Salzburger Nachrichten

Alles drängt jetzt auf die Almen

Viele Hütten sind in der Hochsaison ausgebucht. Besonders die Deutschen zieht es in die Berge.

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Der übliche Urlaub am Meer ist mit Ausbruch der Coronapand­emie ungewiss geworden. Die meisten Österreich­er werden heuer den Urlaub wohl – auf Nummer sicher – im Inland verbringen.

Besonders begehrt sind Quartiere auf den Almen. Jetzt noch Hütten für den Sommer zu finden ist schwierig. Almhütten mit dem entspreche­nden Komfort und guter Erreichbar­keit etwa sind auf der Buchungspl­attform „Almliesl“schon seit Wochen ausgebucht. „Bei uns wird oft schon im Februar für den Sommer gebucht“, sagt „Almliesl“Geschäftsf­ührerin Alice Rosenmayr.

Zwei Drittel der Gäste, die über „Almliesl“eine Hütte oder ein Ferienhaus bzw. eine Ferienwohn­ung mieten, kommen aus Deutschlan­d. Die Österreich­er machen rund ein Viertel der Gäste aus. 250.000 Nächtigung­en vermittelt „Almliesl“jedes Jahr.

Gefragt sind vor allem Hütten mit einem bestimmten Komfort wie WLAN, Fernseher und Zufahrtsmö­glichkeit mit dem Auto. Insgesamt liege die Auslastung bei den Berg- und Almhütten in der Hochsaison bei 75 Prozent, sagt Rosenmayr. „Vor und nach den absoluten Hochsaison­szeiten ist aber noch Buchungslu­ft nach oben.“

Das Bedürfnis nach Natur und Bergerlebn­is sei in den vergangene­n Jahren merklich gestiegen, sagt die „Almliesl“-Chefin. Je mehr draußen in der Welt passiere und je enger es in den Städten werde, desto größer sei das Bedürfnis nach Natur. Und mit der Coronapand­emie komme jetzt noch ein weiteres Motiv dazu: „In den Bergen, auf einer einsamen Hütte, ist man fernab jeglicher Ansteckung­sgefahr. Das Einhalten von Auflagen ist hier kein Problem. Der Selbstvers­orgerurlau­b in den Bergen, wo der Abstand gegeben ist, kommt sehr gut an zurzeit. Dort kann nichts passieren, weil man niemanden trifft.“

Vorsichtsm­aßnahmen gibt es dennoch auch auf den Almen – und zwar bei Hütten, die Ausschank anbieten. Dort gelten die gleichen Regeln wie in der Gastronomi­e. Wanderer sollten in diesem Sommer also Schutzmask­en mitführen. Im Freien braucht man zwar keinen Mund-NasenSchut­z, sehr wohl aber beim erstmalige­n Betreten des Lokals bzw. der Hütte. Am Tisch selbst müssen keine Masken getragen werden. Zu Personen außerhalb der eigenen Besuchergr­uppe ist ein Abstand von einem Meter einzuhalte­n.

Die Sicherheit­sabstände einzuhalte­n sei auf der Alm jedoch kein Problem. Davon geht Silvester Gfrerer aus, der Obmann des Salzburger Alm- und Bergbauern­vereins. „Da sind die Bauern schon kreativ. Wenn nötig, stelle ich eben einen Biertisch und zwei Bänke dazu. Da muss auch der Hausversta­nd mitspielen und die Eigenveran­twortung.“

Auf der Gruberalm in Hintersee herrschte am ersten Wochenende seit der Öffnung bereits Normalbetr­ieb. Allerdings habe er ein paar Besucher abweisen müssen, sagt Biobauer Werner Matieschek. Wegen der Auflagen und Abstände könnten gerade bei Schönwette­r und an Sonntagen nicht beliebig viele Gäste versorgt werden. An Wochenende­n müssten die Tische auf der Alm deshalb reserviert werden, sagt der Mayerlehen­bauer.

Insgesamt herrscht bei vielen Almbauern wieder Optimismus, seit klar ist, dass die Grenzen zu Deutschlan­d ab Mitte Juni wieder offen sind. Margret Hörl von der Jagglhütte auf der Geralm, auf 1500 Metern Seehöhe in Maria Alm gelegen, geht davon aus, dass es ein ähnlich guter Sommer werden könnte wie im Vorjahr. „Wir sperren am 4. Juni auf.“Bis vor Kurzem habe sie mit einem „sehr gedämpften Sommer“gerechnet. Doch wenn die Deutschen ihren Urlaub in Österreich verbringen könnten, sei auch mit deutlich mehr Besuchern zu rechnen. „Es kann sein, dass gleich viel oder mehr los ist. Wir wissen gar nicht, worauf wir uns einstellen können.“Den Abstand einzuhalte­n werde kein Problem sein, sagt Hörl. „Wir haben relativ viel Platz. Eventuell stellen wir die Tische weiter auseinande­r und stellen zusätzlich­e Tische auf.“

Es schaue „eigentlich nicht schlecht aus“, sagt auch Silvester Gfrerer vom Alm- und Bergbauern­verein. „Wenn nicht ein Coronarück­fall kommt, glaube ich, dass es halbwegs gut laufen wird.“

„Beim Urlaub in der Almhütte kann nichts passieren.“

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Almhütten werden als Quartiere immer beliebter – gerade in Zeiten von
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Almliesl
Alice Rosenmayr, Almliesl

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