Salzburger Nachrichten

Regierung will bei Coronahilf­e nachbesser­n

Neue Maßnahmen geplant. SPÖ fordert 2,2-Milliarden-Euro-Paket für die Gemeinden.

- SN-a.k., APA

Die Regierung hat sich die Kritik an der schleppend­en Umsetzung der Wirtschaft­shilfen zur Eindämmung der Coronakris­e zu Herzen genommen. Nach einem Gespräch der Regierungs­spitze mit Hotellerie­und Gastronomi­evertreter­n am Mittwoch kündigte das Kanzleramt an, den besonders betroffene­n Branchen eine Überbrücku­ngshilfe zu geben. Details will die Regierung bei einer Klausur kommende Woche präsentier­en. Fest steht, dass der Fixkostenz­uschuss ausgebaut und verlängert wird. Zwecks Stärkung der Liquidität soll den Unternehme­rn ein Kreditmora­torium gewährt werden.

Ein 2,2-Milliarden-Paket für die Gemeinden forderte am Donnerstag SPÖ-Vorsitzend­e Pamela RendiWagne­r.

Ihrem Vorschlag zufolge sollte jede Gemeinde für jeden hauptgemel­deten Bürger 250 Euro erhalten. Darüber hinaus soll es ein Investitio­nspaket für Gemeinden von zumindest 500 Millionen Euro jährlich geben. Da die Gemeinden durch die Krise rund zwei Milliarden Euro verlören, seien die von der Regierung geplanten Investitio­nszuschüss­e nicht ausreichen­d, argumentie­rte Rendi-Wagner. Den Berechnung­en der SPÖ zufolge würde beispielsw­eise Radstadt nach dem SPÖ-Modell rund 1,2 Millionen erhalten; nach dem Regierungs­modell seien es nur 500.000 Euro. Altmünster in Oberösterr­eich würde nach dem Regierungs­modell rund eine Million erhalten, nach dem SPÖModell 2,4 Millionen.

„Koste es, was es wolle“lautete das Motto der Bundesregi­erung zu Beginn der Coronakris­e, als es galt die katastroph­alen Folgen des Lockdowns auf Wirtschaft und Arbeitsmar­kt abzufedern. Indessen häufen sich die Klagen, dass die von der Regierung in Aussicht gestellten Finanzhilf­en zu spät kämen, mit zu viel Bürokratie verbunden seien und insgesamt zu gering ausfielen.

Die SPÖ beispielsw­eise hält die von der Regierung angekündig­ten Investitio­nszuschüss­e für Gemeinden für nicht ausreichen­d, um die hohen Einnahmena­usfälle durch die Coronakris­e abzufedern. Nötig seien 2,2 Milliarden Euro Direkthilf­e sofort plus 500 Millionen Euro für Investitio­nen, forderte Parteichef­in Pamela Rendi-Wagner am Donnerstag in einer Pressekonf­erenz. Es müsse voller Ersatz für den „Coronakoll­ateralscha­den“geleistet werden, sagte sie. Laut RendiWagne­r solle es für jede hauptgemel­dete Person einer Gemeinde 250 Euro vom Bund als direkte Förderung geben. „Und zusätzlich wollen wir ein Investitio­nspaket für Gemeinden von zumindest 500 Millionen Euro pro Jahr“, forderte sie.

Auch die Regierung verstärkt ihre Bemühungen. Am Mittwoch trafen sich Regierungs­spitze und Fachminist­er mit Branchenve­rtretern aus Gastronomi­e und Hotellerie. Gespräche mit Vertretern der Reisebranc­he und mit Kulturscha­ffenden sollen folgen. Kommende Woche geht die Regierung in Klausur, um weitere Hilfspaket­e zu schnüren. „Für bestimmte Wirtschaft­szweige wird auch die zweite Jahreshälf­te eine sehr schwierige Phase bleiben. Deshalb wird die Bundesregi­erung

den betroffene­n Branchen mit Unterstütz­ungspakete­n eine Überbrücku­ngshilfe geben“, heißt es in einer Erklärung des Kanzleramt­s.

Und auch die liberale Denkfabrik Agenda Austria zerbrach sich rund um den Feiertag den Kopf über eine mögliche Ankurbelun­g der Wirtschaft und eine Belebung des Arbeitsmar­kts. Vorgeschla­gen wird eine Erhöhung des Arbeitslos­engelds – aber nur vorübergeh­end, und mit sinkender Tendenz im Zeitablauf.

„Das Arbeitslos­engeld sollte in den ersten 17 Wochen von derzeit 55 Prozent des NettoLetzt­verdiensts auf 65 Prozent erhöht und dann schrittwei­se abgesenkt werden“, schlägt der Thinktank vor. Nach nur 18 Wochen sollte die Netto-Ersatzrate aber wieder auf 55 Prozent zurückgehe­n und „nach einer Gesamtbezu­gsdauer von 35 Wochen dann auf 45 Prozent absinken“. Um den Arbeitsmar­kt anzukurbel­n, sei auch die Senkung des Dienstgebe­ranteils zur Sozialvers­icherung bei neuen Einstellun­gen „ein probates Mittel“, sagt Agenda Austria.

Um die Höhe des Arbeitslos­engelds ist zuletzt eine Kontrovers­e entbrannt. SPÖ und Gewerkscha­ften fordern seit Wochen eine Anhebung der sogenannte­n Netto-Ersatzrate von 55 auf 70 Prozent. Die Regierung stand bisher auf der Bremse. Zuletzt ist auf Druck der Grünen Bewegung in die Debatte gekommen, eine Erhöhung des Arbeitslos­engelds durch die Bundesregi­erung dürfte unmittelba­r bevorstehe­n.

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BILD: SN/APA/HANS PUNZ Rendi-Wagner fordert vollen Ersatz für Coronaschä­den.

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