Neugierige Wanderer stürmen die Klamm
Auch ein Stromausfall konnte die Festtagsfreude nicht trüben. St. Johann und seine Besucher freuen sich über die Wiedereröffnung.
Sie konnten es kaum mehr erwarten: Einheimische, Ausflügler aus der Stadt und Urlauber strömten am Donnerstag in die sanierte Liechtensteinklamm bei St. Johann. Schon um 8.30 Uhr, eine halbe Stunde vor der Wiedereröffnung, waren die Ersten da. Die Stadtgemeinde musste ihre wichtigste Sehenswürdigkeit seit dem großen Felssturz im Mai 2017 mehr als drei Jahre aus Sicherheitsgründen geschlossen halten.
Als sich die Parkplätze kurz nach 10 Uhr schön langsam füllten, wanderten die „Erstbesteiger“schon wieder talauswärts. „Fesch gemacht“, lautete der Kommentar der Familie Oberauer aus Wagrain zur „neuen“Klamm. „Wir haben uns am Mittwoch spontan entschieden herzukommen, als wir erfahren haben, dass sie aufsperren“, sagte Norbert Oberauer. Die Kinder waren von der neuen, riesigen Treppe
in der Schlucht begeistert: „Sie schaut aus wie ein Fossil.“
Während Frühaufsteher bereits zur neuen Klammwirtin Maria Riefler einkehrten, wurde die Warteschlange vor der Kassa länger. Der Hauptgrund: Wegen eines Stromausfalls im Großarltal konnten vorübergehend keine Tickets ausgedruckt werden. Die Mitarbeiterinnen behalfen sich mit händisch ausgestellten Zetteln. Ein Schaden an einer 30-Kilovolt-Leitung hatte das Netz auch in Teilen der Bezirkshauptstadt lahmgelegt. So war es in den neuen Tunneln des Klammwegs finster. Doch nach knapp einer Stunde war der Strom wieder da und auch die Kaffeemaschine im Gasthaus wieder in Betrieb.
Die neue Lokalpächterin am Klammeingang und ihr Personal
„Einheimische
Gäste und Produkte sind uns wichtig.“
Maria Riefler, Klammwirtin
„Die Gemeinde hat sich richtig entschieden: für dieses Projekt.“
G. Sieghartsleitner, Projektleiter
atmeten unter den Schutzmasken hörbar auf. Maria Riefler, die aus Eben stammt und seit 17 Jahren in St. Johann arbeitet, konnte sich einen Traum erfüllen: „Ich wollte mich immer selbstständig machen, bin schon ewig in der Gastronomie, fast mein ganzes Leben.“Sie möchte mit Pongauer Produkten, vom Fleisch bis zum Schnaps, punkten und auch viele Einheimische zum Beispiel zu Familienfeiern begrüßen.
Noch herrscht Maskenpflicht im Gasthaus – und auch für die Besucher in der Schlucht, weil an den relativ engen Stellen der EinMeter-Abstand nicht eingehalten werden kann. Es gibt Gegenverkehr, denn Hin- und Rückweg sind derselbe. Aber nur wenige wandern tatsächlich mit der Maske vor dem Gesicht. Fast alle haben eine mit, manche halten sie sichtbar parat, sollte sie jemand beanstanden.
Rechtzeitig zur Eröffnung ist das Schönwetter gekommen. Im Gastgarten hat es sich ein Urlauberpaar aus dem Waldviertel gemütlich gemacht: Hannes Seidl und Dunja Jany aus Gmünd wohnen seit einer Woche im Alpendorf. Sie waren als „Nummer sechs und sieben“in der Klamm.
„Wir haben uns schon darauf gefreut“, sagen sie.
Eine neugierige Pongauer Besucherin war – privat – Landesrätin Andrea Klambauer aus Bad Hofgastein mit ihren Kindern.
Beruflich hat Gabriel Sieghartsleitner in der Klamm zu tun. Der Bundesforste-Manager ist Projektleiter der umfassenden Sanierungen und Sicherungen. Die Gesamtkosten, von der Felsräumung zu Beginn an gerechnet, beziffert er mit 6,7 Mill. Euro.