Zimmernummer? Fast richtig.
ICHhabe eine kleine Schwäche, und die hat mit Zahlen zu tun. Nicht mit dem Be-Zahlen, denn meine Rechnungen begleiche ich stets pünktlich. Meine Schwäche betrifft auch nicht die Mathematik – zumindest nicht die Grundrechenarten. Auch wenn meine siebenjährige Tochter im Rahmen ihres Homeschooling zu einer anderen Beurteilung gekommen ist.
Aber davon, dass ich angeblich das kleine Einmaleins nicht checke, wollte ich Ihnen hier nicht berichten. Mein kleines Problem: Ich kann mir nicht immer alle Zahlen merken. Niemand kann das, werden Sie einwenden. Das stimmt, aber ich meine nicht Jahreszahlen von historisch bedeutsamen Ereignissen. Solche Zahlen muss man sich nicht merken – sie sind bekannt und daher in Online-Enzyklopädien abrufbar. Mein Problem sind auch nicht Zahlen, die ich beruflich brauche. Dazu zählte zuletzt etwa die Anzahl beweglicher Figuren im mechanischen Theater in Hellbrunn. Oder die Zahl der Minuten, die Blutplasma von Covid-Genesenen in einem Spezialgerät bestrahlt werden muss, damit Restbestände des Coronavirus unschädlich gemacht werden. Das alles schreibe ich penibel auf. Es ist mein persönlicher Alltag, in dem sich meine Schwäche zeigt. Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Aus beruflicher Notwendigkeit übernachteten eine Kollegin und ich in einem Hotel in Wien. Am Morgen fragte mich die Servicekraft beim Frühstück nach meiner Zimmernummer. Da musste ich plötzlich überlegen: 315 oder 317? Unter Druck entschied ich spontan. Ich nannte eine der beiden Zimmernummern, sie nickte lächelnd, wünschte mir ein schönes Frühstück und ich war erleichtert.
Wenig später kam meine Kollegin. Ich fragte sie, was sie so früh am Morgen schon zum Lächeln brächte. „Na, weil du auf meine Zimmernummer frühstücken gehst.“So ist das mit mir. Ein anderes Beispiel gefällig? Es handelt sich um die Postleitzahl von Seekirchen – wo ich immerhin seit Jahren einen Lebensmittelpunkt habe. Ist es 5201 oder 5301? Dabei habe ich mir früher jede Zahl – vor allem Telefonnummern – gemerkt.
Dass ich Seekirchens Postleitzahl heute kenne, liegt an der Geduld des mittlerweile mit mir verheirateten Mannes. Seine Handynummer ist auch eine von zwei Nummern (inklusive meiner eigenen), die ich heute auswendig weiß. Bedauerlicherweise sind Lichtblicke wie diese selten. Einmal sollte ich das Geburtsdatum meines Mannes in ein Formular eintragen. Es musste schnell gehen, möchte ich zu meiner Verteidigung sagen. „Wow, die haben mich sechs Jahre älter gemacht“, hat er später gemeint. Immerhin: Bis auf eine einzige Ziffer – war alles richtig. „Wahrscheinlich haben die meine Schrift nicht richtig lesen können“, meinte ich.