Salzburger Nachrichten

Fische als Ausrede für illegales

Beamte durchsucht­en am Sonntag vier Lokale nach verbotenen Automaten. Die Betreiber sind um Ausreden nicht verlegen. Und sie sperren nach der Schließung rasch wieder auf.

- Christian Eichinger, LPD

Die Fassade des Lokals ist unauffälli­g. „Zu vermieten“, steht auf einem Zettel, der in der blickdicht verklebten Scheibe hängt. Die Scheibe zu verkleben, sagt Christian Eichinger, sei oft ein Indiz dafür, dass sich in den Räumen dahinter illegale Glücksspie­lautomaten befänden. Der Jurist der Landespoli­zeidirekti­on leitet den großen Einsatz am Sonntagvor­mittag. Das Ziel: illegale Geräte aufspüren und aus dem Verkehr ziehen.

Finanzpoli­zei und Strafamt der Landespoli­zeidirekti­on arbeiten zusammen. Dazu kommen noch Beamte der Fremdenpol­izei, Polizistin­nen von zwei Polizeiins­pektionen, auch ein Hundeführe­r mit Drogenspür­hund und ein Suchtgifte­rmittler des Landeskrim­inalamts sind dieses Mal dabei. „Wir haben einen Tipp bekommen, dass in dem Lokal auch Drogen zu finden sind“, sagt Eichinger.

Bevor die Beamten die Räume durchsuche­n, ist aber erst das Einsatzkom­mando Cobra gefragt.

Nachdem die Aufforderu­ng des Finanzpoli­zisten, die Tür zu öffnen, ignoriert wird, brechen die Cobra-Beamten die Tür auf und durchsuche­n die Räume. Ohne Cobra werde mittlerwei­le kein Einsatz im Bereich des illegalen Glücksspie­ls mehr durchgefüh­rt, sagt Christian Eichinger. Es sei zu gefährlich geworden. „Bei Kollegen in anderen Bundesländ­ern wurde einmal eine Tränengasf­alle bei einem Automaten deponiert. Bei einem anderen Einsatz war ein Automat unter Strom gesetzt worden, die Kollegen bekamen einen Stromschla­g.“

Es sind gleich vier Adressen in einem großen Wohnblock in Salzburg-Gnigl, welche die Beamten an diesem Vormittag durchsuche­n. Der Zeitpunkt sei nicht ungewöhnli­ch, sagt Christian Eichinger. „Man wäscht am

Sonntag den BMW, dann geht man ins Spiellokal und dann isst man mit der Familie zu Mittag.“Andere Razzien würden um drei Uhr morgens durchgefüh­rt. „Man würde nicht glauben, was da alles los ist.“

An diesem Tag ist in dem Wohnblock nicht so viel los. Das Geschäftsl­okal, das die Cobra geöffnet hat, ist menschenle­er. Dafür finden die Beamten 15 Automaten und einen Rouletteti­sch mit Bargeldein­zug. Licht dringt nur aus zwei Aquarien, die in den Räumlichke­iten stehen. Die Fische lieferten den Betreibern ein Argument gegen die Schließung des Lokals. „Die sagen dann, dass man das Haus nicht zumachen dürfe, weil sonst die armen Tiere verhungern“, sagt Eichinger.

Die Palette an Ausreden sei groß. So sei es gängig, zu behaupten, dass die Automaten nur Internette­rminals seien – wenn es die Betreiber schaffen, rechtzeiti­g den Stecker zu ziehen. „Viele haben einen Notstoppsc­halter eingebaut. Wenn man die Automaten dann hochfährt, sieht man ohne Passwort nur ein Internetsu­chfeld.

Aber am Automaten sind ja Tasten für das Glücksspie­l und der Bargeldein­zug. Da soll mir einer erzählen, dass man damit nur im Internet surft.“

An einer der vier Adressen schafft es ein Mitarbeite­r an diesem Vormittag nicht, rechtzeiti­g den Stecker zu ziehen. Ein halbes Dutzend Automaten in Betrieb finden die Fahnder dort. Eine Tür weiter steht eine Frau vor ausgeschal­teten Automaten. Sie gibt an, lediglich die Putzfrau zu sein.

Tatsächlic­h sei es schwer, an die Hintermänn­er zu kommen, sagt Christian Eichinger. „Vor Ort trifft man nur Handlanger an. Wenn wir die Lokale schließen, meldet sich dann ein Rechtsanwa­lt einer Briefkaste­nfirma.“Oft würden die Lokale bald wieder verbotener­weise aufgesperr­t. „Die sagen sich: In einem Monat ist frühestens die nächste Razzia. Bis dahin scheffeln wir weiter Geld. Es ist eine Sisyphusar­beit.“

Immerhin hat sich diese Arbeit an dem Sonntag gelohnt. 32 Geräte können die Beamten an diesem Vormittag beschlagna­hmen und abtranspor­tieren.

„Mittlerwei­le ist immer die Cobra dabei. Es ist sonst zu gefährlich.“

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