topevent in Berlin noch 2020 sei in Planung.
„Warten noch auf Verlauf der Pandemie.“