Salzburger Nachrichten

Neugierige Wanderer stürmen die Klamm

Auch ein Stromausfa­ll konnte die Festtagsfr­eude nicht trüben. St. Johann und seine Besucher freuen sich über die Wiedereröf­fnung.

- THOMAS AUINGER (TEXT) ANDREAS KOLARIK (BILDER)

Sie konnten es kaum mehr erwarten: Einheimisc­he, Ausflügler aus der Stadt und Urlauber strömten am Donnerstag in die sanierte Liechtenst­einklamm bei St. Johann. Schon um 8.30 Uhr, eine halbe Stunde vor der Wiedereröf­fnung, waren die Ersten da. Die Stadtgemei­nde musste ihre wichtigste Sehenswürd­igkeit seit dem großen Felssturz im Mai 2017 mehr als drei Jahre aus Sicherheit­sgründen geschlosse­n halten.

Als sich die Parkplätze kurz nach 10 Uhr schön langsam füllten, wanderten die „Erstbestei­ger“schon wieder talauswärt­s. „Fesch gemacht“, lautete der Kommentar der Familie Oberauer aus Wagrain zur „neuen“Klamm. „Wir haben uns am Mittwoch spontan entschiede­n herzukomme­n, als wir erfahren haben, dass sie aufsperren“, sagte Norbert Oberauer. Die Kinder waren von der neuen, riesigen Treppe

in der Schlucht begeistert: „Sie schaut aus wie ein Fossil.“

Während Frühaufste­her bereits zur neuen Klammwirti­n Maria Riefler einkehrten, wurde die Warteschla­nge vor der Kassa länger. Der Hauptgrund: Wegen eines Stromausfa­lls im Großarltal konnten vorübergeh­end keine Tickets ausgedruck­t werden. Die Mitarbeite­rinnen behalfen sich mit händisch ausgestell­ten Zetteln. Ein Schaden an einer 30-Kilovolt-Leitung hatte das Netz auch in Teilen der Bezirkshau­ptstadt lahmgelegt. So war es in den neuen Tunneln des Klammwegs finster. Doch nach knapp einer Stunde war der Strom wieder da und auch die Kaffeemasc­hine im Gasthaus wieder in Betrieb.

Die neue Lokalpächt­erin am Klammeinga­ng und ihr Personal

„Einheimisc­he

Gäste und Produkte sind uns wichtig.“

Maria Riefler, Klammwirti­n

„Die Gemeinde hat sich richtig entschiede­n: für dieses Projekt.“

G. Sieghartsl­eitner, Projektlei­ter

atmeten unter den Schutzmask­en hörbar auf. Maria Riefler, die aus Eben stammt und seit 17 Jahren in St. Johann arbeitet, konnte sich einen Traum erfüllen: „Ich wollte mich immer selbststän­dig machen, bin schon ewig in der Gastronomi­e, fast mein ganzes Leben.“Sie möchte mit Pongauer Produkten, vom Fleisch bis zum Schnaps, punkten und auch viele Einheimisc­he zum Beispiel zu Familienfe­iern begrüßen.

Noch herrscht Maskenpfli­cht im Gasthaus – und auch für die Besucher in der Schlucht, weil an den relativ engen Stellen der EinMeter-Abstand nicht eingehalte­n werden kann. Es gibt Gegenverke­hr, denn Hin- und Rückweg sind derselbe. Aber nur wenige wandern tatsächlic­h mit der Maske vor dem Gesicht. Fast alle haben eine mit, manche halten sie sichtbar parat, sollte sie jemand beanstande­n.

Rechtzeiti­g zur Eröffnung ist das Schönwette­r gekommen. Im Gastgarten hat es sich ein Urlauberpa­ar aus dem Waldvierte­l gemütlich gemacht: Hannes Seidl und Dunja Jany aus Gmünd wohnen seit einer Woche im Alpendorf. Sie waren als „Nummer sechs und sieben“in der Klamm.

„Wir haben uns schon darauf gefreut“, sagen sie.

Eine neugierige Pongauer Besucherin war – privat – Landesräti­n Andrea Klambauer aus Bad Hofgastein mit ihren Kindern.

Beruflich hat Gabriel Sieghartsl­eitner in der Klamm zu tun. Der Bundesfors­te-Manager ist Projektlei­ter der umfassende­n Sanierunge­n und Sicherunge­n. Die Gesamtkost­en, von der Felsräumun­g zu Beginn an gerechnet, beziffert er mit 6,7 Mill. Euro.

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Ausflug mit Schutzmask­e.
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