Der „Anker“Sport muss gefördert werden
In Coronazeiten braucht es mehr Debatten um den Breitensport.
Ein Umdenken in der gesellschaftlichen Einordnung des Sports ist angebracht. Sport – da denken viele gleich an Rekorde, Medaillen, viele Emotionen, Sieg oder Niederlage. Kein Wunder, dass sich die Politik gerne um die Sporthelden schart, wenn es darum geht, deren Erfolge zu feiern. Punkten mit den Besten im Land und sich mit Stefan Kraft und Co. zeigen – das ist es, was zählt. Das ist zu wenig.
Der Sport ist viel mehr als Hochleistungssport. Es wird gerne vergessen, dass nur vier Prozent des allgemeinen Sports der Spitzensport ausmacht. Schon längst geht es in Zeiten, in denen Bewegungsarmut und Übergewicht Einzug gehalten haben, um etwas ganz anderes: das Forcieren der Bewegung und Mobilität im Sinne der Gesundheit. Die „Reparaturkosten“im Gesundheitsmanagement durch zu wenig Bewegung sind in den letzten Jahren um 150 Prozent gestiegen, schätzen Experten. Sogar die Sportwissenschaft scheint sich vor dieser Entwicklung zu verschließen. Denn in den Lehrplänen der heimischen Sportuniversitäten dominiert noch immer der Hochleistungssport, der Breitensport sei in der Ausbildung noch nicht dementsprechend angekommen, monieren sogar Insider.
Daher gilt es von der Basis her umzudenken. Aber das wird nach der derzeitigen Denke schwierig: Die Turnstunde in der Schule wurde in der Coronakrise schnell ausgesetzt. Dabei gäbe es so viele Möglichkeiten, Ersatz zu finden. Genau das Gegenteil ist der Fall. Nach einem der SN vorliegenden Schreiben dürfen beispielsweise in der Stadt Salzburg bis September dieses Jahres alle Turnsäle oder Bewegungsräume an den Schulsportstätten außerschulisch nicht mehr genutzt werden. Diese Öffnung für Jung und Alt war etwas, was die Bundessportorganisation Sport Austria diese Woche vehement gefordert hatte. Geplagt von Selbstzweifeln und Unsicherheit haben viele mit regelmäßiger Bewegung ihren Anker gefunden und ein anderes Körperbewusstsein entwickelt. Das gilt es auf vielen Ebenen zu fördern und nicht mit bremsenden Maßnahmen einzudämmen.