Wenn Scherben Ordnung bringen
Spannung wächst in den Bildern von Johannes Domenig aus Gegensätzen.
SALZBURG. Die Oberfläche ist glatt und rot. Aber in den glänzenden Kunststoff hat Johannes Domenig scharfe Glasscherben eingesetzt. An Scherben interessiere ihn auch ihre widersprüchliche Qualität, erzählt er in der Salzburger Galerie Frey: „Sie können für Glück genauso stehen wie für Schmerz.“In einer aktuellen Serie des Kärntner Künstlers bringen Scherben aber auch Ordnung: In rhythmischen Mustern hat er sie auf den roten Bildflächen angeordnet. „Ich bemerke an mir immer wieder den Drang zur Ordnung“, sagt Domenig, „vielleicht versuche ich damit ja, dem Chaos zu entrinnen.“
Noch deutlicher lässt sich die Ordnungsliebe an einer anderen Arbeit erkennen, die in seiner jüngsten Ausstellung zu sehen ist: „Nature Icon“heißt ein Bild, mit dem er eine einfache Verschalungsplatte von der Großbaustelle zum Kunstobjekt macht. Die Baumäste, die der Holzfläche ein strenges Muster verleihen, hat er darauf mit Blattgold veredelt und somit in den Stand von Ornamenten erhoben.
Die Gegensätze zwischen Natur und Zivilisation beschäftigen den 57-jährigen Künstler immer wieder in neuen Variationen. „Human Meets Nature“heißt deshalb auch die aktuelle Schau in der Galerie in Nonntal. Mit seiner Arbeit wolle er sich allerdings in die Natur gar nicht zu viel einmischen, sagt Domenig. Warum auch? Holz, Stein und andere Materialien,
die er für seine Arbeit sucht, hätten schon von sich aus so viel Substanz und Aussagekraft – „da will ich so wenig wie möglich hinzufügen. Überbordend zu arbeiten liegt mir nicht.“
Wie eng Natürliches und Menschliches zusammenwachsen können, ist auch auf dem Plakat zur Schau zu sehen: Es zeigt einen Kopf aus Kunststoff, der von Baumflechten überzogen ist wie von einem dichten Adernsystem. Der Kunstkopf sei ein Beispiel für eine Serie von Skulpturen, mit denen er erst jüngst zu experimentieren begonnen habe, erzählt der studierte Bildhauer, dessen langjähriger Salzburg-Bezug bis zu seiner ersten Ausbildung in Hallein in den 1970erJahren zurückreicht.
In der Galerie Frey sind indes vor allem aktuelle, großflächige Bilder ausgestellt, in denen Johannes Domenig mit gegensätzlichen Materialien arbeitet. Eine aufgespannte Baumrinde mit tiefen Furchen ist dann etwa zur Gänze mit Silber überzogen. An einer anderen Wand glänzt eine Gruppe von schlichten Baumschwämmen, die Domenig mit Blattgold behandelt hat. In einer weiteren Serie hingegen hat er lauter kleine Plastikteilchen wie billige Intarsien in eine edle Natursteinplatte eingesetzt. „Plastic Planet“heißt das Bild, mit dem er nicht die Vermüllung der Welt anprangern, sondern „ganz einfach einen Ist-Zustand zeigen“wolle, erläutert Johannes Domenig: „Kunst ist ja immer auch ein Spiegel der Zeit.“
„Scherben stehen für Glück ebenso wie für Schmerz.“
Ausstellung: