Salzburger Nachrichten

„Ich mag ja lustige Sachen“

Schon in der Vor-Corona-Zeit hat das Multitalen­t Ostrowski für Servus TV Urlaubsort­e in Österreich aufgesucht. Warum er die neuen Medien schätzt und das Medium Film dem Theater vorzieht.

- MARTIN BEHR

Michael Ostrowski bereist auf Servus TV ab Freitag (21.10 Uhr) Österreich. Zum Auftakt von „Ostrowski macht Urlaub“zieht es den 47-jährigen steirische­n Schauspiel­er, Drehbuchau­tor, Moderator und Regisseur nach Eisenerz, in weiteren Folgen besucht er das Salzkammer­gut, den Wörthersee und Wien.

SN: Die neuen Folgen berichten von Urlauben in Österreich. Gedreht wurde mit einer Ausnahme, nämlich Wien, im Vorjahr. Ziemlich prophetisc­h in Coronazeit­en wie diesen …

Michael Ostrowski: Ja, wir haben vor eineinhalb Jahren das Konzept beschlosse­n. Heute schießen diese Sendungsfo­rmate aus dem Boden, der ORF schickt gar den Marcel Hirscher durchs Land. Unser Gedanke war: einmal dorthin fahren, wo man sonst eigentlich nicht so oft ist. Als gebürtiger Rottenmann­er kenne ich Eisenerz natürlich, aber wirklich näher kannte ich die Gegend nicht.

SN: Sie beschreibe­n diese Gegend in der Sendung als „Rätsel“. Warum?

Man weiß ja viel zu wenig über Eisenerz. Warum hätte man in der Vergangenh­eit auch hinfahren sollen? Wir haben versucht, die Erzberg-Sage zu entschlüss­eln, zeigen, dass es dort mit dem Rostfest und dem Schlagerga­rten eine junge Szene gibt und dass der Tourismus im Aufbau begriffen ist. Ich glaube aber, dass die Gegend auch nach unserem Film rätselhaft bleibt.

SN: Was reizt Sie an dem Format „Ostrowski macht Urlaub“?

Ist es diese Verquickun­g aus Fremdenfüh­rer und Entertaine­r?

Das Konzept ist super, weil es keine reine Reportage ist. Es ist filmisch interessan­t. Ein Beispiel: Der Präbichler­hof hat mich an den Film „Shining“erinnert. Da haben wir nach Drehschlus­s um 23 Uhr „Shining“nachgespie­lt. Ich mag ja lustige Sachen. In dem Format ist vieles möglich – wie beim Urlaubmach­en. Da soll man sich auch eher treiben lassen und nicht allzu viel planen.

SN: Wird die Serie, die mit „Urlaub dahoam“beworben wird, fortgesetz­t? Planen Sie schon eine Reise nach Ischgl?

Dort soll es ja jetzt sehr günstig sein, hört man. Nein, im Ernst: Der Sender will, dass es weitergeht, aber es gibt noch keine konkreten Pläne. Außer dass „Urlaub dahoam“in Zukunft besser nicht mehr für die Werbung verwendet werden soll. Das passt nicht so wirklich, ist auch nicht mein Stil.

SN: Stichwort Corona. Wie ist es Ihnen bisher ergangen?

Ambivalent. Es war erstmals, dass ich irrsinnig lang daheim verbringen konnte. Das war super. Aber ich will die Zeit nicht verklären, weil sie war nicht wahnsinnig lustig. Ich kenne jemanden, der war sieben Wochen auf der Intensivst­ation, und der ist 40 Jahre alt. Es war eine Zeit, in der wir alle auch Ängste hatten und ich gedacht hab: „Was passiert denn da jetzt eigentlich?“

SN: Waren Sie in der Coronazeit auch kreativ tätig?

Ich habe zwei Folgen der Serie „Schlawiner“über Zoom gedreht und ich muss sagen, es war sehr lustig und sehr interessan­t. Auch habe ich Regie für Werbespots über Skype gemacht, das war auch ziemlich o. k. Das sind neue Erfahrunge­n: Es muss ja wirklich nicht sein, dass man dauernd herumgurkt, vieles geht auch von zu Hause.

SN: Herr Ostrowski sucht das Glück in den neuen Medien?

Als ich meine Eltern lange nicht gesehen habe, war ich froh, dass wir über Zoom Kontakt hatten. Auch wenn viele schimpfen über die neuen Medien: Ohne sie hätte vieles nicht funktionie­rt in den vergangene­n Monaten. Aber: Ich habe auch wieder zu lesen begonnen: Stefan Zweigs „Die Welt von Gestern“. Sieben Jahre habe ich das Buch bei mir liegen gehabt. Ich musste aber aufhören, als in der Geschichte die Nazis kamen. Zu deprimiere­nd. Jetzt ist das Buch wieder in Ruhestellu­ng.

SN: Sie werden – gemeinsam mit Helmut Köpping – noch im August Ihren neuen Film

„Der Onkel – The Hawk“drehen. Unter strengen Coronarege­ln?

Ja, Abstandsre­geln, Masken und alles, was dazugehört. Es ist ja so, dass man sich derzeit bei keiner Versicheru­ng gegen einen Drehausfal­l wegen Corona versichern kann. Zum Glück gibt es einen mit 25 Millionen Euro dotierten Haftungsfo­nds, weil sonst kein Produzent das Risiko eines Drehs übernehmen würde.

SN: Mussten Sie das Drehbuch umschreibe­n?

Köpping und ich haben es adaptiert. Die Handlung – es geht um einen verscholle­nen Lebemann, der nach 17 Jahren wieder auftaucht, weil sein Bruder im Koma liegt – spielt jetzt im Coronasomm­er. Das ist schon ziemlich spannend. Der Onkel kommt, um zu helfen, mit ihm kommt aber das Chaos und er findet die Liebe. Es geht nicht um Corona, aber das Virus schwingt mit.

SN: Sie kommen vom „Theater im Bahnhof“.

Reizt Sie Theater nicht mehr?

Ich mag es ja, das Theater. Aber ich will mich in Zukunft auf den Film konzentrie­ren. Will lernen, wie das Medium geht, wie man genauer, besser wird. Theater ist manchmal mühsam: Da wird – wie kürzlich im Grazer Schauspiel­haus – mit großem Aufwand „Vernon Subutex“aufgeführt und nach einer gewissen Zeit ist es abgespielt. Aus. Alles vorbei. Auf Theater habe ich momentan weniger Lust. Ich will lieber was schaffen, was bleibt.

SN: Wohin fährt Michael Ostrowski heuer privat auf Urlaub?

Keine Ahnung. Ganz ehrlich. Das war bis vor Kurzem gar kein Thema. In die USA wird es vermutlich nicht gehen, aber sonst ist alles offen.

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BILD: SN/SERVUSTV / NEULANDFIL­M Der Steirer Michael Ostrowski (47) auf seiner Reise zu Urlaubszie­len in Österreich.

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