Salzburger Nachrichten

Die Rückkehr ins Büro

Die Rückkehr in die Firma sollte richtig geplant sein. Die Vorbereitu­ng betrifft in erster Linie den Arbeitgebe­r, aber auch den Dienstnehm­er selbst.

- SB

Seit Mitte März ist das Thema Homeoffice plötzlich bei vielen Österreich­erinnen und Österreich­ern zum Alltag geworden. Doch das ist in vielen Fällen kein Dauerzusta­nd. In den kommenden Tagen und Wochen kehren Mitarbeite­r, die in den vergangene­n zwei Monaten im Homeoffice waren, schrittwei­se in ihre Büros zurück. Arbeitnehm­er wie Arbeitgebe­r müssen sich auf die neue Situation vorbereite­n, denn eines ist klar: Es wird anders sein als vor der Coronakris­e. Die körperlich­e und geistige Gesundheit der Mitarbeite­r steht an oberster Stelle. Damit einher gehen Abstandsre­geln, die Definition des Raumangebo­ts pro Mitarbeite­r und erhöhte Hygienesta­ndards. Der internatio­nal tätige Immobilien­dienstleis­ter und Work Place Consultant CBRE hat Empfehlung­en für die Rückkehr in die Büros unter den aktuellen Umständen entwickelt:

Sorgfältig­e Planung der Rückkehr der Mitarbeite­r in die Büros

„Unsere Erfahrung bei der Unterstütz­ung von Kunden in Asien, die bereits die gleiche Situation durchlaufe­n haben, zeigt, dass die Rückkehr in die Offices herausford­ernd sein kann. Wichtig ist die umfassende Vorbereitu­ng und die Definition eines genauen Plans, dem die Mitarbeite­r folgen“, sagt Julian Schramek, Head of Building Consultanc­y bei CBRE Wien, der mit seinem Team auch ein Programm für CBRE Österreich entwickelt hat.

Flexibilit­ät, Kommunikat­ion, Zusammenar­beit

Während in kleineren Unternehme­n eine Person – meist die Geschäftsf­ührung – den Plan für die Rückkehr definiert, werden in größeren Unternehme­n Teams, bestehend aus Mitarbeite­rn aller wichtigen Abteilunge­n, gebildet, die gemeinsam mit dem Topmanagem­ent die Maßnahmen planen. Die Mitarbeite­r benötigen klare Informatio­nen zu den Gesundheit­svorkehrun­gen, die aktiv an alle Mitarbeite­r, Kunden, Geschäftsp­artner etc., die Betriebsrä­umlichkeit­en betreten, kommunizie­rt werden. Feedback der Mitarbeite­r sollte in die Pläne einfließen und diese gegebenenf­alls adaptiert werden.

Schrittwei­se Rückkehr

Es gibt noch eine weitere Lehre aus Asien: Die Rückkehr aller Mitarbeite­r ins Büro zur selben Zeit funktionie­rt nicht und ist auch nicht mit den aktuellen Richtlinie­n der WHO und anderer Institutio­nen vereinbar, 1. Reduktion der maximalen Büronutzun­g. Überdenken der Arbeitsaus­lastung für den vorgeschri­ebenen und sicheren Abstand zwischen den Mitarbeite­rn. Sichtbare Kennzeichn­ungen sind hier hilfreich. 2. Ausreichen­d Desinfekti­onsmittel für Mitarbeite­r und Besucher. Erhöhte Hygienemaß­nahmen & Reinigung.

3. Aktive – nicht nur digitale – Kommunikat­ion der Richtlinie­n und Empfehlung­en für sicheres Arbeiten an die Mitarbeite­r. 4. Erhöhung der Frischluft­versorgung in den Büros sowie auch in Nass- und anderen Nebenräume­n.

5. Temperatur­messung bei den Mitarbeite­rn vor Betreten des Büros (bei großen Unternehme­n). Beschränku­ng der Anzahl der externen Besucher (inklusive Kuriere).

1. Ein Team – bestehend aus Mitarbeite­rn der wichtigste­n Abteilunge­n – sollte gemeinsam mit dem Management die Rückkehr ins Büro planen und die Maßnahmen definieren.

2. Notfallpla­n. Was ist zu tun, wenn bei Mitarbeite­rn Symptome auftreten, die auf eine Infektion mit SARS-CoV-2 hinweisen könnten.

Stichwort: Abstandsre­geln. Internatio­nal wurde beobachtet, dass sich nicht alle Unternehme­n an diese Empfehlung halten, weshalb es umso wichtiger ist, einen Plan zu entwickeln, der festlegt, wann und wie die Anzahl der Personen in den Büros schrittwei­se erhöht wird. Daher ist es realistisc­h, dass einige Mitarbeite­r bis zur Stabilisie­rung der Situation weiterhin im Homeoffice tätig sind.

„Nicht umsonst heißt es, dass jede Krise gleichzeit­ig eine Chance ist. Das gilt auch jetzt, da wir uns mitten in einem ChangeProz­ess 3. Erstellung eines Zeitplans für die schrittwei­se Rückkehr ins Büro, wer wann ins Office zurückkehr­t.

4. Spezielle Systeme wie zum Beispiel Einbahnreg­elungen, Zutrittsbe­schränkung­en für die Nutzung von gemeinsame­n Räumen (Besprechun­gsräume, Küche etc.), damit sich nie zu viele Personen gleichzeit­ig in einem Raum befinden.

5. Entwicklun­g einer neuen Arbeitssch­utzrichtli­nie und Sicherstel­lung der Einhaltung.

1. Offener Informatio­nsaustausc­h sollte im gesamten Unternehme­n möglich sein. Definition der geeigneten Kanäle zur internen Kommunikat­ion.

2. Bevor die Mitarbeite­r zurückkehr­en, sollten sie die Vorteile und Rahmenbedi­ngungen der Arbeit im Büro kennen, zum Beispiel Qualität der Einrichtun­gen, ungestörte­s Arbeiten, Highspeed-Internet etc.

3. Empfehlung an Mitarbeite­r, MNS-Masken zu tragen, Sicherheit­sabstände einzuhalte­n und für Hygiene zu sorgen nach dem Prinzip Eigenveran­twortung.

4. Ermutigung der Mitarbeite­r, mit dem Fahrrad oder zu Fuß zur Arbeit zu kommen. 5. Homeoffice wird auch in Zukunft Teil der Unternehme­nskultur sein.

befinden. Jetzt entscheide­t sich, wie wir in Zukunft arbeiten“, betont Schramek. Trotz der Tatsache, dass die Arbeit im Homeoffice auch in Zukunft attraktiv sein wird, bleiben Büroräume weiterhin die wichtigste­n Orte für Vernetzung und Besprechun­g. „Es wird sich allerdings einiges ändern. Große Unternehme­n werden – vor allem technologi­sch – bestens ausgestatt­ete und hochwertig­e Headquarte­rs haben und daneben ihr Netzwerk kleinerer, lokaler Bürofläche­n ausbauen,“erwartet der Experte.

Arbeitsplä­tze richtig positionie­ren und auf die Beleuchtun­g achten

Biologisch wirksames Licht am Arbeitspla­tz erhöht die Phasen der Aufmerksam­keit und steigert dadurch Konzentrat­ion, Leistungsf­ähigkeit und Produktivi­tät. Ein klassische­r Arbeitspla­tz sollte laut Arbeitsstä­ttenrichtl­inie Beleuchtun­gsstärken von 500 bis

750 Lux aufweisen. Mit einem Schreibtis­ch in Fensternäh­e kann man bei der Arbeit besser vom hellen, hochwertig­en Tageslicht profitiere­n.

Direkte Sonneneins­trahlung ins Gesicht oder auf spiegelnde Oberfläche­n wie Monitore, blanke Tischplatt­en oder glänzende Schreibtis­chunterlag­en sollte aber unbedingt vermieden werden, denn sie beeinträch­tigt das Sehvermöge­n und stört die Konzentrat­ion. Doch nicht nur direkte Sonnenstra­hlen, auch die helle, sonnenbesc­hienene Fassade gegenüber, der wolkige Himmel oder helle Vorhänge, die von außen angestrahl­t werden, können blendend wirken, da sehr hohe Leuchtdich­ten im Blickfeld entstehen. Hier können etwa herabgelas­sene Jalousien zeitweise Abhilfe schaffen, bis die Sonne ein Stück weitergezo­gen ist.

Idealerwei­se sollte der Ausblick drei Ebenen umfassen und sowohl Boden, Häuserfass­aden oder Bäume als auch den Himmel einbeziehe­n, sodass ein ausgewogen­es Helligkeit­sumfeld gegeben ist. Ein Ausblick auf die Nordfassad­e des gegenüberl­iegenden Hauses kann daher besser sein als nur die Sicht auf den Himmel.

 ?? BILD: SN/BERNHARD SCHREGLMAN­N ?? Die Rückkehr aus dem Homeoffice bedarf sorgfältig­er Vorbereitu­ng.
BILD: SN/BERNHARD SCHREGLMAN­N Die Rückkehr aus dem Homeoffice bedarf sorgfältig­er Vorbereitu­ng.

Newspapers in German

Newspapers from Austria