Für Onlinebroker war Corona keine Krise
Robert Ulm ist es fast unangenehm, dass die Hello Bank „sehr gut durch die Coronakrise gekommen ist“, aber die Zahlen sprechen nun einmal eine klare Sprache. Rund 1500 Wertpapierkunden habe man in den vergangenen zwei Monaten gewonnen, darunter seien Neueinsteiger und Wechsler, die ihr Depot von der Hausbank übertragen hätten, sagt der Vorstandschef des Onlinemaklers, der zur französischen BNP-Paribas-Gruppe gehört. Dass darunter auch viele jüngere Menschen waren, freut Ulm besonders, da mache sich bezahlt, dass man viel Energie in die Finanzbildung investiere.
Über die Entwicklung der Aktienmärkte ist selbst Profi Ulm erstaunt: „Man traut seinen Augen nicht, wenn man sieht, wo der DAX steht.“Auch die USTechbörse Nasdaq habe ihr Niveau von vor der Krise wieder erreicht. Offenbar hätten nach der langen Hausse viele die Chance ergriffen, in den Markt einzusteigen. Dass die Börsen die Covid19-Krise schon vollständig verarbeitet haben, glaubt Ulm trotz einiger positiver Nachrichten und obwohl Regierungen und Notenbanken „Unsummen in die Wirtschaft
und Finanzmärkte pumpen“allerdings nicht. Zu Beginn des dritten Quartals könnte es noch einmal unruhig werden. Er gehe aber davon aus, dass die Kurse zum Jahresende über dem Tief in der Coronakrise liegen würden, sagt Ulm.
Während in vielen Branchen auf Kurzarbeit zurückgegriffen wurde, war dies bei Banken nicht der Fall. Man habe wegen der vielen Kontoeröffnungen kurzfristig sogar Personal engagieren müssen, sagt Ulm. Man sei aber gut vorbereitet gewesen und habe die Bank „in zehn Tagen ins Homeoffice geschoben“. Aktuell beschäftigt die Hello Bank 160 Mitarbeiter, davon 140 in Salzburg, wo man in der Krise an einen neuen Standort übersiedelte, was Ulm als klares Signal des Eigentümers wertet. An Österreichs Anleger geht das Signal, die Chancen des Aktienmarkts zu nutzen. Aber Ulm weiß, dass noch viel zu tun bleibt, um die Österreicher „von der Nadel des Sparbuchs wegzubringen“.