Salzburger Nachrichten

Wenn Scherben Ordnung bringen

Spannung wächst in den Bildern von Johannes Domenig aus Gegensätze­n.

- Johannes Domenig, Künstler Johannes Domenig, „Human Meets Nature“, Salzburg, Galerie Frey, bis 18. Juli 2020.

SALZBURG. Die Oberfläche ist glatt und rot. Aber in den glänzenden Kunststoff hat Johannes Domenig scharfe Glasscherb­en eingesetzt. An Scherben interessie­re ihn auch ihre widersprüc­hliche Qualität, erzählt er in der Salzburger Galerie Frey: „Sie können für Glück genauso stehen wie für Schmerz.“In einer aktuellen Serie des Kärntner Künstlers bringen Scherben aber auch Ordnung: In rhythmisch­en Mustern hat er sie auf den roten Bildfläche­n angeordnet. „Ich bemerke an mir immer wieder den Drang zur Ordnung“, sagt Domenig, „vielleicht versuche ich damit ja, dem Chaos zu entrinnen.“

Noch deutlicher lässt sich die Ordnungsli­ebe an einer anderen Arbeit erkennen, die in seiner jüngsten Ausstellun­g zu sehen ist: „Nature Icon“heißt ein Bild, mit dem er eine einfache Verschalun­gsplatte von der Großbauste­lle zum Kunstobjek­t macht. Die Baumäste, die der Holzfläche ein strenges Muster verleihen, hat er darauf mit Blattgold veredelt und somit in den Stand von Ornamenten erhoben.

Die Gegensätze zwischen Natur und Zivilisati­on beschäftig­en den 57-jährigen Künstler immer wieder in neuen Variatione­n. „Human Meets Nature“heißt deshalb auch die aktuelle Schau in der Galerie in Nonntal. Mit seiner Arbeit wolle er sich allerdings in die Natur gar nicht zu viel einmischen, sagt Domenig. Warum auch? Holz, Stein und andere Materialie­n,

die er für seine Arbeit sucht, hätten schon von sich aus so viel Substanz und Aussagekra­ft – „da will ich so wenig wie möglich hinzufügen. Überborden­d zu arbeiten liegt mir nicht.“

Wie eng Natürliche­s und Menschlich­es zusammenwa­chsen können, ist auch auf dem Plakat zur Schau zu sehen: Es zeigt einen Kopf aus Kunststoff, der von Baumflecht­en überzogen ist wie von einem dichten Adernsyste­m. Der Kunstkopf sei ein Beispiel für eine Serie von Skulpturen, mit denen er erst jüngst zu experiment­ieren begonnen habe, erzählt der studierte Bildhauer, dessen langjährig­er Salzburg-Bezug bis zu seiner ersten Ausbildung in Hallein in den 1970erJahr­en zurückreic­ht.

In der Galerie Frey sind indes vor allem aktuelle, großflächi­ge Bilder ausgestell­t, in denen Johannes Domenig mit gegensätzl­ichen Materialie­n arbeitet. Eine aufgespann­te Baumrinde mit tiefen Furchen ist dann etwa zur Gänze mit Silber überzogen. An einer anderen Wand glänzt eine Gruppe von schlichten Baumschwäm­men, die Domenig mit Blattgold behandelt hat. In einer weiteren Serie hingegen hat er lauter kleine Plastiktei­lchen wie billige Intarsien in eine edle Naturstein­platte eingesetzt. „Plastic Planet“heißt das Bild, mit dem er nicht die Vermüllung der Welt anprangern, sondern „ganz einfach einen Ist-Zustand zeigen“wolle, erläutert Johannes Domenig: „Kunst ist ja immer auch ein Spiegel der Zeit.“

„Scherben stehen für Glück ebenso wie für Schmerz.“

Ausstellun­g:

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BILD: SN/GALERIE FREY Johannes Domenig vor einem seiner Bilder in der Salzburger Galerie Frey.

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