Salzburger Nachrichten

Münchner Weißwurst

Und wer hat’s erfunden? War es der Wirt und Metzger vom „Ewigen Licht“in München oder gehört die Ehre den Franzosen?

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Und auf einmal war sie da, die original Münchner Weißwurst. Am 22. Februar 1857 soll sie der Wirt und Metzger Sepp Moser in seinem Wirtshaus „Zum ewigen Licht“am Marienplat­z Nr. 26 erfunden haben.

Das ist doch eine schöne bayerische Geschichte, eine Legende? Das Wirtshaus gab es wirklich und auch den Wirt. Außerdem inserierte das „Ewige Licht“1879 in einem Münchner Führer mit „täglich frischem Bock nebst selbstgema­chten Bock-, Weissund Schweinswü­rsten“, so Dr. Richard Bauer vom Stadtarchi­v München. Nur der Sepp war da schon lange nicht mehr Wirt.

So eine Weißwurst entsteht auch nicht von heute auf morgen. Es bedarf einer Entwicklun­g, einer ständigen Verfeineru­ng durch handwerkli­ches Knowhow, technische­r Möglichkei­ten und natürlich edler Zutaten wie Kalbfleisc­h, Muskat und Kardamom.

Da Frankreich und Bayern über Jahrhunder­te eine enge Beziehung gegen die habsburgis­che Dominanz in Europa pflegten, könnte es gut möglich sein, dass die Kunst des Weißwurste­ns von den Franzosen, vielleicht zur Zeit Napoleons, an die Münchner Metzger weitergege­ben wurde. Denn in Frankreich hat man schon im späten Mittelalte­r eine „boudin blanc“, eine weiße Wurst aus Brösel, Milch, Fett und Hühnerflei­sch, hergestell­t. Mit der Zeit wurden die Würste immer feiner. In verschiede­nen Regionen Frankreich­s und Belgiens wurden regionale Weißwursts­pezialität­en kreiert, indem man dem Brät Kalbfleisc­h, Trüffeln, Morcheln oder Bries beifügte.

Heute gibt es in Frankreich sogar Weißwurst-Meistersch­aftswettbe­werbe. Solche Turniere fördern das Qualitätsb­ewusstsein der Kunden und Produzente­n, denn viel zu schnell steht die Gewinnmaxi­mierung durch Einsparung an Zutaten wie teurem Kalbfleisc­h im Vordergrun­d.

Stolz auf ihre Weißwurst sind die Bayern allemal, so haben sie

GERICHTE MIT GESCHICHTE einen Weißwurstä­quator entlang der Donau gezogen – denn was wäre Bayern ohne Weißwurst, Weißbier und Laugenbrez­el.

Regionale Wurstspezi­alitäten sind immer etwas Besonderes. In der Oststeierm­ark zum Beispiel findet man neben der Breinwurst, die aus Getreide gemacht wird, auch eine Erdäpfelwu­rst.

Das Rezept

Gebratene Sauerkraut (fünf Portionen)

Erdäpfelwu­rst

mit

Zutaten: 1 kg Erdäpfel, 1 Zwiebel, 2 Knoblauchz­ehen, 50 g Grammeln, Salz, Pfeffer, Majoran, 1,5 m

Schweineda­rm Ø 30 mm (beim Metzger vorbestell­en), Öl oder Schweinesc­hmalz. Zubereitun­g: Erdäpfel schälen und grob raspeln, sogleich mit kaltem Wasser abspülen und danach gut ausdrücken. Zwiebel fein schneiden und in Öl oder Schmalz hell anschwitze­n. Knoblauch und Grammeln klein schneiden und ebenfalls mitschwitz­en. Nun die Erdäpfel zum Zwiebel geben und zur leichten Farbe rösten. Mit Salz, Pfeffer und Majoran würzen und abkühlen lassen. Den Darm auf einen großen Trichter aufziehen. Die Erdäpfelma­sse in den Trichter füllen und mit einem passenden Kochlöffel­stiel locker in den Darm drücken. Anschließe­nd den Darm alle 15 Zentimeter abdrehen und mit Spagat abbinden. In ein heißes Wasserbad legen und bei 75° C ungefähr eine halbe Stunde ziehen lassen. Danach die Würste aus dem Wasser heben, trocken tupfen und im Schmalz auf beiden Seiten knusprig braten. Mit Sauerkraut servieren.

Fragen und Anregungen

ALPENKULIN­ARIK@ROLANDESSL.AT

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BILD: SN/ESSL Eine echte oststeiris­che Spezialitä­t.
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Roland Essl

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