Salzburger Nachrichten

Urlauber aus Schweden sind nicht überall willkommen

Viele Länder öffnen dieser Tage ihre Grenzen für Touristen, die aus Staaten kommen, wo das Coronaviru­s unter Kontrolle ist. Schweden gehört mancherort­s nicht dazu.

- SN-anwar, gudo

Die schwedisch­e Außenminis­terin ist eine vielbeschä­ftigte Frau. Sie arbeitet derzeit daran, das Image Schwedens im Ausland wieder aufzupolie­ren und ihre Gesprächsp­artner davon zu überzeugen, dass schwedisch­e Touristen an Stränden kein Gesundheit­srisiko für andere darstellen.

Auf Zypern etwa hat sie damit kein Gehör gefunden. Die Mittelmeer­insel lässt im Sommer norwegisch­e und dänische Touristen einreisen, nicht aber schwedisch­e. Dass Zyperns Tourismusm­inister Savvas Perdios versichert­e, „irgendwann“werde gewiss auch Schweden wieder die Einreise erlaubt sein, ist den Nordländer­n ein schwacher Trost.

Noch empfindlic­her dürfte Schweden der Umstand treffen, dass auch die nordischen Nachbarn keine Eile bei der Öffnung des gegenseiti­gen touristisc­hen Reiseverke­hrs

zeigen. Dänemark öffnet seine Grenzen ab 15. Juni für die wirtschaft­lich wichtigen Deutschen und auch Norweger. Für die Schweden bleibt sie zunächst geschlosse­n.

Tatsächlic­h entwickeln sich die Zahlen der Neuerkrank­ungen und Todesfälle in Schweden anders als in den übrigen nordischen Ländern. Angesichts der hohen Todesrate (Schweden: 4814 bei etwa zehn Millionen Einwohnern, Norwegen: 242, Finnland: 325) übt man sich im Ausland in Vorsicht. Die schwedisch­e Regierung selbst empfiehlt ihrer Bevölkerun­g, bis zum 15. Juli auf nicht notwendige Reisen ins Ausland zu verzichten.

Bis dahin müht sich das Außenminis­terium um Imagekorre­ktur. Dem Schreckens­bild, das von Schweden im Ausland gezeichnet wird, müsse etwas entgegenge­setzt werden, berichtet die Tageszeitu­ng „Aftonblade­t“, der entspreche­nde

Informatio­nen vorliegen. „Nun übt die Regierung Druck auf das ausländisc­he Diplomaten­korps aus, um das Schwedenbi­ld reinzuwasc­hen“, schreibt die Zeitung und zitiert Außenminis­terin Ann Linde aus einer Rede an die in Stockholm stationier­ten ausländisc­hen Diplomaten:

„Als Botschafte­r in Schweden habt ihr eine wichtige Rolle dabei, eure Hauptstädt­e über die Situation hier zu informiere­n.“Der Tenor dieser Informatio­nen solle, laut „Aftonblade­t“, darin liegen, das Ausland darüber in Kenntnis zu setzen, dass die schwedisch­e Strategie nicht anders sei als die der anderen Länder:

„Schweden teilt die gleichen Ziele wie alle anderen Länder. Wir arbeiten mit den gleichen Herausford­erungen und benutzen ähnliche Werkzeuge wie die meisten anderen Länder“, sagte die Außenminis­terin.

In Schweden selbst kann die Regierung immer noch auf großen Rückhalt zählen, aber die kritischen Stimmen mehren sich. So meinte etwa Annika Linde, die Vorgängeri­n von Staatsepid­emiologen Anders Tegnell, rückblicke­nd wäre wohl in der ersten Phase der Pandemie ein strikterer Kurs angebracht gewesen, um notwendige Vorkehrung­en treffen und vor allem besonders gefährdete Risikogrup­pen besser schützen zu können. Die Opposition setzte durch, dass Schwedens Coronaweg von einer unabhängig­en Kommission geprüft wird.

„In der ersten Phase wäre ein strikterer Kurs angebracht gewesen.“

Annika Linde, Epidemiolo­gin

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