„Dem Land wieder ein Lächeln schenken“
Im von der Coronapandemie schwer getroffenen Italien rollt der Ball ab Freitag wieder.
Italiens Fußball war wegen der Coronaviruspandemie drei Monate im kompletten Stillstand. Beim Restart am Freitag geht es gleich zur Sache – auf dem Programm steht das Cup-Semifinal-Rückspiel zwischen Juventus Turin und AC Milan (Hinspiel 1:1), schon am Samstag folgt das Duell von Napoli mit Inter Mailand (1:0).
Die Wiederaufnahme des Spielbetriebs ohne Zuschauer soll etwas Normalität in ein Land bringen, das von Covid-19 so schwer wie kein anderes Land in Europa getroffen wurde. Das Virus wütete vor allem in Norditalien und hat mehr als 34.000 Menschen das Leben gekostet. Auch zahlreiche Akteure aus der Serie A erkrankten. AtalantaCoach Gian Piero Gasperini dachte an den Tod, so schlecht fühlte er sich. Bei Juventus waren einige der besten Spieler wie Paulo Dybala positiv. Milan-Ikone Paolo Maldini infizierte sich mit dem Virus und kritisierte gleichzeitig, dass mitten in der Pandemie weiter Fußball gespielt wurde. Es sei „Wahnsinn“gewesen, Partien der Champions League wie die des FC Liverpool gegen Atlético Madrid auszutragen, wo man schon um Brandherde wie Madrid gewusst habe. JuventusStar Cristiano Ronaldo war während der Zeit auf seine Heimatinsel Madeira geflüchtet, andere Turiner Profis wie Gonzalo Higuaín gingen nach Argentinien oder wie Sami Khedira nach Deutschland. Nun wollen sie mit der „Alten Dame“ins Finale der Coppa Italia, das am Mittwoch ausgetragen werden soll. Die Serie A nimmt dann am 20. Juni wieder ihren Spielbetrieb auf. Zwölf Runden stehen noch aus.
Die Infektionen in Italien gehen seit Wochen zurück. Doch bis sich Liga, Regierung und Fußballverband (FIGC) zusammengerauft hatten und die Weiterführung der Saison beschlossen wurde, sind Wochen voller Streit und Chaos vergangen.
Sollte ein Spieler oder ein Mitarbeiter eines Clubs positiv sein, muss die ganze Mannschaft zwei Wochen in Quarantäne. Für den Fall, dass der Start doch noch später erfolgen oder die Serie A frühzeitig erneut unterbrochen werden muss, hat der Verband Play-offs angekündigt. Sollte dies nicht möglich sein – etwa weil die Unterbrechung zu nah am Schlusstermin im August liegt –, soll ein auf dem Punktedurchschnitt basierender Algorithmus über die Abschlusstabelle und damit die Teilnehmer am Europapokal und Absteiger entscheiden.
Doch auch wenn ein möglicher neuer Abbruch wie ein Damoklesschwert über der italienischen Fußballwelt hängt: Jetzt überwiegt die Vorfreude auf das erste Spiel. „Wir sind fast da ... wir können es kaum erwarten“, schrieb Inter-Mittelfeldspieler Antonio Candreva in den sozialen Netzwerken. „Der grüne Rasen, die Mitspieler, die Emotionen, die uns nur dieser Sport schenkt. Wir hoffen, dass wir den Fans und dem ganzen Land ein Lächeln schenken können.“